Sonntag, 22. Mai 2011

Sehnsucht nach Stille

Kurz nach 8.00 Uhr am Morgen. Sonntag... die Glocken des Kirchturms läuten und die Vögel scheinen dagegen anzwitschern zu wollen. Die Sonne scheint. Noch liegt ein Hauch der Nachtkühle in der Luft, aber auch das Versprechen auf einen warmen Tag. 
Meine Blumen habe ich gegossen - meinen Ampelschirm aufgespannt... Der Tag kann kommen.

Ich liebe diese frühen Morgenstunden, mit meiner Tasse Kaffee auf dem Balkon zu stehen und dem Tag entgegen zu sehen. Ein bisschen erinnert mich das an meinen Urlaub in Amerika vor vielen Jahren. Da habe ich jeden Morgen mit meiner Tasse Kaffee vor dem Wohnmobil zugebracht und die letzten ruhigen Minuten des ruhigen Tages genossen. Es draußen zu machen, nur Eindrücke aufnehmen, langsam im Tag ankommen ohne schon Pläne zu schmieden, sich treiben oder jagen zu lassen - ein ganz anderes, bis dahin für mich unbekanntes Gefühl.  Ich glaube in dieser Zeit habe ich diese Augenblicke bewußt erlebt und dadurch erst erkannt, wie wertvoll diese ruhigen Minuten zu Beginn des neuenTages sind. 


Jetzt wo die gefühlte Zeit sowieso immer schneller rennt, weiß ich längst um den Wert der  Augenblicke die mir alleine gehören - in denen mich nichts und niemand jagt - vor allem ich das auch nicht mit mir selber mache.


Gestern mittag als ich im Teich ankam, empfing mich eine unerträgliche Geräuschkulisse. Alle haben kreuz und quer durcheinander geredet, immer lauter und anscheinend immer mehr, um die anderen beim Reden zu übertönen... Ich hätte mich am liebsten auf dem Absatz umgedreht und wäre wieder gegangen. In der letzten Woche habe ich tatsächlich eine Überdosis Mensch abbekommen... das was bleibt - Sehnsucht nach Stille. Es gibt leider nur wenige Menschen mit denen man schweigen kann.

In den letzten Jahren habe ich das Gefühl kennengelernt einfach nichts mehr sagen zu wollen. Es ist, als wären dann an dem Tag schon alle Worte verbraucht - und jedes weitere das man spricht mit Überwindung es überhaupt zu tun, verbunden. Ich merke dann das ich in Gedanken z.B. alle Fragen die man mir in solchen Momenten stellt, beantworte - aber innerlich laufe ich Amok weil ich einfach nicht mehr reden will. Ich glaube dann überlege ich wie ich antworten kann ohne zu sprechen und finde keine Lösung dafür. Was los ist? Nichts ist los - ich will nur einfach nicht mehr reden... Aber selbst das müßte man dann vermutlich - wortreich - erklären damit der Gegenüber versteht... also genau das machen was man grad so gar nicht mehr machen will.