Dienstag, 27. September 2011

... von Tellern und deren Ränder...

Ein paar Stunden - und eine weitere Krise später (Stromausfall im gesamten Teich), bin ich wieder von meiner Palme geklettert, zumindest scheint es mir im Augenblick als hätte ich wieder ein klitzekleines bisschen Boden unter meinen Füßen.

Heute morgen die erste Besprechung fand in der Stadt statt. Das Taxi war bestellt - und einmal meiner Schwäche des Zeit vertrödelns bewußt, war ich frühzeitig fertig und ging runter vors Haus um auf das Auto zu warten. 
Während ich da so stand und wartete ( und wartete und wartete... Eines dieser scheinbaren Naturgesetze - bin ich spät dran kommt das Taxi mehr als zeitig, bin ich frühzeitig, kommt es mit Sicherheit zu spät...) hatte ich genügend Zeit ein bisschen die Welt um mich herum zu beobachten, wahrzunehmen was ich sonst im vorübereilen nicht bemerke... 

Ein kleines Mädchen kam mit aufgespanntem Kinderregenschirm die Straße entlang. In der Nacht muss es geregnet haben, weil Straßen und Bürgersteige noch nass waren aber inzwischen war der Himmel wieder wolkenlos... Es gab keinen Grund anzunehmen das in den nächsten Stunden sich ein Regentropfen auf die Erde verirren würde. Aber das kleine Mädchen hatte dennoch den Schirm aufgespannt. 
Damit hat es mich an mich vor vielen, vielen Jahren erinnert... Vielleicht war auch der Schirm des Mädchens neu, vielleicht war es auch ganz enttäuscht darüber, dass kein Regentag war, vielleicht war es auch so ungeduldig und konnte kaum abwarten mit dem neuen Schirm ganz stolz durch die Weltgeschichte zu spazieren... 


Und während ich wartete und wartete, sah ich viele Autos an- und abfahren, immer mehr Kinder wurden von ihren Eltern zur Schule gebracht. Aus manchen Autos stiegen die Kinder aus und die Eltern fuhren davon, andere brachten ihre Kinder noch bis in die Schule und manch eine Mutter trug den Ranzen des Kindes, der mitunter größer schien als das Kind selber, in die Schule... 


Als ich noch jung war, da glaubte ich zu wissen wie das Leben funktioniert, genau genommen war ich fest davon überzeugt alles zu wissen was es über das Leben zu wissen gibt, mit allem klar zu kommen was immer auch passieren könnte. 
Heute - Jahre, Jahrzehnte später, um etliche Erkenntnisse und Erfahrungen reicher, ist mir längst klar, dass ich nicht einmal den Hauch einer Ahnung davon habe wie das Leben funktioniert, dass es soviel zwischen Himmel und Erde gibt und ein ganzes Leben nicht reicht um es auch nur im Ansatz zu erfassen. Längst habe ich erkannt, dass so unendlich viel mehr Unwissen denn Wissen in mir steckt... und egal wie alt ich werde - es wird nicht reichen die Wissenslücken zu schließen. Ganz im Gegenteil - je mehr ich lerne, desto mehr Lücken scheinen sich aufzutun... 


Was mich interessieren würde - sind alle jungen Menschen so überheblich oder war ich da ein Sonderfall?