Mittwoch, 8. Juni 2011

Stille der Nacht

Längst ist es im Dorf ruhig geworden, nachdem den ganzen Tag die Traktoren mit ihrem ganz eigenen Geknatter hin und her fuhren.
Jetzt durchbricht nur noch das leise Brummen der Autobahn, die in der Nähe des Dorfes entlang führt, die Stille der Nacht. Und hören kann ich es auch nur, wenn es auch hier bei mir ganz still ist... der Fernseher nicht läuft und auch keine Musik.

Und ich höre dieses leise monotone Brummen aus der Ferne so gerne - die Stille ist wie die Welt wirklich ausgesperrt zu haben, wie ein Ruhepol und das leise Brummen in der Ferne wie das Versprechen das ich trotzdem nicht alleine auf der Welt bin...

Vielleicht ist es die Dunkelheit oder das leise Brummen aus der Ferne das erst in der Stille hörbar wird, vielleicht das Wissen das morgen früh kein Wecker klingeln wird, vielleicht der Hauch von Erinnerung der mich gestreift hat oder all die Gedanken die noch nicht zu Ende gedacht sind...
auf jeden Fall schien es mir auf einmal richtig schade diese Nacht einfach zu verschlafen und ich habe die Lichter wieder angemacht.

Jetzt sitze ich hier weil ich mehr von der Stille hören will, von der Dunkelheit sehen in die nur ein paar Teelichter  und Solarlämpchen leuchten - selbst die Mondsichel die ich am frühen Abend noch am Himmel sah, hat die Nacht inzwischen verschluckt.

Und so wie vor Monaten als ich hierher zog, spaziere ich immer noch gerne von Fenster zu Fenster und hinaus auf den Balkon um auf die dunkle Straße, die schlafenden Häuser und den Nachthimmel zu sehen, um meinen Gedanken nachzuhängen. Ein bisschen fühlt sich all das an wie angekommen zu sein und es noch gar nicht richtig fassen zu können.

In Nächten wie diesen die so selten sind, hoffe ich noch immer mir irgendwann mal wieder zu begegnen so wie in der Zeit vor langer Zeit. Viel von dem was ich damals als Glück erlebte, war, dass ich einfach ganz und gar ich sein konnte, es einfach sein musste weil es gar nicht anders ging. Er hat mir den Rahmen gegeben das sein zu können - und mir hat das richtig gut gefallen. Ein bisschen hat es sich in jener Zeit angefühlt als würde ich in späteren Lebensjahren all das nachholen zu leben, erleben was ich in den jüngeren verpasst habe. Als hätte es einen Menschen wie ihn gebraucht um mich so vollständig zu machen, dass ich die sein kann die ich bin, die ich immer schon sein wollte.
Manchmal denke ich, das all das noch immer in mir ist und ich mir einfach nur meinen Rahmen suchen muss indem ich wieder so fühlen und sein kann - und manchmal habe ich Angst das ich mit ihm genau diesen Teil von mir für immer verloren habe.