Donnerstag, 29. September 2011

Mehr ist weniger

Kühle Morgenluft strömt in den Raum. Draußen ist die halbe Welt von Dunst und Nebel verschluckt... aber später am Tag soll wieder den ganzen Tag die Sonne scheinen und es richtig warm werden. Jetzt haben wir anscheinend die Sonnentage auf die wir im Sommer vergeblich gewartet haben - und das obwohl am Siebenschläfertag Bilderbuchwetter war... 

Gestern habe ich mich 10 Stunden im Teich getummelt - und es macht mich wahnsinnig. Es ist als würde der Wurm drin stecken - ein hausgemachter Wurm. Ein bisschen ist es, als wüßten die Mitarbeiter nicht ob sie untereinander die besten Freunde sind oder sich nicht doch lieber hinterrücks abstechen sollen, ein Hauen und Stechen ohne erkennbaren Grund - und abends ziehen sie friedlich vereint um miteinander essen zu gehen... Muss man das verstehen? 
Meine Freundin A. würde jetzt sagen - ich behalte die Gruppendynamik immer ganz genau im Auge und greife da sehr intensiv ein... Ist dann wohl die Zeit in der mir auch nicht viel was anderes übrig bleibt als diesen Weg zu beschreiten. So langsam fängt die Arbeitsleistung unter der Beschäftigung mit sich selber zu leiden... Und das geht ja nun mal grad gar nicht. 

Ich hatte ja gedacht das es für mich eine Entlastung bedeuten würde das wenigstens tageweise einer der obersten Teichsystem-Hüter vor Ort sein wird... Das vor Ort sein zeigt sich mir im Moment noch nicht wirklich und Entlastung schon gar nicht... ganz im Gegenteil... 
Expansionsionspläne wie die Großen, aber nicht mal im Ansatz eine Idee davon, woher das entsprechende Personal kommen soll... Hauptsache der zweite Schritt ist wieder mal vor dem ersten gemacht... Wie günstig das man diese Suppe dann nicht auslöffeln muss, nicht einmal davon kosten... (Oder erst wenn es ohnehin nicht mehr darauf ankommt weil "das Kind dann schon in den Brunnen gefallen ist" und ohnehin nicht mehr gerettet werden kann...)

Eines der großen Themen der Medien war in den letzten Tagen "Burnout" und die krankmachende Arbeitswelt. Die Zahlen der Erkrankten, die der Gefährdeten und der heute schon dafür anfallenden Kosten sind erschreckend, der Boden auf dem dieses Ausbrennen geschieht schon ziemlich gut erkannt... 
Mich wundert das alles überhaupt nicht, wenn ich sehe was um mich herum vor sich geht. Und das eigentlich Empörende - es könnte relativ leicht so anders sein, allerdings leicht und schwer zugleich. Es wird Zeit für einen grundsätzlichen Wertewandel. 

Da fällt mir im Augenblick eine Werbung für den Kapitalmarkt ein, die allabendlich über den Bildschirm flimmert. (Flimmern die heutigen Bildschirme überhaupt noch???) Es gibt diesen Ausspruch "weniger ist mehr" und der wird in Sachen Geldanlage als falsch dargestellt - da ist nicht weniger mehr, sondern mehr mehr. 
Aber klar doch - 
mehr Geld... und dann mehr im Flugzeug sitzen um in den Urlaub zu fliegen - mehr Lärmbelastung - mehr Lärmschutzfenster - und weniger frischer Wind... 
Mehr Geld - mehr Luxus, Schönheitsoperationen, mehr Schein und weniger Sein... Mehr Geld - mehr Arbeiten, mehr Arbeitszeitflexibilität - weniger Privatleben, Familie...

Jenseits dieser Klischees lässt sich diese Kette vermutlich endlos fortführen... mit wahrscheinlich immer dem gleichen Ergebnis - mehr, mehr, mehr - aber am Ende, auf der anderen Seite (das vielleicht Wesentliche eindeutig) weniger. Alles andere schließt sich logisch wohl auch aus. Die Frage scheint zu sein - wovon weniger, wovon mehr - oder "mehr" zu welchem Preis?