Donnerstag, 29. September 2011

"Komischer Vogel"

Der "komische Vogel" - so würde ihn Freundin Studienkollegin nennen, ist ein Mensch aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Eigentlich sieht er durchschnittlich nett aus - hat also keinen Grund ein komischer Vogel zu sein - er ist aber trotzdem einer. 

Komische Vögel kennt man natürlich nicht wirklich (will ich auch gar nicht, viel zu anstrengend, wenig erfolgversprechend und am Ende nur belastend) - aber so wie es sich mir darstellt, scheint er sich in der Umgebung von Menschen höchst unwohl zu fühlen. Ein zufälliges Treffen auf der Straße - und das ist in so einem kleinen Ort ja nicht unbedingt auszuschließen - und ein "guten Tag" im Vorübergehen, scheint offensichtlich schon eine besondere Herausforderung in Sachen Kommunikation zu sein. 

Aus meiner Erfahrung bekommt man das eigentlich ganz gut damit hin, dass man selber offen ist - hallo oder eben guten Tag zwitschert, entschwindet und gut ist. Beim nächsten aneinander  vorbeieilen hat der Mensch dann in der Regel gelernt, dass das nicht weh tut, nichts schlimmes und eigentlich ganz einfach ist.
Bei dem komischen Vogel funktioniert es nicht - und das finde ich dann schon so anstrengend, dass ich dem lieber auch grad gar nicht mehr über den Weg laufe. Ohne Gruß komme ich mir unhöflich vor, mit einem scheint er überfordert... 

Gerade bin ich noch einmal in den Dorfsupermarkt gegangen. Auf den Parkplatz fuhr ein Auto, dessen Buchstaben auf dem Kennzeichen mir irgendwie bekannt vorkamen - aus meiner Nachbarschaft - und ich dachte - nee, lass es nur nicht den komischen Vogel sein... 
Dann entschwand mit flotten Schritt ein Mensch aus diesem Auto in den Supermarkt und es hätte der komische Vogel sein können - oder aber auch nicht... Und als ich dann im Laden ankam, war der Augenblick der Wahrheit da - es war der komische Vogel. 

Der hatte mir gerade noch gefehlt - ich hatte keine Lust an dem vorbei zu gehen, habe den Schleichgang eingelegt um dem ja nicht über den Weg zu laufen. 
In einem kleinen Dorfsupermarkt ist das aber eher schwierig, jemanden nicht zu sehen auch - die Regale sind da mal gerade etwas höher als Augenhöhe... 
Irgendwie hatte ich dummerweise die Idee, er würde durch den Laden sprinten und wäre ganz schnell wieder weg... aber Pustekuchen... aus irgendeinem Grund hatte er auch den Schleichgang eingelegt...  

Gerade komme ich mir wie der Ober-komische-Vogel vor weil komische Vögel mit denen ich nichts zu schaffen habe, mich offensichtlich sehr negativ beeinflussen und in die Flucht schlagen können...
Aber immerhin habe ich im Geschäft beim Schleichgang und mich künstlich an irgendwelchen Regalen aufhaltend ein Buch gefunden dessen Inhalt lustig scheint - aber es dann letztlich doch wohl nicht ist, weil es keine Erfindung ist sondern für mich einen hohen Wiedererkennungswert hat. Es geht um den ganz normalen Büroalltag... "...deutsche Unternehmen haben sich von Tretmühlen zu Klapsmühlen verwandelt, ungelernte Führungskräfte dilettieren auf ihren Chefsesseln, Meetings (ich glaube der  Autor meint Besprechungen ;-)) mutieren zu Machtkämpfen, Arbeitsabläufe enden im Irrgarten der Sinnlosigkeit..." Irgendwie hatte ich das Gefühl das mir das alles sehr sehr bekannt vorkommt...