Freitag, 6. September 2013

Pink Lady

Als ich sie nach dem Kindergarten in Empfang nahm, sah sie allerdings alles anderes aus, denn wie eine Lady. "Sandkasten auf 2 Beinen" - oder  so ähnlich, wäre in jedem Fall treffender gewesen. 

Bei mir angekommen, habe ich sie erst einmal sauber angezogen, weil wir noch im Dorf einkaufen mussten. 
Sie hat sich dafür gleich ihr Lieblingskleid ausgesucht - und ich musste grinsen als ich sah, dass sie gleich nach einem geeigneten freien Platz Ausschau hielt um sich im Kreis zu drehen um das Rockteil des Kleides "fliegen" zu lassen. 
Ich kann mich mehr als gut daran erinnern, dass ich das auch immer gemacht habe... Und wenn ich an meinen weißen Stufenrock denke... Ich glaube den mag ich auch so gerne, weil diese Unmengen Stoff um einen wehen und ich dieses Gefühl immer noch liebe.

Wir sind dann losgezogen und ich hätte schön wieder piepen können. Irgendwie - sobald sie ein Kleid an hat, verändert sich ihr Gang völlig. Aus dem wilden Wirbelwind, wird sofort eine kleine "Hupfdohle". 

Und dann fängt sie an ihre Blicke schweifen zu lassen - und sie hat unverkennbar schon jetzt - wie ich, und völlig im Gegenstz zu ihrer Mutter, einen "Tussi-Geschmack". 
Heute hat sie einen kleinen herzförmigen Klapptaschenspiegel erspäht, sich den geschnappt und mir freudestrahlend erzählt "der gehört mir." 
Das hat sie nicht nur einmal gesagt, sondern ständig hintereinander weg. Dabei lag in ihrer Stimme so ein leicht fragender Unterton. Und irgendwann habe ich ihr dann gesagt: "ja, der gehört dir, ich schenke ihn dir." Und da fing sie dann noch mehr an zu strahlen. 

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass meine Mutter auch immer solche "Schätze" hatte und ich mich total gefreut habe, wenn ich dann einen davon behalten durfte. 
Das eine Mal war es ein Spangenarmreif mit ganz vielen bunten Steinen, die im Sonnenlicht wie verrückt gefunkelt haben und  das reflektierte Sonnenlicht als bunte Lichtpunkte durch den Raum tanzen ließen. 
Und ich weiß noch ganz genau, wie ich gar nicht fassen konnte, dass meine Mutter es fertig brachte, sich von diesem wunderschönen Armreif zu trennen und ihn mir geschenkt hat...