Samstag, 9. Juli 2011

Tapetenwechsel III - oder wann hat es angefangen...

Einmal angefangen, gibt es kein Zurück mehr... Das ist bei vielen Dingen im Leben so - und Tapezieren gehört eindeutig dazu. An vielen Stellen guckt nur noch die kahle Wand hervor, ein paar letzte Taptenfetzen die noch darauf waren entfernt zu werden... Gemütlichkeit sieht anders aus. Also auch wenn ich jetzt auch die Idee käme das heute ein guter Tag wäre etwas ganz anderes zu machen... geht nicht - es sei denn ich hätte vor im Chaos zu leben... habe ich aber nicht.

Und während ich hier gestern abend so saß, mir vorstellte wie toll es in dem Raum mit seiner neuen Wandverkleidung aussehen wird, da bekam ich auch schon gleich die Idee für die nächste Heimwerkeraktivität. 
Gestern im Bauhaus habe ich ganz tolle Tapeten gesehen die mal richtig teuer waren und jetzt auf weit unter die Hälfte des Ursprungspreises reduziert wurden. Warum ist mir mir ziemlich klar - ich nehme mal an das knallrote Tapeten - in welcher Musterung und Struktur auch immer - nicht sonderlich gut gehen. Die sehen zwar richtig toll aus - die Frage ist nur wo die hinpassen??? 
Die Frage hat sich mir gestern auch schon gestellt als ich davor stand... Gestern abend als ich hier saß, da war es auf einmal sonnenklar wo die bei mir perfekt hin passt... 

Freundin  Studienkollegin lacht sich immer kaputt wie ich das angehe... Ich muss immer zuerst den Raum noch einmal bewußt ansehen und in meinem Gedächtnis abspeichern... Dann gehe ich ins Bauhaus und gucke was zu diesem abgespreicherten Bild passt und treffe eine Vorauswahl. Die gucke ich mir dann auch noch einmal ganz richtig an, präge sie mir ein - und dann ab zurück in den Raum - und wenn ich dann da sitze, den Raum ansehe, mir die Vorwahl dann in diesem Raum vorstelle - dann weiß ich ob das so aussehen wird wie ich es mir wünsche oder aus irgendeinem Grund doch nicht passt... Tja, und dann gehe ich wieder ins Bauhaus und kaufe ein... 
Einfach nur eine tolle Tapete sehen und zugreifen - ohne noch einmal vorher im Raum gewesen zu sein und die mir da vor dem geistigen Auge an der Wand anzusehen - das geht gar nicht...

Ich bin ja mal gespannt - Freundin Studienkollegin will ja auch umziehen - sie hält schon kräftig Ausschau nach einem für sie richtigen Wohnraum. Wenn es soweit ist bin ich ja mal mächtig gespannt wie sie Tapeten aussucht... 


Mir fällt gerade auf, wie sehr sich mein Geschmack in Bezug auf Wandverkleidungen in den letzten Jahren verändert hat. Als ich noch Kind war, kann ich mich eigentlich an gar nichts anderes erinnern als das überall Mustertapeten hingen. Irgendwelche Striche und Ranken im Wohnraum... Blümchen in den Kinder-und Schlafzimmern, Stilleben mit Äpfeln, Wasserkesseln oder blau-Weiß-Kachelmuster auf Tapeten in der Küche. 
Und allesamt fand ich eigentlich immer ziemlich schrecklich, weil jeder Dekogegenstand, jedes Bild an der Wand von dem Muster aufgefressen wurde... 
Mein Traum waren immer Räume mit Rauhfasertapeten ganz in Weiß... Und das war auch sehr lange Zeit genau das wie ich mir dann mein zuhause gestaltet habe... Irgendwann kam dann statt weiß auch schon einmal bunt ins Spiel - natürlich alle Wände schön einheitlich... dann Zweifarbige Anstriche... 
Und ich glaube mit den Zweifarbigen Anstrichen habe ich dann meine Liebe zu bunten bzw. Muster oder Strukturtapeten entdeckt. Viele Tapeten - würde man sie an alle 4 Wände machen, könnten sich sehr schnell erdrückend anfühlen, das man sich daran satt sieht... aber mit zwei oder 3 verschiedenen Tapeten in einem Raum arbeiten - das ist für mich eine richtig tolle Sache. 


Im Fall der Tapeten ist es relativ einfach nachzuvollziehen wann es angefangen hat, dass sich mein Geschmack verändert hat... Das heute alles anders ist als irgendwann einmal. 
Mit vielen anderen Dingen im Leben finde ich das wesentlich schwerer... 
Irgendwann sitzt man dann da und es fällt einem auf - "früher.... da wolltest du immer, da hast du immer..." - aber wann oder warum sich das irgendwann geändert hat ist nicht so klar. 
Das fiel mir gestern abend auf als ich in einem Film eine Szene sah - im Wasser eines Flusses spiegelte sich das Nachtleben der Stadt... Abends unterwegs sein an belebten Plätzen wo alle möglichen Menschen kommen und gehen... das hatte für mich eine ganz besondere Anziehung. 
"Wochenende" wo man das machen kann weil am nächsten Morgen kein Wecker klingelt - das war die ganze Woche über im Kopf unterschwellig präsent und eine Antriebsfeder, Vorfreude... Verbunden immer mit Fragen nach dem mit wem, wohin, was anziehen, wie sich aufdonnern... 
Und wenn ich jetzt sagen sollte, wann und wieso es irgendwann aufhörte DIE Rolle in den Gedanken und dann auch in der Wochenendplanung zu spielen - ich müßte darüber erst einmal gründlich nachdenken - bin mir aber gar nicht so sicher das ich darauf überhaupt eine Antwort finden könnte - vermutlich ist es in den Jahren einfach so passiert wie vieles andere im Leben auch.