Sonntag, 27. März 2011

Sommerzeit

Die Uhren sind umgestellt auf Sommerzeit. Inzwischen habe mich mit dieser zweimal jährlich wiederkehrenden Uhrenumstellerei abgefunden. Es ist wie es ist - auch wenn ich den tieferen Sinn dahinter noch immer nicht recht erkennen mag.
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, wurde das ja irgendwann vor Jahrzehnten eingeführt um den Energieverbrauch zu senken. Dieses Ziel wurde verfehlt - die Uhren stellen wir noch immer um. Und für heute heißt das erst einmal das mir eine Stunde fehlt...

Die nächsten Tage werde ich mir verkneifen jemanden nach der Uhrzeit zu fragen, die alljährlich wiederkehrenden Antworten kurz nach der Uhrumstellung - " es ist X Uhr, aber eigentlich ist es erst..."  Das ist eher verwirrend denn erhellend - und die Verwirrung hier zu hause wird auch erst einmal anhalten bis wirklich jede Uhr erwischt und umgestellt ist. Die große Uhr an der Wand ist DIE Uhr und wird umgestellt, die am PC und mein Wecker haben das in Eigenregie getan... aber dann sind da noch diverse Armbanduhren, die am Fernsehen, der Mikrowelle, das Dekoührchen auf dem Regal... und keine Ahnung welche Uhren ich jetzt noch vergessen habe... ach ja, die am handy... die in meinem Büro... die am Thermostat der Fußbodenheizung...  Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit wird mir dieses Jahr, so wie jedes, irgendeine Uhr durch die Lappen gehen beim Umstellen - und irgendwann wenn ich genau auf diese Uhr gesehen habe, wird mir plötzlich siedendheiß einfallen, dass es eigentlich ja schon eine Stunde später ist...

In den letzten Jahren kann ich mich in der Regel wenigstens darüber freuen, dass es abends eine Stunde länger hell ist, meine innere Uhr mir erst eine Stunde später sagt das Feierabend ist... Morgens hingegen ist es in der Anfangszeit der Uhrumstellung immer eher nervig wenn ich das Haus verlasse und aus der Morgendämmerung wieder Dunkelheit geworden ist.

Ist es nicht seltsam - wenn ich genau Auskunft geben sollte wann hier die Glocken läuten - mit letzter Sicherheit könnte ich es nicht... Natürlich tun sie es auf jeden Fall Sonntagsmorgen vor und nach dem Gottesdienst, Mittags um 12 habe ich sie auch schon ganz oft bewußt wahrgenommen, ebenso wie zwischendurch am Tag... aber ganz oft höre ich sie wohl auch ohne sie zu hören... Wie dem auch sei - sie läuten die ganze Woche - mehr oder weniger häufig - aber Sonntagsmorgens ist es immer als würden sie ein bisschen anders klingen wie zu allen anderen Zeiten - eben nach Sonntag... und mit ihrem Klang bringen sie einen Hauch von Erinnerung an die lila Zeiten.

Nach all der Zeit fühlt sich alles manchmal noch so nah an, so sehr als Teil der Wirklichkeit... Das finde ich schön, manchmal tröstlich - weiß aber eigentlich nicht wie das so sein kann. Vielleicht ist das was in unserem Gefühl lebt einfach die Wirklichkeit des einzelnen...
Gestern als ich diesen einen Satz " Du wirst mich nie verlieren..." bewußt hörte, der in irgendeinem ansonsten eigentlich nichtssagenden Filmchen gesagt wurde, das hat mich erinnert, wurde Teil meiner Wirklichkeit... Und am Ende wieder das alte Unverständnis darüber, wie etwas so sehr sein kann um im nächsten Augenblick überhaupt nicht mehr zu sein.
Ich glaube das sind die Momente in denen ich auf ein Wunder warte, dass ich aus dem Alptraum aufwache... In meinem Gefühl werde ich niemals die Endgültigkeit und die Endlichkeit verstehen - auch wenn mein Verstand sie längst als Teil des Lebens erkannt hat.


15.30 Uhr:
Draußen ist es ein traumhaft schönes Wetterchen, warm, sonnig, die Vögel zwitschern vergnügt - und draußen sind richtig viele Menschen unterwegs. Jetzt muss ich mal schleunigst zusehen das ich mir einen Sonnenschirm für meinen Balkon kaufe.