Samstag, 9. April 2011

Gefühlte Wirklichkeit

Um sieben Uhr  bin ich aufgewacht, aber dann auch wieder nicht richtig  - auf jeden Fall kam mir in den Sinn mich rumzudrehen und weiter zu schlafen. 
Aber dann hat mich das Morgenlicht das durchs Fenster fiel doch dazu verführt aufzustehen. Morgende wie diesen zu verschlafen wäre einfach schade. Draußen ist der Himmel hellbau, die Sonne wirft ihr warmes Licht auf den Ort, die Vögel geben ein Konzert und zwitschern als wollten sie einen damit nach draußen locken.

Vorhin fiel mir auf, dass es vermutlich gar nicht geht älter zu werden, ohne die Situation in der man in dem jeweiligen Augenblick steckt, abzugleichen mit irgendetwas was man in dieser Art kennt. 
Es ist wie ein unbewußtes Programm das da abläuft, blitzschnell den gegenwärtigen Augenblick vergleicht mit den vergangenen und je nachdem welche Eindrücke die vergangenen hinterlassen haben, schieben die sich ein Stück weit über den gegenwertigen. So geht es mir zumindest.

Wenn ich aus dem Fenster diesen schönen Morgen sehe - so blau und noch kühl, in Erwartung der Wärme die die Sonne im Laufe des Tages entfalten wird, die Vögel höre und die zarten Farben draußen sehe - dann fühlt sich dieser Morgen einfach richtig gut an. 
Wenn ich dann erklären sollte was in diesem Zusammenhang richtig gut heißt - dann fallen mir auf der Suche nach den richtigen Worten meist immer Dinge und Ereignisse, Befindlichkeiten ein, die ich kenne - und damit eben immer auch ein Stück der gelebten Vergangenheit.

Zu heute morgen fallen mir am ehesten Unbeschwertheit, Neugier, Aufbruchsstimmung, Ungeduld, planen, Neuanfang ein. 
Federleicht, hoffnungsvoll... 
und ein bisschen als würde etwas in diesem Morgen liegen, das den Träumen wieder ihre Flügel zurück geben könnte, Lust macht sie auszubreiten und abzuheben, 
sich aus dem Ballast des Alltags zu befreien, alle Rollen abzuwerfen 
und einfach sich nur von dem Gefühl des Augenblicks leiten zu lassen.

An einem Morgen wie diesem fühlt es sich für mich an, als hätten sich die Türen ins Leben geöffnet und würden nur darauf warten das ich durch sie hindurch gehe, 
so als könnte noch immer alles und jederzeit (im positven Sinne) passieren. 
Es fühlt sich an wie am Anfang stehen und nicht irgendwo einbetoniert mittendrin oder gar am Ende. 

Gerade muss ich lachen. Das wäre jetzt bestimmt wieder etwas gewesen wo meine Mutter hoch interessiert gelauscht hätte um dann zu lachen und sagen - "ach Kind, das ist doch normal das es morgens draußen so ist wenn es Sommer wird, also du hast manchmal aber auch Ideen..."

Wenn ich mir jetzt etwas wünschen dürfte, dann bestimmt das mir genau diese Ideen niemals ausgehen und deshalb ein Morgen nicht einfach ein Morgen ist weil er nun mal so ist.

Und Morgende wie diese fühlen sich an als könnte ich mich noch immer unsterblich verlieben, irgendwann. 
Dann höre ich auf mich an das dicke Bündel der eingesammelten Erinnerungen vieler Jahre zu klammern als läge bereits alles hinter mir... An einem Morgen wie diesem fühlt es sich an als läge noch soviel mehr vor, als hinter mir.

Und genau mit diesem Gefühl werde ich nachher das Haus verlassen, genau dieses wird mich durch den Tag begleiten. Manches worüber ich mich an jedem anderenTag aufregen würde oder schimpfen, wird so wirkungslos an mir vorüber ziehen (zumindest bis zu einem gewissen Grad). Ganz oft sind Tage die mit dem Gefühl des heutigen anfangen die, an deren Ende ich oft denke und fühle das es gute Tage waren - obwohl sie sich kaum von anderen vorangegangenen unterschieden haben - außer in meinem Gefühl. 

Die Macht der Gefühle und wie sie auf die Wirklichkeit wirken finde ich erstaunlich und faszinierend zugleich. Gefühle positiv beeinflussen ist immer auch die Wirklichkeit ein mehr oder weniger großes Stück in diesem Sinne zu verändern.

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen dem Gefühl und der Wirklichkeit? Wenn sich etwas für mich auf eine bestimmte Art anfühlt, dann ist es meine Wirklichkeit die ich erlebe oder? 

18.52 Uhr:
Wo ist nur mein schöner Tag geblieben? Zuerst einmal war ich berufsbedingt auf einer Messe - und wenn der Tag nicht so angefangen hätte wie er angefangen hat - dann hätte ich mich ganz bestimmt geärgert, weil "wir" auf einmal tatsächlich wieder wir waren nachdem gestern bei dem Endspurt der Vorbereitungen lediglich ich "wir" war. Aber so zog das Ärgernis an mir vorüber ohne das ich es fühlen konnte - und somit wurde es auch nicht Teil meiner Wirklichkeit.

Nach der Messe war ich schnell einkaufen und die restliche Zeit des Tages ist in die Waschmaschine, den Putzlappen und den Staubsauger gekrochen. Macht nichts... gleich werde ich noch ein bisschen an meiner Unterrichtsvorbereitung weiter arbeiten und mich dann einfach auf die sternenklare Nacht freuen und den Sonnentag der mir für morgen versprochen wurde.

Auf dem Nachhauseweg von der Messe habe ich wieder soviele schöne Eindrücke vom Auto aus gesehen... Vielleicht schaffe ich es morgen ja mal mich mit dem Fahrrad auf den Weg zu machen und sie einfach alle einzusammeln... 

Unglaublich wie schnell und beinahe über Nacht die Tage lang geworden sind. Heute morgen war es schon um 7.00 Uhr hell, jetzt ist es 19.00 Uhr und noch immer scheint die Sonne... Ja, ja, ich weiß schon - das ist für diese Jahreszeit normal, nichts Neues und alle Jahre wieder...
aber eben doch immer wieder erstaunlich toll... 

21.10 Uhr:
Der letzte Rest vom Tageslicht hat sich davon geschlichen, die Mondsichel steht am Himmel und ebenso sind ein paar winzige Sternenlichtpünktchen zu sehen. Es soll kalt heute nacht werden - aber im Augenblick merkt man davon noch nichts. Mit einer Strickjacke und dicken Socken könnte ich mit meinem "geliebten Freibeuter" noch draußen sitzen. Dazu müßte ich dann allerdings das Außenlicht anmachen - und das erscheint mir nahezu so hell, als wäre dort eine Flutlichtanlage montiert... Keineswegs das richtige Licht um in die Welt des Freibeuters einzutauchen... seufz... Man kann eben nicht alles haben...