Sonntag, 22. Mai 2011

Nadel im Heuhaufen

Das Wetter... 


... im Zweifelsfall ist es verantwortlich - für Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Husten und Niesen, Schnupfen...


... hängt es über dem Tag und kann das Gefühl beeinflussen und das was man mit dem Tag anfangen will... an einem strahlend schönen Sommertag käme ich sicherlich nicht auf die Idee mir vorzustellen wie schön es wäre, eingekuschelt mit einem heißen Tee, im Schein einer brennenden Kerze auf dem Sofa zu liegen und mir einen Film anzusehen. An düster grauen naß-kalten Tagen sind Bilder von hohem Gras und dadurch zu laufen wenig reizvoll...


... kann es einen Themenwechsel einleiten, Gesprächspausen füllen, ablenken...


Ging es heute, gestern, vorgestern wirklich um das Wetter? Um Sonne oder Wolken, Regen oder Trockenheit? Oberflächlich betrachtet wohl schon - aber nicht wirklich... Ich habe es einfach mißbraucht um nicht soviel über die Dinge nachzudenken über die ich nicht nachdenken will, um mich von ihnen abzulenken... Mir selber den Hauch von Normalität vorzutäuschen die es im Augenblick gar nicht gibt.


Ein paar der Umstrukturierungsmaßnahmen im Teich machen mir Sorgen... Ein paar davon sind Neuland für mich, erfordern ganz andere Abläufe und Kontrollen, meine volle Konzentration und Aufmerksamkeit bis alles sich eingespielt hat... Aber Neuland hat es so an sich, dass man es immer auch mit Unbekannten zu tun hat, die man vielleicht nicht sofort erkennt, berücksichtigt, richtig wertet... Es gibt da noch so einige Unsicherheiten - völlig sicher ist indes - die Verantwortung das es (gut und richtig) läuft liegt bei mir... 

Diese Woche stehen einige Termine in meinem Kalender die einen unerfreulichen Verlauf nehmen könnten, der eine oder andere wird es mit Sicherheit. Ich sollte mich darauf vorbereiten - würde aber gleichbedeutend damit sein, dass ich jetzt in Gedanken schon die unerfreulichen Situationen herbei führen muss die so hoffentlich (nicht alle) eintreten um geeignete Strategien zu entwickeln... Und außerdem - es widerstrebt mir in einigen Dingen sehr, sie mit unverbindlich freundlichen Worten zu umschreiben statt sie auf den Punkt zu bringen. Ich weiß das ich in einer Welt lebe, in der man sehr oft gute Miene zum bösen Spiel machen muss um auch nur halbwegs in die Nähe des Ziels kommen ... aber ich das einfach nicht leiden... Wenn es wirklich sein muss kann ich das - aber ich will das nicht... 


Und dann ist da noch meine Familie... Die Eltern kommen "in die Jahre". Sie reisen noch munter in der Weltgeschichte rum... aber ich fange mir an Gedanken zu machen was sein wird, wenn das nicht mehr so geht. Manche Weichen sollte man früh stellen. 
Meine Oma zum Beispiel war bis ins hohe Alter das, was man rüstig nennt und selbst nachdem alle Menschen - Verwandte als auch Bekannte und Nachbarn, verstorben waren mit denen sie ihr Leben in den letzten Jahrzehnten verbracht hatte, lebte sie noch alleine in der 300 km entfernten Großstadt, getrennt vom Rest der noch lebenden Familie. Jeden Versuch sie näher hierher zu holen hat sie abgelehnt. Das Ende vom Lied war, das sie dann nach einem Sturz mit Knochenbruch irgendwo in der Ferne alleine starb. Vorsorge ist das Zauberwort - aber eben ein schwieriges Thema weil es Menschen zwingt sich mit der Endlichkeit auseinanderzusetzen... 
Ich weiß nicht - es gibt keinen akuten Handlungsbedarf... vielleicht nicht einmal mittelfristig... aber ich wäre beruhigter wenn ein Notfallplan in der Schublade läge.


... und all das ist nur ein klitzekleiner Teil all dessen wofür das Wetter herhalten muss nur um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, mich abzulenken, alltägliche Normalität vorzutäuschen... 


Irgendwie habe ich das Gefühl als wäre es meine Aufgabe die Nadel im Heuhaufen zu suchen - nur das ich bislang noch nicht einmal den Heuhaufen selber gefunden habe... Aber vermutlich geht es noch nicht einmal um Nadeln und Heuhaufen sondern noch um etwas ganz anderes was viel tiefer im Unterbewußtsein verborgen ist... 


Irgendwann einmal habe ich gehört das man Frauen bis Mitte 20 vergessen kann weil die da nur an Nestbau, Heiraten und Kinder kriegen denken... Bereits ab Mitte 30 kann  man sie wieder vergessen weil dann die biologische Uhr zu ticken anfängt und das Thema - Kind, jetzt oder nie - wieder hochkommt. Ab Anfang/ Mitte 40 werden sie dann komisch weil ihr klassisches Rollenverständnis wegbricht, die Wechseljahre schon winken und sie anfangen müssen sich selber neu zu erfinden... Wenn ich es mir so recht überlege, dann habe ich wohl das Gefühl das es Zeit wird mich auch neu zu erfinden - aber gleichzeitig ist da noch soviel von dem alten was ich noch nicht fertig, noch nicht ausreichend erlebt und gelebt habe, was ich noch immer will. Es wird Zeit für neue Wege, aber die alten will ich noch gar nicht verlassen... So gesehen ist es doch besser über das Wetter zu schreiben, die Wolken zu fotografieren als festzustellen das man komisch wird - oder? ;-)