Mittwoch, 20. April 2011

Traurige Augen

Im  Trubel des Tages wird die Wahrnehmung getrübt, 
sovieles bleibt in der Tiefe und wird bewußt erst einmal gar nicht wahr genommen. 

So geht es mir zumindest sehr oft... Das ist als würde inmitten der vielen Worte, Eindrücke sich mir etwas zwischen den Zeilen zeigen, aber  noch bevor ich lesen kann was da steht, ist es erst einmal weg.

Später am Tag dann wenn es ruhiger wird, alles noch einmal an mir vorbei zieht, dann wird das was ich zwischen den Zeilen aufgefangen habe erkennbar ... 
So ist es mir gestern gegangen. Ich habe die kleine Lisbeth zufällig in der Stadt getroffen. 
Eigentlich kenne ich sie nur müde oder sie hat das strahlenste Lächeln das einfach ansteckt. In früheren Monaten da musste ich mir nur dieses kleine Bündel Mensch in seinem Strahlen mit den großen Augen ansehen - da konnte vorher gewesen sein was wollte - schlagartig ging es mir dann richtig gut und ich musste einfach mitlächeln. Dieses kleine Mädchen hat soviel Fröhlichkeit in sich gehabt... 

Gestern habe ich sie ganz anders gesehen - ich hoffe meine Einbildung spielt mir einen Streich - oder sie war - obwohl ich es fast nicht glaube - wirklich einfach nur müde... 
Auf jeden Fall konnte ich keine ansteckende Fröhlichkeit sehen, kein Lächeln - einfach nur zwei riesig große Kulleraugen die mehr als traurig, fast schon resigniert zu gucken schienen... In dem Umfeld in dem sie lebt, könnte das leider sehr gut so sein... 

Heute morgen als ich aufwachte was die kleine Lisbeth das erste was mir einfiel - und die Vorstellung das sie nicht müde war sondern sie anfängt viel von der Stimmung in ihrem Umfeld aufzunehmen und ihr das die Unbeschwertheit und Fröhlichkeit nimmt, zerreißt mir das Herz. 

Und mehr kann ich dann dazu auch schon gar nicht mehr sagen, es sind immer die Kinder die das was die Erwachsenen veranstalten, ausbaden müssen... Für mich ist das, als würde man den Kindern damit ihr Kind-sein stehlen - und das ist etwas was man in späteren Jahren nie mehr nachholen kann... 
Ich gehöre bestimmt nicht zu den Menschen die eigenes Versagen und Unfähigkeit mit einer "schlimmen Kindheit" entschuldigen, aber ich denke schon das da ein ganz wesentlicher Grundstein für das eigene Selbstverständnis gelegt wird. In späteren Jahren kann man dann viel nachholen, aufholen, korrigieren - aber eben nicht alles. Ein einmal verpaßter Lebensabschnitt ist verpaßt. Kindheit kann man als erwachsener Mensch nicht nachholen... 
Aber ich glaube darüber mag ich im Augenblick gar nicht nachdenken... Das ist nicht der Augenblick sich Gedanken über alles und jedes und ganz allgemein zu machen - sondern der, wo ich mir überlegen muss wie ich damit umgehe und was mein Beitrag sein kann - und das wird wenig genug sein...

Heute wird es wieder ein langer Tag werden. Vorhin als ich aufstehen musste, brauchte es einen Augenblick bis ich wußte welcher Wochentag es ist - weil die Woche sich anfühlt als wäre sie schon wieder ewig lang - dabei sind ja erst einmal die ersten 2 Tage der Woche "geschafft" und heute kommt der dritte...