Samstag, 30. Juli 2011

Glaubensbekenntnisse vs Lippenbekenntnisse

Der Sommer macht noch immer Pause - und mich ganz verrückt. Gestern war es so drückend warm, schwül, gab es Sonne, Wind und wolkenbruchartige Regenfälle... Heute morgen ist der Himmel bedeckt und schon wieder so windig und kalt das ich im Bad die Heizung angemacht habe. Es sieht mehr nach Herbst wie nach Sommer aus - und ob ich glauben soll das der Sommer noch einmal zurück findet... ich glaube nicht.


Heute morgen war ich ganz früh kurz wach - und dann habe ich einfach das gemacht was ich mir gestern schon vorgenommen habe - dem Tag einfach entgegen gebummelt, geträumt, gedöst. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich schon völlig diese merkwürdige Zeittaktung übernommen habe die immer nur "schnell, schnell, schnell" vorgibt. Ich musste mir selber sagen das es keinen Grund gibt hektisch aus dem Bett zu springen, das ich den ganzen Tag tun und machen kann was ich will - und wieviel oder wenig das am Ende sein wird - das entscheide ich.


Manchmal denke ich an den letzten Winter zurück - an die Zeit in der das Dorf wie ausgestorben schien, es so leise war das lediglich die beleuchteten Fenster am Abend verraten haben das hier noch andere Menschen leben. Es kommt mir so vor als wäre das für mich eine ruhige, langsame Zeit gewesen - aber vermutlich - würde ich genauer darüber nachdenken, Worte aus dieser Zeit lesen, müsste ich feststellen das dem wohl nicht so war. 
Die dunklen Abend und schwarzen Nächte mit den vielen Sternen über meinem Dach, den blinkenden Positionslichtern - all das was ich jeden Abend neu von meiner Dachterrasse aus fasziniert bewundert und betrachtet habe - das vermisse ich. Diese ruhigen, leisen Augenblicke mit den blinkenden Sternen, alleine mit den Gedanken die in der Zeit vor und zurück spaziert sind, all das gestreift haben was war, all das was sein könnte... 


Es ist richtig lange her - zumindest fühlt es sich grad so an, dass ich zuletzt einen Himmel voller Sterne sah oder den Mond riesengroß in die Nacht leuchten... zuviele Wolken, an jedem Abend, in jeder Nacht.


Meine Gedanken sind ständig bei "dem Urgestein" das jetzt von Bord geht. Ein bisschen kann ich es noch immer gar nicht glauben weil es so unvorstellbar ist. Sie ist ein paar wenige Jahre älter als ich - und war schon da als ich noch in die Schule ging und mein Berufsweg keineswegs so klar war... Und während ich dann irgendwann auch in die Arbeitswelt eintrat, alle paar Jahre den Arbeitgeber wechselte immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen, neuem Wissen, einen zweiten Beruf erlernte, in diesem Erfahrung sammelte und wieder nach wenigen Jahren wechselte... in all der Zeit - tagein- tagaus - war sie schon da... wurde dort von einer jungen ahnungslosen Frau zu einer mit ganz viel Erfahrung und Fachkompetenz, einer die die Geschichte des Unternehmens fast von den Anfängen an kennt, all die Menschen die irgendwann mal die Geschicke des Unternehmens leiteten, sah zu wie es größer wurde, sich veränderte... Und es hat sich viel verändert, sehr viel - alleine in den wenigen Jahren in denen ich da nun schon bin... All diese Veränderungen hat sie mitgetragen und sich dabei ihre Ideale immer bewahrt, das worum es eigentlich geht nie aus den Augen verloren auch wenn sich der Wind längst gedreht hat.. Jetzt am Ende war es dann einfach eine Veränderung zuviel - oder anders - ich denke es ist der Tonfall, das neue Verständnis von Führung - mit dem sie nicht mehr klar kam. So hat sie es auch einmal gesagt. 


Was mich wieder zu der Frage bringt - wie lange bleibt eine Unternehmenskultur, das Verständnis dafür wie man miteinander umgeht, die Identifikation und Verbundenheit mit einem Unternehmen, die aus einer langen Tradition gewachsen sind, erhalten wenn die kommunizierten Glaubensbekenntnisse als Lippenbekenntnisse im Alltag entarnt werden?