In den letzten Tagen habe ich zeitweise so sehr in den Seilen gehangen, dass ich schon Angst hatte ich würde mich daraus nicht mehr so schnell befreien können...
Völlig unbemerkt von mir ist der Sommer zurück gekehrt - zumindest ein bisschen.
Nachts wird es richtig kühl - so kühl, das die böse Mücke in der Nacht sich selber irgendwo verkriecht und ganz vergisst mich anzugreifen...
Aber schon heute morgen als die kühle Luft in den Raum strömte, konnte man erahnen das es ein schöner sonniger - und warmer Tag werden würde - und so war es auch.
Jetzt ist es abend, die Sonne fängt an sich dem Hügel zu nähern, hinter dem sie schon bald untergehen wird. Das letzte warme Licht des Tages fällt in den Raum, spiegelt sich in dem Rot des Weins... Feierabend...
Und während ich jetzt hier sitze und mich an diesem ausklingenden schönen Tag erfreue, froh bin das ich die Seile einfacher und schneller losgeworden bin als ich gefürchtet hatte - sitzt jetzt irgendwo ein Mensch und hat vermutlich das Gefühl ihm wäre der Boden unter den Füßen weggezogen worden...
Meistens vergesse ich, denke einfach nicht daran - das egal wie es mir geht - irgendwo ein Mensch ist, bei dem es gerade ganz anders ist...
Irgendwo sitzt jemand und lacht Tränen, ist glücklich... irgendwo ist zur gleichen Zeit ein anderer - weint aus Kummer Tränen und ist totunglücklich...
An Tagen wie diesen wo es gilt eine Entscheidung zu leben, wird mir das immer besonders deutlich.
Eine Entscheidung leben, durchziehen - das empfinde ich mitunter als fast das Schwerste was es gibt - man könnte sie ja rückgängig machen - aber um welchen Preis?
Und wenn sie nicht richtig wäre, wäre sie so vermutlich gar nicht gefallen - oder?
Manchmal habe ich mir schon gewünscht, ich könnte einfacher darüber hinweg gehen - ein bisschen nach dem "basta-Prinzip" oder einfach lapidar " jetzt ist es eben so".
Das so einfach können würde sovieles leichter machen... Aber wenn ich mir dann vorstelle wie ich sein müsste, welches Menschenbild ich haben müsste, welches Selbstverständnis, welchen Charakter... dann bin ich froh das es eben nicht einfach ist. Es gibt Dinge im Leben, die zu entscheiden darf niemals einfach sein, wären sie es, wäre es vielleicht gleichbedeutend mit dem Verlust der eigenen Werte...
