Donnerstag, 5. Januar 2012

Der Mensch - vernetzt, allzeit informiert, gläsern...

Mein Handy ist immer dabei - nur für den Fall das ich mal anrufen muss... Wenn ich so auf Anhieb sagen sollte wo es noch Telefonzellen gibt... könnte ich gar nicht, keine Ahnung. Früher, ganz früher einmal, da war es ganz anders. Diese gelben Häuschen in die man kleine Münzen werfen mußte, die standen nahezu an jeder Straßenecke, im kleinsten Dörfchen gab es solch ein gelbes Telefonhäuschen. 


In späteren Jahren verschwand das Gelb, hielt der Magenta-Farbton Einzug... aber ich glaub die waren dann schon nicht mehr so zahlreich vertreten wie einst die gelben Häuschen - oft waren es auch gar nicht mehr Häuschen sondern eher soetwas wie Unterstände mit Telefon. 
Mit Geldmünzen kam man auch nicht mehr weiter - sondern es brauchte eine Telefonkarte die man zuvor irgendwo gekauft haben musste um einen dieser Telefonunterstände zu benutzen...


Mein Handy macht mir das Leben da jetzt leichter - ich habe jetzt mein eigenes Telefonhäuschen immer dabei, es braucht keine Münzen, keine Telefonkarte die ich zuvor erst irgendwo kaufen muss... 

Wenn mein Handy jetzt kaputt ginge - es ist in die Jahre gekommen, nicht mehr das Neuste und ganz sicher nicht mehr auf dem neusten Stand der Technik - dann wäre ich ziemlich unglücklich. 
Ich brauche es einfach nur zum Telefonieren, vielleicht mal um eine SMS zu schreiben - und wie das mit meinem Modell geht weiß ich genau... alles andere was es sonst noch kann - keine Ahnung, brauche ich nicht... Mein Kalender ist woanders, mein Adressbuch ebenfalls, wenn ich fotografieren will nehme ich meinen Knipsi... wenn ich jetzt ein neues kaufen müsste weil das alte kaputt ist, dann müsste ich vermutlich erst einmal ein dickes Handbuch lesen um zu verstehen wie ich telefonieren kann - und wüßte immer noch nicht was ich so ganz nebenbei für teure Fehler mache - z.B. unwissentlich im Internet landen oder oder oder... nein danke, will ich nicht, brauch ich nicht...


Auskennen mit den Funktionen die ich wirklich brauche - das reicht mir... eigentlich... 
Neulich erzählte mir eine meiner Auszubildenden was sich mit diesen neuen Telefonen und ihren ganzen Apps anfangen lässt - z.B. das man damit die Sternenbilder am Himmel aufspüren kann und angezeigt bekommt um welches es sich handelt, welche Flugzeuge durch den nächtlichen Himmel sausen und von wo nach wo sie unterwegs sind... 
Gerade das mit den Sternen brachte mich dazu für einen kurzen Augenblick zu denken - vielleicht wäre ein neuers Handy das soetwas kann ja doch nicht schlecht... 


Aber dann habe ich gestern in einer Reportage wieder einmal mehr die Kehrseite dieses scheinbar unbegrenzten Zugriffs auf Daten gesehen - nicht nur der Benutzer eröffnet sich eine große weite Welt auf Orte, Waren, Dienstleistungen - sondern er wird nicht selten selber zu einem Versuchs- und Beobachtungsobjekt... 
wohin er geht, wo er sich bevorzugt aufhält und damit ganz persönliche Vorlieben, spielend leicht sind alle privaten Daten von Kalender über Adressbuch, Fotos, eingehende SMS, mails etc. von ihm auszuspionieren... 
Danach steht für mich fest - ich brauche nicht solch ein hypermodernes Spielzeug...

Es wurden einige junge Menschen gefragt, wie sie es denn finden würden, dass man private Daten von ihnen da so leicht sammeln kann... Sie fanden es mehrheitlich nicht schlimm - ganz nach dem Motto - wohin ich gehe sage ich doch selber - das kann ruhig jeder wissen... 
Klar kann es jeder wissen - die Frage ist - muss es jeder wissen? Will man das es jeder weiß?  Wozu soll es wichtig sein das XY weiß wohin man geht??? Und noch wichtiger - will ich das andere wissen wovon ich nicht einmal weiß das sie es wissen??? 
Das ist ein ziemlich scheußliches Gefühl - zumindest stell ich mir vor das es sich so anfühlt wie damals, als die Einbrecher bei mir waren. Es war merkwürdig mit dem Gefühl leben zu müssen das ein fremder Mensch in meinen privatesten Dingen rumgewühlt und gestöbert hat - er jederzeit feststellen kann wer ich bin - und ich im Gegenzug keine Chance habe zu erfahren wer er ist... Jeder Mensch der mir auf der Straße begegnete konnte es gewesen sein - oder keiner von ihnen...