Samstag, 13. August 2011

Prioritäten und Machbarkeit

Und wieder ein trüber windiger Tag, graue Wolken die vermutlich früher oder später am Tag wieder ihren Regen abwerfen werden... 


Wie anstrengend die letzten Tage waren, merke ich erst jetzt. Nachdem ich gestern schon weite Teile des Tages tief und fest verschlafen habe, bin ich heute morgen auch erst um fast halb 11 wach geworden. 
Meistens werde ich morgens schon gegen 6 wach - wenn nicht sogar früher, manchmal döse ich dann noch einmal bis gegen halb 8 oder 8 vor mich hin (zumindest wenn ich frei habe)... aber länger ist es eigentlich nie. 

Die Verantwortung dafür zu tragen, dass die Dinge im Teich laufen, dies unter allen Umständen - egal wie - sicherstellen zu müssen - das kostet mitunter sehr viel Energie, wie ich jetzt wieder einmal mehr feststellen muss. 
In der Situation selber ist es vielleicht etwas nervig, zeitaufwendig - aber das was es wirklich mit einem macht - ich merke das immer erst hinterher. Ganz viele Dinge erlebe ich eigentlich gar nicht als so anstrengend und belastend wie sie wohl sind - es wird jedesmal erst hinterher spürbar. 


Ich habe immer noch das Bild eines geregelten Tages in mir. Morgens geht man aus dem Haus zur Arbeit, auf dem Nachhauseweg einkaufen, zum Frisör, shoppen, dann ab nach hause - Feierabend... Seele baumeln lassen, irgendetwas machen was Spaß macht, Energie und Freude bringt und dann ein netter freundlicher Sandmann der einen in den neuen Tag schlummern lässt um sich für den neuen Tag zu regenerieren... 
Tatsächlich lasse ich schon mehr Energie im Arbeitstag als es für diese Stunden angemessen ist... auf dem Nachhauseweg gibt es, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt und nicht zwingend notwendig ist, keine Abstecher... und es ist auch noch längst nicht Feierabend - die Liste mit dem was noch zu tun ist, ist immer noch ellenlang. 
Auch wenn keiner der Punkte davon abgearbeitet wird - dann ist es nicht wie Feierabend - das schlechte Gewissen "eigentlich müsste ich ja..." hängt in mir fest, hält die Anspannung fest... und dann kommt der Sandmann nicht... Tiefschlaf fällt aus, Regeneration in der Nacht auf Sparflamme, 
aufwachen mit dem Gefühl der neue Tag fängt an ohne das der vergangene überhaupt schon vorüber ist... schlechte Karten für den neuen Tag... 

Es ist ein Teufelskreis von dem ich manchmal gar nicht mehr weiß wie ich den überhaupt noch durchbrechen soll. Ich habe wenig Hoffnung, dass ich es in der Funktion die ich jetzt habe, überhaupt schaffen kann. 
Dieses Gefühl zuständig und verantwortlich zu sein, hält mich im Würgegriff - und ob ich meinen Job im Griff habe, lässt sich an Daten, Zahlen, Fakten messen und erkennen. Es gibt keine Möglichkeit da ein wenig kürzer zu treten, die Zügel ein bisschen schleifen zu lassen, die Belastung auf ein "normales" Maß zurück zuführen, ohne das es sich in diesen Kennzahlen niederschlägt - was wieder für neuen, anderen Stress sorgen würde.


Als ich Anfang der Woche in der Stadt unterwegs war und mein Handy vergessen hatte, mein Taxi sehr lange auf sich warten lässt... da habe ich richtig gemerkt wie ich innerlich unter Stress geraten bin - einfach weil ich nicht erreichbar war... Angst das irgendetwas aus dem Ruder läuft ohne das ich sofort weiß, eingreifen und gegensteuern kann. 
Vielleicht ist das normal wenn man eine bestimmte Stelle hat, vielleicht geht das vielen anderen die in meiner Situation stecken auch so... aber ich finde es schon sehr erschreckend derart in der Mühle zu hängen. 
So habe ich mir "leben" nicht vorgestellt. Es passt überhaupt nicht mit meinen Bildern zusammen die ich mir davon gemacht habe. Mitunter fühlt es sich an wie gelebt werden, statt wie zu leben, ein bisschen so als würde mein Leben mir gar nicht mehr gehören, als müsste ich auf fast alles verzichten was ich darunter verstehe, was für mich das Leben ausmacht. 

Und dann stellt sich die Frage - wofür das eigentlich?  Die paar Euros mehr sind das sicherlich nicht wert. Was habe ich davon wenn ich mir ein Teilchen mehr kaufen kann, das aber dann letztlich doch nicht genießen, weil ich dafür überhaupt keine Augen mehr habe oder die Zeit fehlt hinzusehen?  
Welchen Sinn macht es für das kleine Mädchen in Pink Seifenblasen zu kaufen und die Zeit fehlt sie mit ihr in die Luft zu pusten?


Auf meine Art bin ich immer noch eine Perfektionistin - allerdings in einer perfekt unperfekten Welt - und ob und wie das nun zusammen passen kann - ich glaube darüber muss ich dann noch einmal nachdenken. 
Ich denke immer, dass ich meinen Perfektionismus schon abgespeckt habe - aber nur auf das Maß dessen, was ich für machbar halte. 
Worüber ich noch nicht ausreichend nachgedacht habe - was ist das Maß für das Machbare?  
Und wenn ich es jetzt mal aus dem Bauchgefühl heraus sagen sollte - dann denke ich, dass dieses Maß bei mir noch da liegt, wo unter Einsatz aller Mittel und Möglichkeiten etwas machbar ist.
... aber wenn ich für eine Sache alle Mittel und Möglichkeiten einsetze um es machbar zu machen - dann bleibt logischerweise nichts mehr für all die anderen Dinge übrig... und damit ist die eine Sache nur machbar, unter Verzicht all der anderen Dinge. 
Vielleicht ist das die Stelle an der ich für mich "Machbarkeit" einfach neu überdenken muss, andere Maßstäbe anlegen. Vielleicht muss zukünftig "Machbarkeit" dort die Grenzen haben wo es andere Dinge die wichtig sind, fast gänzlich oder weitgehend ausschließt.