Sonntag, 10. April 2011

Ganz bei mir

Manchmal, so wie heute abend, wünschte ich wirklich, ich könnte mit Worten Bilder malen. 
Ich wünschte, ich könnte Begeisterung, Entspannung, innere Ruhe, Zufriedenheit, Hingabe, Liebe, Freude, Einklang mit Worten oder Klängen spürbar machen...
Leider kann ich all das nicht und deswegen fällt mir zu dem heutigen Tag auch nichts ein, was ihm wirklich gerecht würde. 
Er hatte soviel von dem, was ein wunderschöner, wertvoller Tag braucht. Er hat keinen Raum gelassen meinen Blick auf das zu wenden was (vielleicht)fehlt... 

Heute morgen nach dem Kaffee im Bett und ein bisschen dem Tag entgegen bummeln, habe ich mich auf meinen Unterricht nächste Woche vorbereitet, während die noch immer sehr kühle Morgenluft durch die geöffnete Tür herein kam. 
Die Zeit ist dabei verflogen und vermutlich hätte ich gar nicht gemerkt das es längst Mittag ist, wenn nicht eine meiner Freundinnen angerufen und sich zum Kaffee trinken angesagt hätte. 
Das ist die, mit der ich vor einiger Zeit den Deko-Ampelschirm gekauft habe und heute habe ich mich über uns beide dann endgültig kringelig gelacht. 

Meine Vormieterin hat hier 6 Jahre gewohnt und an einer bestimmten Stelle auf dem Balkon lagen schon die Betonplatten mit dem der Ständer eines solchen Schirmes beschwert werden muss. Als meine Freundin und ich den vor Wochen im Baumarkt gekauft haben, haben wir natürlich zielsicher erst einmal einen anderen - unserer Meinung nach viel besseren Standort für den Schirm ausgesucht, die Betonplatten von A nach B gehievt, den Ständer falsch positioniert, die Platten wieder entfernt... alles in allem war es eine größere Sache mit dem Ergebnis das es ein toller , riesiger Dekoschirm ist mit Null Sonnenschutz weil die Sonne einfach trotzdem genau auf die Sitzecke prallte.

Heute dann haben wir mal wieder Betonplatten schieben, hieven, wuchten gespielt... Sie liegen jetzt da, wo die Vormieterin sie hatte - und sieh da - für den Schirm der perfekte Standort. Jetzt ist er sogar ein bisschen Sonnenschutz und nicht nur Deko. Wieso sind wir damals nicht auch einen einzigen Moment auf die Idee gekommen, dass sie sich bei diesem Standort etwas gedacht hatte - und das sie nach 6 Jahren den richtigen sicher besser kennt als wir Naseweise???  
Tja jetzt gehören meine Freundin und ich zu den schlauen Menschen - allerdings zu denen, die es erst hinterher sind ;-). 

In der Sonne sitzen, Eiskaffee trinken, plauschen über alte und neue Zeiten, Pläne schmieden, ins Grüne sehen wie sich dort Spaziergänger, Inline-Skater, Reiter, Fahrradfahrer tummeln, den Alltag der morgen wieder anfängt ganz weit weg schieben, von einem Hauch Leichtigkeit umgegeben, schöne Musik im Radio, im Augenblick verweilen und ihn einfach genießen wie er ist...

Nachdem sie entschwunden ist, habe ich mir "meinen Freibeuter" geschnappt und mich wieder rauß gesetzt und gelesen. 
Das klingt vielleicht nicht nach viel - ist es für mich aber schon. Schon so lange hatte ich nicht mehr soviel Ruhe in mir das überhaupt daran zu denken gewesen wäre einfach da zu sitzen und "Trivialliteratur" zu lesen. Ich habe immer wieder nur von dem Buch aufgesehen, um der Sonne zuzusehen wie sie langsam ihre Bahn Richtung Anhöhe zieht um dort schon bald unterzugehen, vielleicht auch einfach nur um mich davon zu überzeugen das es wirklich so schön ist wie es sich für mich anfühlt. Hätte man mich in diesem Augenblick gefragt ob ich glücklich bin - ja, sehr. Dem Glück gehört immer nur der Augenblick - und dieser hat ganz sicher dazu gehört.

Es gibt Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte die auch ein so schöner Tag offen läßt und die ich mit in meine Träume nehmen werde wenn ich später am Abend schlafen gehe. 
Hätte wohl wenig Sinn das zu verschweigen... aber genauso wenig Sinn macht es eben sich immer auf das zu konzentrieren was am Ende des Tages noch fehlt, wenn er doch soviel hatte. 

Auch diese Sichtweise ging mir in den völlig überfüllten Tagen der letzten Monate völlig verloren. Es war wie nur noch wahrnehmen wo etwas fehlt, klemmt, nicht rund läuft um dabei immer mehr die Ruhe und damit auch die Kraft, den Mut zu verlieren...

Ich kann mich an so manchen Sonntagabend erinnern, an denen ich keine Ahnung hatte wie ich den nächsten Tag, die nächste Woche überstehen soll. Ich wollte nicht mehr, konnte nicht mehr. 
Es war, als gäbe es nirgends mehr einen Ruhepol , kein zuhause das sich anfühlt wie die Welt aussperren... Ich kann mich an so manchen Morgen erinnern, an dem ich beinahe schon verzweifelt darüber nachgedacht habe wie ich den Alltag fern halten kann - natürlich ohne eine Antwort auf diese Frage zu finden... 
Mit diesem Gefühl bin ich dann in den neuenTag gezogen - und so wie ich dem Tag entgegen getreten bin - so hat er sich mir gezeigt - anstrengend, nervig, kräfteraubend... 

Das ist heute abend ganz anders - gerne hätte ich noch ein paar Tage mehr wie diese. Es liegt in der Natur der Sache das man mehr von dem haben will was einem gut tut... Aber ich fühle mich gut gerüstet, ausgeruht, ausgeglichen für das, was die neue Woche mir abverlangen wird... 
Ich freue mich auf morgen - auch wenn es früh aufstehen heißt, es ein langer Tag werden wird... 

So, und jetzt schnappe ich mir wieder "meinen Freibeuter", lese mich in seine Welt bis dieser Tag zur Nacht und es Zeit zum Schlafen gehen wird.

Ich sag schon mal gute Nacht...