Dienstag, 9. August 2011

... ein Tag mit tollen Menschen

Jetzt bin ich schon fast ein 3/4 Jahr nebenbei als Dozentin tätig - und jedesmal vorher ist es noch Aufregung pur, wie ins Schwarze springen ohne jede Ahnung  wo und wie ich landen werde.  

Heute bin ich bei lauter hellwachen, aufmerksamen Menschen, die in der Sache voll dabei waren und einfach mitgegangen sind, gelandet. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. 
Eigentlich - wenn ich erst einmal abgesprungen bin, ist es jedesmal so - mehr oder weniger, aber doch durchgängig eigentlich sehr positiv (ich glaube sonst würde ich das auch nicht machen, neben meinem Vollzeitjob ist es nämlich schon eine ziemliche Anstrengung). 
Was mir aber heute aufgefallen ist - das ich - obwohl ich es jetzt eigentlich so kenne und vielleicht schon längst wissen und vielleicht auch ein bisschen als selbstverständlich ansehen, dennoch immer wieder erneut erstaunt darüber bin, dass ich gehört werde. Darüber, dass es so einfach ist gehört zu werden ohne das es ein Kampf gegen Windmühlenflügel wird. 
Es hat Spaß gemacht.

Danach habe ich mich mit dem kleinen tollen Mädchen und seinen Eltern in der Stadt getroffen - wenngleich auch nur sehr kurz. Schon von weitem als ich sie ankommen sah, war meine Welt in Ordnung. Es ist noch immer so - eigentlich muss ich sie nur sehen und schon geht es mir gut, verliert soviel an Wichtigkeit weil mit einem Blick klar ist, was im Leben wirklich wichtig ist - 

die Menschen die wir lieben und das es denen gut geht.


Danach bin ich kurz ins Einkaufszentrum und als ich mir für den Nachhauseweg ein Taxi holen wollte, hab ich dann festgestellt das ich mein Handy zu hause vergessen hatte... Na toll... 
Aber wie ich immer sage - es hat alles sein Gutes... 


In der Stadt gibt es - so habe ich es bislang zumindest immer gesehen - einen kleinen Dönerladen. Er ist sehr nahe des Einkaufszentrum und ein guter Ort sich dorthin das Taxi zu bestellen. Also dachte ich heute, ich gehe einfach mal in den Laden rein und gucke ob mir - natürlich gegen Bezahlung - dort das Personal ein Taxi bestellt. 

Ein bisschen komisch war es mir schon ausgerechnet in diesen Laden zu gehen - unbewußte Vorurteile würde ich mal zu meiner Schande sagen. 
Der Mensch hinter dem Thresen war ausgesprochen nett und hilfsbereich und hat es entschieden abgelehnt Geld für den Anruf zu nehmen. 
Heute muß im Taxigeschäft der Teufel los gewesen sein - auf jeden Fall musste er einige Anläufe nehmen, etliche male durchklingeln lassen, bevor er endlich jemanden an der Strippe hatte. 
Ich kenne viele Menschen die spätestens jetzt ihre Hilfsbereitschaft bereut hätten und so langsam genervt gewesen wären. Nicht so er. Er hat es immer wieder versucht und als er sich um Kundschaft kümmern musste, da hat er einen Kollegen, der zwischenzeitlich von irgendwo viel weiter hinten aus dem Raum dazu gekommen war, beauftragt, sich um mein Taxi zu kümmern. 

Der hatte dann auch schnell jemanden einen an der Strippe - 20 Minuten. 
Ich wollte vor dem Laden warten - übrigens hatte ich inzwischen festgestellt, dass das nicht ein Stehimbiss war wie ich immer angenommen hatte - sondern es gab weiter hinten im Raum eine Lokaleinrichtung, einen zweiten Gastraum und sogar noch eine Terrasse. Der junge Mann hat gleich abgelehnt das ich draußen warte, nein, nein, ich sollte mal schön da bleiben, sie hätten auch einen Raucherraum und er würde mir erst einmal einen Tee geben.

Da saß ich also alleine in dem Gastraum mit meinem heißen schwarzen Tee und sah mich um. 
Vorne im Laden beim Eingang war eine Theke und dahinter die Döner-Grills wie man sie kennt. Weiter hinten im Raum dann die Sitzplätze wie in einem ganz normalen Lokal  und noch dahinter, durch eine Glasscheibe getrennt, eine Art Küche in der jemand damit beschäftigt war Fladenbrote herzustellen. 
Insgesamt schienen dort unheimlich viele junge Männer in aller Ruhe damit beschäftigt zu sein, sich auf einen großen Ansturm vorzubereiten, die waren am Tun und machen als würden sie Unmengen Menschen zum Essen erwarten.

Der Raum in den ich mitsamt dem Tee gebracht wurde, war ein weiterer noch viel größerer Gastraum. An den Wänden hingen eine Art Ölbilder mit einem Hauch von Orient, leise orientalische Musik klang aus den Boxen. Am Ende des Raumes war eine kleine Theke wie in einer Metzgerei in der Grillgut aufbewahrt wurde, dahinter ein Grill mit offenem Feuer das vor sich hin flackerte und knackte. So eine Mischung aus Grill und Kamin habe ich überhaupt noch nie gesehen. 

Und da saß ich - in einer scheinbar anderen Welt, die alleine durch die fremdländischen Klänge der Musik anfing, eine eigene Wirklichkeit in der Wirklichkeit zu eröffnen, die Hektik und das Grau von dem ich eben noch umgeben war, verlor sich in diesem ruhigen Augenblick. 
Bis zu dem Augenblick an dem ich feststellte das ich mein Handy vergessen habe, hätte ich niemals gedacht, dass ich je einen Fuß in den Laden setze, nicht das er so groß ich, nicht das die Menschen dort so hilfsbereit sind, nicht das ich ausgerechnet dort heute meinen ruhigen Augenblick finden werde.