Mittwoch, 3. August 2011

Zickenalarm im Teich

... und dann war da heute noch...

In meinem Dorf gibt es 2 Bäckerläden, beide an der Hauptstraße auf den entgegenliegenden Seiten nur wenige Meter von einander entfernt. Das eine Lädchen ist ein Familienbetrieb, der andere gehört zu einer Bäckerei-Kette. Obwohl beide jeden Morgen auf meinem Weg liegen, konnte ich keine Auffälligkeiten feststellen, mal gehen in den einen Laden Menschen, mal in den anderen - und irgendwie muss es sich ja wohl rechnen, sonst gäbe es hier nicht gleich 2. 
Gestern erzählte mir jemand, das der Bäcker des Familienbetriebes ganz oft auf dem Bürgersteig vor seinem Lädchen stehen würde und genau beobachten wer in den Laden der Kette geht und das es einem passieren könne wenn er einen da schon mal hat rein gehen sehen, dass er einem beim nächstenmal nichts verkauft. 
Ich fand das ziemlich lustig und habe es mir bildlich vorgestellt, letztlich dachte ich aber das das nur so eine der Geschichten ist, die Menschen sich mitunter erzählen ohne das der Wahrheitsgehalt sonderlich groß ist. 

Heute morgen dann ging ich zur Arbeit - und ich musste grinsen. Da sah ich doch tatsächlich den alten Becker mit seiner weißen Mütze auf dem Kopf, der typisch schwarz-weiß-karrierten Bäckerhose und einer langen weißen Schürze an der noch Teigreste und Mehlstaub hingen, die Hände in die Hüften gestemmt auf dem Bürgersteig stehen und wie er die noch fast menschenleere Hauptstraße besichtigte. Wer weiß - vielleicht ist es ja doch nicht nur eine Geschichte sondern das erste "Wespennest" das ich in meinem Dorf entdeckt habe.


Später am Tag kam dann ein Mitarbeiter in mein Büro gerauscht, hochgradig aufgebracht... 
Meine Meinung über männliche Arbeitskollegen und Mitarbeiter muss ich vermutlich so langsam revidieren. 
Vor vielen Jahren habe ich mal in einer fast reinen Männerabteilung gearbeitet und das war richtig toll. Es gab keine Zickenalarme, keine Tiefschläge aus dem Untergrund, kein Konkurrenzgetue. Es war ein richtig schönes Arbeiten, anders kann ich das gar nicht sagen. Die Männer ließen sich nicht so leicht aus dem Häuschen bringen, sondern haben mich ganz schnell von der Palme geholt wenn ich dachte das ich mal auf eine klettern muss. Gerede hinter dem Rücken, Getratsche - das hat es so auch nicht gegeben. Die haben getan was getan werden musste und gut. 


Aber besagter Mitarbeiter - der kratzt mächtig an diesem schönen Bild das ich da habe... 
Ich erlebe ihn auch immer ganz souverän, mit guter Laune, anpackend... aber ich arbeite ja auch nicht mit ihm. Das was mir auffällt - Dinge die in seiner Verantwortung liegen - liegen da gut und weitgehend unerledigt, sicherlich keiner der Mitarbeiter auf die ich mich wirklich verlassen würde, sondern einer dem man bei diversen Dingen schon auf den Fersen bleiben muss... 
Nicht im Zusammenhang mit mir, aber mit seiner nächsten direkten Vorgesetzten scheint er sich schwer zu tun Anweisungen von einer Frau anzunehmen, fühlt sich als der größte "Arbeiter" während in seiner Wahrnehmung alle anderen Faulpelze sind und fühlt sich von den bösen Kolleginnen gestresst, gejagt, gehetzt - und nicht nur von denen die mir auch wenig Freude bereiten, sondern irgendwie von fast allen. 
Öfters mal komme ich hinzu wenn er nach meinem Eindruck gerade mal wieder am Nörgeln ist - auf Nachfrage strahlt er mich dann jedesmal an - nö, nö, alles Bestens... 
Die Kolleginnen - inzwischen fast geschlossen - sehen das dann allerdings anders. Eigentlich egal mit wem er arbeitet - es kommen Klagen über Klagen und weniger über sein arbeiten als vielmehr über sein zwischenmenschliches Verhalten... Meistens wird seine miese Laune beklagt.


Heute schneite er also  zu mir ins Büro. Mit der 400 Euro Kraft die wir eingestellt haben kann er nicht unter einem Dach arbeiten, sonst muss er seine Konsequenz ziehen bis ins Letzte. Aus den sehr vagen Anschuldigungen und Andeutungen ging dann hervor das man sich aus früheren Zeiten kennt und das das wenig erfreulich sein Ende fand bei dem er - seiner Schilderung nach - sehr viele Federn gelassen hat. 


Tja... dann kann ich ja jetzt mal überlegen was zu tun ist... Im ersten Augenblick habe ich natürlich gedacht das private Dinge im beruflichen Bereich erst einmal nichts verloren haben - da sind nicht meine Freunde oder die Familie - sondern die Kollegen - und im Zweifelsfall muss jeder mit jedem arbeiten können. ABER dann fallen mir auch Menschen wie das Raubtier ein - die selbst dann, wenn ich nicht in meinem Arbeitsalltag beeinträchtigt bin, mich schon auf die Idee bringen das ich einfach für solche Menschen nicht arbeiten will... So gesehen kann ich dann meinem Mitarbeiter - je nachdem was nun genau passiert ist - auch schon wieder ein bisschen verstehen.

Es macht auch keinen Sinn für eine Aushilfe ein funktionierendes Team zu sprengen ... nur wie gut funktioniert das Team mit ihm???  
Wobei die Aushilfe selber auch schon jemand ist, die ich - völlig unabhängig vn dem was ich heute so angedeutet bekam, gut im Auge behalten würde. Ich finde es immer sehr befremdlich wenn Menschen die neu irgendwohin kommen nicht erst einmal gucken wo sie gelandet sind, welches die Spielregeln, Umgangsformen etc. sind, sondern sich aufführen als wären sie schon ewig da. Offen irgendwo zu starten ist per se nichts Falsches - aber lässt die Frage stellen wo das hinführt wenn der Mensch erst einmal richtig "warm geworden" ist...