Samstag, 6. August 2011

... ich mache mir so meine Gedanken...

Das Dorf scheint noch zu schlafen, auf jeden Fall ist es schon lange morgens nicht mehr so ruhig gewesen wie heute morgen. Manchmal finde ich es schön, das laute Treiben zu hören das über allem liegt und mitunter ansteckend wirkt - und manchmal - so wie heute morgen - genieße ich die Stille . 
Die Stille gaukelt mir vor ,die Zeit würde langsamer, ließe ein bisschen mehr Tag zum Leben, mehr Zeit im Tag anzukommen, den Gedanken nachzuhängen... Mehr Zeit sich an die Träume der vergangenen Nacht zu erinnern... obwohl ich mich heute morgen einfach nicht mehr daran erinnern kann.
Ich weiß, dass ich geträumt habe - aber ich kann mich nicht mehr erinnern was... 
Solche Träume sind ein bisschen als würde "Erlebtes", "Gedachtes", "Gefühltes" einfach mit dem Aufwachen unwiederbringlich ausgelöscht.


Jetzt sitze ich hier, trinke meinen Kaffee und gleite einfach in den Tag - und im Augenblick stelle ich wieder einmal mehr fest das ich am besten funktioniere wenn ich den Zeitdruck im Nacken habe. 

Da wo ich als Dozentin tätig bin, war Sommerpause - also einen ganzen Monat Zeit mich in aller Ruhe auf die nächsten Seminareinheiten vorzubreiten. Statt dessen habe ich es total schleifen lassen, immer mit dem Gefühl es wäre ja noch jede Menge Zeit für die Vorbereitung - habe es von einem auf den anderen Tag verschoben... Für die nächsten 2 Wochen bedeutet das dann letztlich aber ganz viel Zeitdruck - und da kriege ich das dann wie immer hin - was ohne Zeitdruck einfach nur auf der langen Bank vor sich her geschoben wurde. 


Die Teambesprechung von gestern hängt mir noch ziemlich nach. Vor allem war  und bin ich sehr erstaunt darüber mit wievie Unbehagen da so mancher Mitarbeiter rein gegangen ist. 
Das was die ganze Zeit so unterschwellig vor sich hingekocht hat, hat in vielen offensichtlich die Befürchtung erzeugt, das eine Bombe hochgeht und sie irgendwie getroffen werden. Für mich eigentlich ein Zeichen das es in diesem Team mehr knirscht als ich bislang angenommen habe und das die von denen ich schon wußte das sie am Rande oder leicht außerhalb des Teams stehen, eigentlich schon viel weiter abgedriftet sind. 
Die Aufgabe der nächsten Wochen wird es sicherlich sein die alle wieder einzufangen und zurück zuholen - und das wird sicherlich nicht ohne das eine oder andere Mitarbeitergespräch mit sehr klaren Worten abgehen.


Ziemlich erstaunlich finde ich immer - und die Beobachtung habe ich in verschiedenen Teams im Laufe der Jahre gemacht - die, die gemeint sind - die beziehen es überhaupt gar nicht auf sich, stellen sich selber gar nicht in Frage. Die sehen die anderen außerhalb und sich selber mittendrin - obwohl es mitunter offensichtlich ist, das es genau umgekehrt ist.


Es gab mal eine Zeit in meinem Leben - und irgendwie früher oder später kommt die auch immer mal zurück - da verstehe ich die Welt nicht mehr - und um es mal sehr salopp auszudrücken - da habe ich den Eindruck von Dummköpfen umgeben zu sein, weil die offensichtlich alle nicht sehen was für mich klar auf der Hand liegt. 
Das ist bislang aber dann immer die Stelle gewesen in der ich angehalten habe und ganz kritisch hinterfragt, ob es in der Sache nicht vielleicht nur einen einzigen Dummkopf gibt - nämlich mich selber. Die Wahrscheinlichkeit das nur einer schlau ist und alle anderen dumm - die ist ja nicht sehr groß und steht auch sehr gegen ein paar Erkenntnisse der Naturwissenschaften was die Verteilung angeht.  (obwohl ich nachweislich dann auch schon ein paar mal feststellen musste, das es tatsächlich sein kann, das man von Dummköpfen umgeben ist...).


Das was mir auch sehr zu denken gibt - ich habe eine Mitarbeiterin die mich bei Abwesenheit vertritt und zu der ich allergrößtes Vertrauen habe - nicht nur in die eigentliche Arbeit sondern auch in sie als Mensch wie sie Dinge regelt, ihre Gesprächsführung im Zusammenhang mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten etc. Sie macht das so gut, dass ich mitunter denke das ich mir bei ihr sogar das eine oder andere durchaus auch noch einmal abgucken kann. 

Das was mich seit gestern nachdenklich macht - ich bin mir nicht sicher ob sie dauerhaft dem Druck gewachsen ist. Sie macht das alles wirklich sehr gut - aber sie selber muss innerlich wohl ganz viele Klimmzüge machen und tut sich sehr schwer mit der Abgrenzung. 
Auf ihre Art ist sie ein Perfektionistin (in einer nicht ganz so perfekten Welt - und das ist dann wohl schon die erste Zerreißprobe) und sagt von sich selber das sie sehr harmoniebedürftig ist. 
Das bin ich grundsätzlich auch - aber neben der Tatsache das man in Führungsverantwortung nicht jedermanns Liebling sein kann, weil man auch mal unbequeme Entscheidungen treffen und durchdrücken muss, strenge ich mich sehr an, immer wieder auch mich abzugrenzen und manches nicht so nah an mich heran zulassen. 
Die andere Seite ist nämlich - gib den Finger und der Arm ist weg...