Dienstag, 8. März 2011

Von Sonne und Musik...

Die vielen Prinzessinnen und Indianer gestern, sie waren das Einzigste was ich aus nächster Nähe von Fasching mitbekommen habe... außer vielleicht noch das an diesem sonnig-warmen Tag das Dorf wie ausgestorben scheint. Auf der Hauptstraße die durch den Ort führt sausen vereinzelte Autos von hier nach da... aber ansonsten ist kein Mensch draußen zu sehen oder auch nur zu hören... Das einzigste was ich auf dem Nachhauseweg hörte waren laut bellende Hunde hinter den riesigen Hoftoren und das Klappern meiner Absätze auf dem Gehsteig.

Im Augenblick fällt es mir richtig schwer mir vorzustellen, dass es in sovielen Städten und Dörfern in unserm Land jetzt gerade richtig laut und bunt ist, gesungen, gegröllt, getanzt und geschunkelt wird... Liegt aber vielleicht daran das ich immer nur ein sehr eingeschränktes Interesse an Fasching hatte - die "verordnete" Fröhlichkeit war nie mein Ding. Irgendwann fand ich an Fasching das Verkleiden schön - damals als es noch die Zeit für Prinzessinnenträume war und später das Einfangen der Bonbons bei den Umzügen und das war es dann auch schon.

Es ist ein seltsam fremdes - aber richtig gutes Gefühl - fast schon entspannt vom Teich zurückzukehren. Alles, alles war in den letzten Wochen und Monaten so mühsam, anstrengend, kräfteraubend... Warum das jetzt beinahe schon über Nacht auf einmal so ganz anders ist - wirklich erklären kann ich es nicht.
Die Arbeit ist nicht weniger geworden - ich denke das was den Unterschied ausmacht - die Stimmung der Mitarbeiter hat sich - positiv - verändert. Diese permanente unterschwellige Unzufriedenheit scheint alle aus ihrem umklammernden Würgegriff entlassen zu haben. Vielleicht zieht jetzt doch endlich ein bisschen Normalität ein - oder es ist tatsächlich die unterschwellige Musikbeschallung die ich uns allen "verordnet" habe, die mehr Leben und damit auch positive Energie und Leichtigkeit mit sich bringt.

Musik kann direkt vom Ohr ins Herz treffen. Es gibt Musik die mir einfach gute Laune macht und selbst das Putzlappen schwingen auf einmal Spaß macht... Es gibt Musik in deren Tönen scheint all das zu klingen wofür ich keine Worte finde... Es gibt Lieder die machen mich ruhig, andere lassen mich vergnügt durch die Weltgeschichte hüpfen...
Eigentlich richtig schade das man den Zauber der in sovielen Dingen liegt, oft erst sehr spät für sich selber erkennt. Aber zum Glück dann noch nicht für alles zu spät. Mag sein das im Leben nach und nach Türen hinter einem zugehen die man dann nie mehr öffnen kann, nie wissen wird was hinter ihnen zu finden gewesen wäre... aber genügend bleiben durch die man gehen kann... Man muss sich nur dazu entscheiden - oder?




19.17 Uhr: Erinnerungskästchen
Das Erinnerungskästchen ist eigentlich kein Kästchen sondern ein großer Karton aus glänzend beschichtetem Papier mit riesigen großen Sonnenblumen. Es steht in meinem Kleiderschrank hinter einem Stapel Wäsche gut versteckt. Ich hatte gedacht, dass es dort fest verschlossen stehen wird und ich es vermutlich nie wieder hervor holen werde. Aber das mit der Erinnerung ist so eine Sache für sich - die lassen sich nicht einfach in einen Pappkarton sperren, sie sind einfach immer da. Manchmal mehr, manchmal weniger... woher sie kommen wenn sie kommen, wer weiß das schon so genau?
Heute als ich in aller Frühe das Haus verließ, immer noch müde durch die Eiseskälte lief - da fielen mir diese vielen Morgende ein, in denen die Nächte viel zu kurz waren weil wir den Tag und uns einfach nicht los lassen konnten... Manchesmal blieben bis zum Klingeln des Weckers mal gerade zwei oder drei Stunden... und weil es Winter war, bin ich - so wie heute - müde durch die Eiseskälte gelaufen.
Aber ich glaube in jenen Tagen habe ich das alles gar nicht gemerkt - nicht das ich zum Umfallen müde war, nicht das es bitterkalt war... ich habe einfach nur daran gedacht wie lange der Tag sich ohne ihn anfühlen wird und bin trotzdem durch die Zeit geschwebt und geflattert weil ich mich so sehr auf den Abend - auf ihn gefreut habe.
Das alles ist sehr lange her... Manchmal scheinen die Erinnerungen zu verblassen, hinter dem Vorhang des Vergessens zu verschwinden - und dann auf einmal ist alles wieder da - manchmal reicht dafür ein eisig kalter Morgen an dem ich müde auf dem Weg zur Arbeit bin.

22.49 Uhr:
Der Sandmann macht einen großen Bogen um die Gefangenen vergangener Zeiten, läßt sie schlaf- und traumlos durch die Dunkelheit und Stille der Nacht treiben. Eigentlich sollte ich so langsam anfangen müde zu werden, vom Tagtraum in die Träume der Nacht gleiten... statt dessen bin ich hellwach und kann mir gut vorstellen was jetzt kommt... von rechts nach links drehen und zurück und noch einmal von vorne - und wieder und wieder... Und irgendwann wenn fast schon der Morgen kommt, werde ich einschlafen und wie gerädert sein wenn der Wecker klingelt...
Na ja, aber mit wie wenig Schlaf ich auch über längere Zeit auskommen kann, habe ich ja schon in verschiedensten Lebensabschnitten erfahren - zuletzt als ich über 2 Jahre nach einem langen Arbeitstag noch dreimal in die Glasturmstadt gefahren bin und so die Tage 18 Stunden und mehr hatten...
Meistens wenn eine Belastung wegfällt, stehe ich hinterher und wundere mich wie ich das überhaupt schaffen konnte - im Fall der Glasturmstadt habe ich es als Bereicherung in Erinnerung die mir heute manchmal fehlt... Ganz neue, ganz andere, spannende und interessante Dinge lernen, unsere Welt wie sie funktioniert ein bisschen besser verstehen können - das hat mir schon sehr viel Spaß gemacht...

Gute Nacht...