Samstag, 22. Oktober 2011

... mit einem blauen Auge davon kommen...

Das Dorf schläft noch, eine dicke Nebelsuppe hängt in der kalten Morgenluft.


Ob der Bundestrojaner wohl auch noch schläft? 
Bundestrojaner - wie harmlos sich das doch anhört... 

Ich liebe die Welt des Internets mit ihren vielen, scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Neulich erst dachte ich - bei irgendeiner Frage XY- früher hätte man unzählige Leute fragen müssen ob sie die Antwort kennen oder jemanden der sie kennen könnte... Man hätte unzählige Bücher wälzen müssen mit der großen Wahrscheinlichkeit das man die eigene Frage dort nicht oder nur unzureichend beantwortet findet... Das ist jetzt ganz anders - richtig gut und schön anders... 
Bei mir stapeln sich keine Telefonbücher, gelbe Seiten, Busfahrpläne, Kataloge, Fernsehzeitungen mehr - was immer ich wissen will und muss - ich finde es im Netz... oder zumindest einen Hinweis darauf wo ich ganz gezielt das finden kann was ich suche.


Es gibt so viele tolle technische Möglichkeiten - Raumüberwachung, Webcam, Freisprecheinrichtungen, Internettelefonie... Unmengen Daten auf kleinstem Raum, ohne riesige Bücherwände, Schränke, Regale zu füllen... 


Haben wir eigentlich je einen Fortschritt zum Wohle der Menschen erzielt, ohne ihn früher oder später ins Gegenteil zu verkehren? 
Wir haben nicht nur Stoffe gefunden um Menschen zu heilen oder vor Krankheit zu schützen, sondern genau diese Technologie dann genutzt um damit Waffen zu entwickeln... 
Wir haben nicht nur die Kraft der Radioaktivität und die Forschung in Physik und Chemie immer weiter in die kleinsten Teilchen betrieben z.B. für Energieversorgung, Medizintechnik - sondern auch gleich mal die Kenntnisse in ein paar Atom- und Wasserstoffbomben eingebracht... 
Diese Liste ließe sich wohl endlos fortsetzen... 

Und die scheinbar unbegrenzte Welt des Internets hat längst angefangen uns zu etwas zu machen, was wir wohl nie sein wollten - ein gläserner Mensch den man in seinen privatesten Lebenswinkeln aufspüren kann, ohne das er überhaupt ahnt das es so ist oder es verhindern kann.


Als ich mir meinen Laptop kaufte - dummerweise gab es den nur mit integrierter Kamera - habe ich die als erstes mal zugeklebt. Die Vorstellung das ich friedlich alleine zu hause sitze und durch mangelnde technische Kenntnisse oder das Drücken falscher Tasten dann auf einmal mitten im Netz sitze, fand ich wenig erfreulich. 

Es hat mich da schon einigermaßen nachdenklich gemacht, das wir uns etwas kaufen von dem wir eigentlich gar nicht genau sagen können was wir damit alles machen können - und noch weniger was Unholde damit kommen können... 
Ich bin nicht gerade ein Technikfreak und fand es lange Zeit richtig gut, das alles beim Kauf eines neuen Gerätes schon so vorinstalliert ist, so dass man es eigentlich nur einschalten muss und dann wie von Geisterhand alles von alleine geschieht und bestenfalls ab und an "weiter" oder "okay" angeklickt werden muss... 
Die Dinger haben schon viele Programme drauf, bringen sich selbständig auf den neusten Stand, erkennen alles Neue was man dranbastelt und einsteckt... Inzwischen finde ich es erschreckend das ich nicht den Hauch einer Ahnung habe was mein PC eigentlich - z.B. in diesem Augenblick, alles so treibt während ich hier scheinbar nur ein paar Buchstaben tippe... 


Neu ins Bewußtsein gerückt hat mir dies alles die Schlagzeile über den "Bundestrojaner". Das ich mich nicht darüber so aufgeregt habe wie es nötig wäre, liegt wohl daran das es einfach jeden Tag zuviele Sachen gibt - im Kleinen wie im Großen und man sich eigentlich gar nicht mehr mit allem so befassen kann, wie es mit Sicherheit notwendig wäre... 
Ich fange nur noch Bruchstücke auf aus der großen weiten Welt, weil mich meine kleine schon in Atem hält. Aber diese Bruchstücke reichen schon, um jeden Tag gleich mehrfach eigentlich laut stopp schreien zu wollen... in Sachen Überwachung der Menschen, in Sachen Dominanz des Kapitals über die Politik, in Sachen Genforschung, in Sachen Teilchenbeschleuniger und Antimaterie, in Sachen Korruption, Euro-Rettungsschirm, Hungersnot, Klimawandel und Erderwärmung...

Ich glaube wir lernen aus allem zu wenig, bedenken nicht zu welchen Konsequenzen unser Handeln führen kann (oder sogar führen wird)... schieben es weit weg in eine ferne Zukunft und vertrauen darauf, dass wir irgendwie noch einmal mit einem blauen Auge davon kommen werden...