Samstag, 5. März 2011

Feedback

Irgendwo im Teichsystem gibt es eine Frau mit der ich irgendwie mehr zufällig zu tun hatte, es gab das eine oder andere zu besprechen. Manchmal haben wir das übers Telefon gemacht, oft genug sind wir dann auf email ausgewichen weil es schwierig war einen Zeitpunkt zu finden der für uns beide passte. Inzwischen geht unser email-Kontakt längst über die reine Informationsweitergabe hinaus - und ich stelle fest, das ihre Rückmeldungen für mich zunehmend wichtiger werden. Es ist mir ein wertvoller Anstoß noch einmal in die eine oder andere Richtung zu denken, Standpunkte zu überdenken und mir vieles von dem was unbewußt abläuft, bewußt zu machen.

Im Alltag habe ich sehr oft den Eindruck, d.h. es ist nicht einfach nur ein Eindruck, es ist eine Tatsache - das ich nie mit der Arbeit fertig werde. Wenn ich nach hause gehe, türmen sich jeden Abend neu noch Unmengen Papiere auf meinem Schreibtisch und Zettelchen die noch zu bearbeiten sind, im Terminkalender werden Sachen von heute in die Zukunft verschoben. Den Augenblick in dem alles fertig scheint - alles auf dem Laufenden - der währt immer nur ganz kurz, Minuten - höchstens Stunden und dann fängst schon wieder alles von vorne an. Vor meinem Urlaub war die Liste dessen was nach dem Urlaub zu erledigen ist schon beträchtlich - und am Montag wenn ich die Arbeit wieder aufnehme, wird noch eine ganze Menge dazu gekommen sein.
Wieso ist das so???

Zum einen liegt es mit Sicherheit daran das sich die Arbeitswelt sehr verändert hat - und gerade auch in dem Bereich in dem ich arbeite, die Arbeitsdichte nachweislich erheblich zugenommen hat. Und dann liegt es wohl auch in den Funktionen die wir haben - beiden gemeinsam ist uns, dass wir eine Leitungsfunktion haben. Das scheint sehr ähnlich dem Haushalt zu sein - auch da ist der Augenblick in dem alles fertig ist nur sehr kurz - denn kaum ist man einmal durch und hinten fertig, kann man vorne schon wieder anfangen.

Es gab mal eine Zeit in der ich dachte, dass ich mich einfach nur besser organisieren muss und dann würde ich auch jeden Abend einen aufgeräumten, leergearbeiten Schreibtisch zurück lassen. Aber das ist einfach ein utopischer Anspruch dem ich nur gerecht werden könnte, wenn ich eine Zauberin wäre... bin ich aber nicht.
Das besagte Frau mir von ihrem Stress schrieb den Eindruck zu haben nie fertig zu werden, hat mich überhaupt erst dazu gebracht - fern der eigenen Feststellung nie fertig zu werden - darüber nachzudenken wie und ob sich das überhaupt ändern läßt und welche weiteren Faktoren die Stress auslösen das wohl nach zieht.

Nicht fertig zu werden, am Ende des Tages keinen leeren Schreibtisch zu hinterlassen, das belastet mich inzwischen nicht mehr. Ich kann für mich in Anspruch nehmen mich bestmöglichst organisiert zu haben um möglichst viel zu schaffen und mehr kann man nicht machen.
Was das an Stressfaktor allerdings nach sich zieht und dem ich noch nichts entgegen zu setzen habe - ich schätze das ist dann auch der Punkt an dem der Sandmann mich nicht mag, abschalten nicht mehr geht... da ist immer die Angst in der Arbeitsdichte dann vielleicht doch den Überblick zu verlieren, Prioritäten falsch zu setzen, Situationen und Notwendigkeiten falsch einzuschätzen... heute durch eine unzureichende Planung schon den Grundstein zu legen das morgen etwas Wichtiges dann nicht reibungslos läuft. Und das kann sehr schnell passieren weil ich eigentlich nie irgendeine Sache mal in Ruhe fertig machen kann und fast schon peramanent von allen Seiten neue Anfragen, Anforderungen, Wünsche, Fragen auf mich einstürzen.
Manchmal muss ich fast schon ein bisschen grinsen - abhängig von von meiner eigenen Tagesform und dem Belastungspegel natürlich - wenn ich über die Flure gehe und von allen Seiten ich meinen Namen höre weil jeder noch schnell was fragen oder sagen will... und das ist dann oft soviel, dass ich darüber das, weswegen ich ursprünglich das Büro verlassen habe, völlig aus dem Fokus verliere oder besser gesagt - sehr aufpassen muss damit das eben nicht geschieht.


18.00 Uhr:
Draußen ist es noch immer hell, zumindest hell genug um kein Licht anmachen zu müssen. Einmal mehr stelle ich verwundert fest wie schnell und gut ich durch diese dunkle, in vergangenen Jahren scheinbar nie enden wollende Jahreszeit gekommen bin.

".... flieg mit mir zu den Sternen..." - Das mit den "Ohrwürmern" ist eine seltsame Sache oder? Vor ein paar Tagen habe ich zufällig dieses Lied irgendwo im Hintergrund gehört und seitdem kriege ich es überhaupt nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht liegt es ein bisschen daran, das es eines der Lieder war das ich sehr oft in Teenietagen hörte als die Träume fliegen lernten und ich mich daran erinnerte als ich vor Tagen dieses Lied hörte. Komischerweise klang es da kein bisschen wie das was es eigentlich ist - uralt. Der Traum vom Fliegen, von Freiheit, von Liebe - der wird vermutlich nie wirklich alt... oder aber er ist so alt wie die Menschen und trotzdem noch ganz jung.

Wenn mir solche Dinge einfallen und ich darüber nachzudenken anfange, dann bekomme ich sehr schnell das Gefühl in einer ganz anderen Welt als die meisten Menschen die ich kenne, zu leben. Ich will immer nach vorne, immer weiter und gleichzeitig muss ich einfach immer wieder stehen bleiben, zurück denken und manchmal dann auch ein paar Schritte zurück gehen. Manchmal ist nach vorne kommen, sich weiter entwickeln eben auch das festzuhalten was gut, richtig und wichtig war.
Manchmal höre ich Menschen sagen - "es war nicht alles schlecht.." Nein- war es nicht.
Es braucht mitunter nur seine Zeit das zu erkennen.


Wenn der Wind weht, dreht sich die schwarze Spindel die die Glaskugeln umgibt. Ich wundere mich mitunter sehr darüber, an was ich mich inmitten dieser schnellen, handlungsdichten Zeit erinnern kann... z.B. daran das ich dieses Windspiel in der Glasturmstadt zu einem Schnäppchenpreis kaufte, kurz bevor ich eine Klausur schreiben musste...


Die Kondenzstreifen - oder das sichtbare Blinken der Positionslichter in der Nacht - sind das Einzigste was verrät was über unseren Köpfen los ist... Wann immer es diese sichtbaren Zeichen am Himmel zu sehen gibt - dann sind mindestens 5 Flieger unterwegs von irgendwo her nach irgendwo hin...