Sonntag, 6. März 2011

Rückblicke

Der letzte Urlaubstag geht mit großen Schritten seinem Ende entgegen. Die Sonne ist längst irgendwo hinter den Bäumen und Anhöhen verschwunden und hat einen wunderschönen farbigen Himmel zurück gelassen.

Der letzte Abend - und ich denke mit Unbehagen an die kommende Woche - ohne das ich wirklich sagen könnte warum... aber scheinbar grundloses Unbehagen macht die Dinge nicht einfacher, eher schwieriger. Gegen etwas was man nicht greifen, erkennen, benennen kann, kann man auch fast nichts unternehmen...

Das letzte knapp Dreivierteljahr war die Hölle... mehr und schlimmer als einfach nur viel arbeiten, mehr als einfach nur erschöpft sein...
In dieser Zeit ist irgendwie das ganze Lebensgefühl durcheinander geraten, der Alltag in Ausnahmezuständen ertrunken und ich in all dem Chaos verloren gegangen.
Das hat mir einfach nicht gut getan, hat an meinen Wertvorstellungen gekratzt und jegliche Zielorientierung verlieren lassen. Es gab keine Ziele mehr - es sei denn das eine - irgendwie - möglichst unbeschadet - dadurch zu kommen.
Ich glaube diese letzten Tage in denen es ein bisschen mehr Ruhe gab, haben mir das sehr bewußt gemacht. Und das Unbehagen das ich nicht wirklich benennen kann, ist wahrscheinlich die Angst wieder genau in dieses Chaos zurückzufallen, indem ich dann auch noch den letzten Rest von mir und dem was ich für mich das Leben ausmacht, verlieren könnte.
Ich will und brauche die Abgrenzung - auch ohne genau auf die Uhr zu sehen und Minuten- oder Stundenkauberei zu betreiben - zwischen Arbeit und Freizeit... zwischen der Rolle die ich auf der einen Seite spiele und der die ich wirklich bin...
Das Gefühl völlig vereinnahmt zu werden, allzeit abrufbereit für fremde Ziele eingespannt... das war nie mein Ding und wird es nie sein.

Rückblickend ist das letzte Dreivierteljahr schnell rum gegangen, auch wenn es sich zwischendrin mitunter anfühlte, als wäre es ein nie endenden wollender Marsch durch die Hölle. So gesehen wohl dann auch nicht weiter verwunderlich das es mir Unbehagen macht dorthin zurückzukehren.

Aber vermutlich ist das - wie so oft im Leben - auch schon wieder nur die halbe Wahrheit. Die andere ist wohl, dass ich mich von ihm nie wirklich erholt habe. Das Gefühl nicht mehr vollständig zu sein, immer diesen anderen Teil von sich selber zu vermissen, ihn zu suchen, zu brauchen... das zieht soviel Energie ab. Alles Schöne ist nur noch halb so schön - das Schwere aber noch sehr viel schwerer geworden. Vielleicht zum erstenmal in meinem Leben finde ich keinen Fluchtweg und keinen Ausweg. Die Aufgabe scheint zu sein, dass ich bleibe wo ich bin und trotzdem weiter zu machen - nur weiß ich selbst nach all der langen Zeit die vergangen ist, noch immer nicht wie ich das machen soll. Es gibt Tage da scheint das fast einfach - aber dann kommen wieder diese anderen Tage an denen ich einfach nicht vergessen kann, nicht aufhören zu vermissen...

Die Endlichkeit die schon in jedem Anfang liegt und das Leben selber immer nur den Weg nach vorne kennt und nie einen zurück - machmal vergesse ich das. Man sagt, dass in jedem Ende ein neuer Anfang liegt - das mag wohl sein... sagt aber noch nichts darüber, ob das Neue das Alte auch nur im Ansatz ersetzen kann, mehr oder weniger, besser oder schlechter - oder eben gleichwertig ist, oder?