Mittwoch, 22. Juni 2011

Gehirnwäsche

Die Besprechung gestern hat mich in Teilen im ersten Augenblick zum Lachen gebracht und im zweiten zum Nachdenken. 

Es gibt soviel "gängiges Lehrbuchwissen" in Sachen Personalführung, Coaching, Mitarbeitermotivation - manches davon darf man aber nicht weiter durchdenken, der Versuch es doch zu tun hat mich zum Lachen gebracht... 

Die Tatsache das irgendwie alles in Sachen Mitarbeiter in eine strategische Spur gebracht wird - selbst z.B. das Loben - das macht mich dann doch eher schon sehr nachdenklich. 

In einem dieser schlauen Ratgeber war z.B. zu lesen man solle doch als Führungskraft die Feedbackgespräche (im Sinne von Lob- und Kritik) so planen, dass man anfangs alle 2 Tage und später in größeren Intervallen - den Mitarbeiter aufsucht. 
Ich stelle mir das gerade mal praktisch vor... zuerst einmal bekomme ich nicht unerhebliche Zeitprobleme denn meine eigentliche Aufgabe ist eine andere - die "nebenbei " auch Mitarbeiterführung beinhaltet. Um tatsächlich in so kurzen Intervallen eine Rückmeldung geben zu können, müßte ich ja ständig den Mitarbeitern auf den Hacken bleiben um auch aktuelle Rückmeldefakten zu haben... Und vermutlich würde es nicht sehr lange dauern bis die Mitarbeiter Lob und Kritik nicht mehr als solche annehmen sondern erkennen das ich da wieder mal einen "Programmpunkt" abarbeite - und sie damit ihrerseits aktiv vom Arbeiten abhalte bzw. ihre Arbeit störe und unterbreche... 

Wenn ich mir vorstelle ich hätte einen Vorgesetzten der alle 2 Tage bei mir auf der Matte steht um mir zu sagen wie er findet was ich tue und lasse - ich würde mich sehr schnell belästigt fühlen, in meiner Arbeit gestört und zugleich hätte ich vermutlich das ungute Gefühl offensichtlich unter Dauerbeobachtung zu stehen... Und ganz sicher würde ich mich über einen solchen lustig machen weil der sich ganz offensichtlich nicht auf dem Boden der Tatsachen befindet...


Wie kann man solche Tipps in Sachbüchern geben? *kopfschüttel*


Und dann ist da noch eine andere Seite die mich daran stört - wenn wir selbst den Umgang mit Menschen - unsere Beziehungen - ausschließlich strategisch planen - wo kommen wir damit hin? Und wie kann strategisch geplantes Loben sich ehrlich für den so Gelobten anfühlen???  


Ich finde es sehr spannend wenn ich z.B. in Reportagen oder der Literatur hinter unbewußtem Verhalten die Systematik und das Muster erkenne bzw. mir das dort näher gebracht und bewußt gemacht wird... Aber aus allem und jedem Strategien zu entwickeln und sie in den zwischenmenschlichen Beziehungen einzusetzen finde ich erschreckend. Ich möchte schon noch gerne für meine Mitmenschen als ich erkennbar sein - mit allen Stärken und Schwächen und nicht ein allzeit stratgisch handelndes fleischgewordenes Lehrbuch und manchmal möchte ich einfach nett zu Menschen aus dem Gefühl heraus sein, und nicht weil ich damit ein Ziel verfolge - und ich möchte Menschen damit motivieren das ich Vorbild bin, sie befähigen kann, einfach ich bin - und nicht weil ich irgendwelche Merkkästchen aus Büchern an ihnen "abarbeite".