Freitag, 20. Mai 2011

Das alte Haus

Irgendwann heute nachmittag waren am Himmel richtig düstere dicke Wolken und es sah aus, als würde jeden Augenblick ein Unwetter losbrechen. Aber so wie diese dunklen Wolken aus dem Nichts aufzogen, so verschwanden sie auch wieder im Nichts ohne das auch nur ein einziger Regentropfen gefallen wäre...


Heute ist endlich der Abend auf den ich eine gefühlte Ewigkeit gewartet habe. Die letzten Abende war ich k.o und stand zugleich unter Zeitdruck endlich den Unterricht abschließend vorzubereiten. 
Heute abend heute gehört mir, ich kann die Lichtchen auf meinem Balkon genießen, die Mörderjagd im Fernsehen, den Gedanken nachhängen oder auch einfach überhaupt nichts machen... Keine Warteschleife mit unerledigten Arbeiten die mich umkreist und darauf wartet das ich sie endlich erledige... nicht heute abend, nicht hier, nicht jetzt...


Zeit, endlich mal von dem alten Haus zu schreiben das mich jeden Morgen neu begeistert wenn ich daran vorbei komme. 
Es ist ein wirklich uraltes Fachwerkhaus - genauer gesagt eher ein Häuschen. 
Es steht auf einem Eckgrundstück - auch das sehr klein - an dem sich eine der Straße die in den Ort führt, sich in zwei holperige schmalen Dorfgassen teilt. 
Als ich das Haus zum erstenmal sah, war genau davon überhaupt nicht viel zu sehen. Das kleine Grundstück das spitz wie ein Dreieck im Bereich der Straßengabelung zuläuft, war von hohen alten Tannenbäumen eingesäumt, die nicht mehr sehr gesund aussahen - so als würde das bisschen Boden auf dem sie standen längst nicht mehr genug Nährstoffe und Wasser für diese vielen hohen großen Bäume liefern. Diese Bäume machten das Grundstück dunkel und das Häuschen wirkte düster und bedrohlich. Wenn ich noch ein kleines Mädchen gewesen wäre und jemand hätte mir gesagt das dort ein böserer Zauberer wohnt, ich hätte es ohne zu zögern geglaubt.

Eines Tages dann, war das Grundstück nur noch eingerahmt von mächtigen Baumstümpfen und der ganze Boden schien durchzogen von ihrem dichten Wurzelwerk. 
Jetzt seit einigen Tagen sind auch die Baumstümpfe verschwunden, alles mit frischer Erde aufgefüllt, das Grundstück von frisch gepflanzten Sträuchern eingerahmt, in der Mitte neu eingesäter Rasen... 
Die alte Regenrinne die vom Dach Richtung Boden läuft, endet dort in einer kurzen Steinrinne die in einem Wasserloch endet und aus dem Wasserlilien ragen. 
Dieses Minigrundstück das wahrscheinlich kaum größer ist als meine Dachterrasse, sieht jetzt richtig freundlich aus, für mich ein bisschen wie ein Zaubergarten. 
Unglaublich was die Menschen die dort wohnen oder denen das Haus gehört, in so kurzer Zeit dort geschaffen haben. Ich habe keine Ahnung was diese Menschen jetzt mit dem alten Haus machen werden - aber ich bin mir ganz sicher - was immer es sein wird - am Ende wird da ein kleines helles, zauberhaftes Schmuckstückchen stehen.

Ich finde es total toll, wenn Menschen aus Nichts oder alten, unansehnlichen Dingen so wunderschöne neue, alte Sachen schaffen können. Manchmal wünschte ich, ich würde so einen Zauberer kennen und könnte einfach nur da sitzen und zusehen wie er den alten Dingen ihren alten Glanz zurück gibt. Und diese alten Sachen mag ich dann sehr weil sie Geschichten erzählen können, die Phantasie beflügeln...