Sonntag, 6. März 2011

Tag und Nacht

Es ist spät geworden, aber die richtige Stelle das Fernsehen abzuschalten und die Lichter zu löschen habe ich verpasst. Ein neuer Film beginnt... In dunklen Tunneln der Kanalisation, mit nur einer Taschenlampe sind 2 Männer unterwegs und das was die Bilder an Spannung nicht aufbauen können, erledigt die Musik... Und dann ganz schnell der erste Kontakt mit dem Grauen das sich mir nur im Gesichtsausdruck eines der Männer zeigt, was es ist bleibt an dieser Stelle offen... Die Szenerie ändert sich - eine junge Frau macht sich nachts mit der U-bahn auf den Heimweg. Während sie auf der schon fast menschenleeren U-bahnstation auf die letzte Bahn wartet die in ein paar Minuten kommen soll, nickt sie ein und als sie minutenspäter wieder wach wird, ist auch der letzte Mensch verschwunden, sie in dieser großen gespenstischen Umgebung alleine und macht sich auf den Weg nach irgendeinem Menschen der ihr in der Situation weiter helfen kann... laut klappern ihre Absätze, jeder Schritt hallt laut und nervös machend...

Es ist einer der Filme, von denen ich mich auf keinen Fall losreißen kann bevor ich nicht weiß was das Böse ist, das sein Unwesen treibt... Mich interessieren keine blutrünstigen Bilder - nicht sehen können, aber wissen das da etwas ist, und die Geschichte und deren Logik die machen mich dann neugierig... Manchmal will ich dann nur noch ganz schnell am Ende des Filmes sehen wo er seine Geheimnisse preisgibt weil ich die Spannung, das Unheimliche das in der Musik und in den Bildern liegt so schwer aushalten kann, es sich anfühlt als würde ich immer mehr ins Geschehen rein gezogen, emotional beteiligt...

Der Kopf weiß noch immer das ich im Hier und Jetzt bin, das es "nur" ein Film ist, und und und...
aber in der Stille der Nacht, in der Dunkelheit, alleine...

Also bleibt  nur eins - wenn es zu aufregend, spannend oder gruselig wird - einfach mal den Ton abdrehen, nicht hingucken, sekundenlang zu einem anderen Sender rüber schalten oder durch die Wohnung spazieren... 
Dem Grauen fallen die Guten wie dem schlechten zum Opfer, jeden Augenblick kann alles passieren...

Der Fim entwickelt sich zunehmend in eine Richtung die mir nicht gefällt - zu blutrünstig, zunehmend ist es nicht mehr die Stimmung die mich weggucken lässt sondern die Bilder selber...

Würde ich morgen am Tag den gleichen Film gucken - vermutlich fände ich ihn dann nicht einmal halb so gruselig, aufregend, beängstigend, spannend... sondern einfach nur scheußlich und hätte längst den Fernseher abgeschaltet.

Aber am Tag ist immer alles anders als in der Nacht. Nachts ist für mich vieles intensiver wahrnehmbar - vielleicht weil die  Reize mit der der Tag einwirkt, weniger sind.

11.30 Uhr Angst
Also - der Film war - vielleicht grottenschlecht. Warum diese völlig grauenhafte Gestalt sein Unwesen in der Kanalisation trieb, blieb bis zum Ende - glaube ich, völlig unklar. Ansatzweise wurde die Geschichte hinter der Geschichte erkennbar, blieb aber am Ende ungelöst... einfach nur Spannung, Grusel ohne am Ende aufzulösen warum, wieso, weshalb... das gefällt mir nicht...
Aber so war es auch nur "vielleicht", weil ich vielleicht auch einfach zu oft den Ton weggedreht habe, durch die nächtliche Wohnung spazierte und nicht hingesehen habe was als nächstes passierte...

Aber zu einer guten Erkenntnis hat der Film dann doch geführt - ich fühle mich in meinem neuen zuhause "sicher". In meinem alten zuhause war das manchmal anders.

Wenn ich dort solche Filme geguckt habe - oder auch einfach nur völlig erschöpft war, dann wurden die Geräusche die das Haus selber gemacht hat, manchmal so laut und bedrohlich, war überhaupt nicht einzuordnen woher sie kamen... Die Holztreppe hat manchmal in dunkler Nacht so laut geknackt... Manchmal habe ich von den Geräuschen der dunklen, stillen Nacht völlig überfordert, stocksteif in meinem Bett gelegen, kaum zu atmen gewagt  oder mich auch nur irgendwie zu bewegen... um nur nichts zu überhören, durch eigene verursachte Geräusche die "fremden" nicht zu übertönen...
Es gab soviele Möglichkeiten von außen rein zu kommen ohne das ich es unbedingt gemerkt hätte - und man hört soviel von dem was auf der Welt geschieht... Letztlich war aber das auch schon wieder etwas womit ich mir meine eigene Angst und Phantasie einen Streich gespielt hat.
Das vielleicht Gute - ich lasse mich meistens immer nur bis zu einem gewissen Grad von mir selber oder anderen Menschen narren - dann gehe ich in die Offensive. Ober-angsthäsin hat sich dann blitzschnell mit einer Wasserflasche bewaffnet und im Eiltemp im ganzen Haus alle Lichter angemacht, in alle Ecken und Winkel geguckt - natürlich um festzustellen was ich eigentlich längst wußte - es gibt Nichts in dem Haus wovor ich Angst haben müßte...
Aber manchmal reicht das Wissen nicht aus, solange man es nicht auch fühlen kann - so geht es mir zumindest. Wenn ich schon etwas Bedrohliches in der Dunkelheit fühle, dann ist es nicht weniger da nur weil ich es nicht sehe.  Also mache ich lieber das Licht an - auch wenn dabei das Herz so schnell schlägt als würde es jeden Augenblick stehen bleiben und sehe der vermeintlichen Bedrohung ins Auge - dann weiß ich wenigstens womit ich es zu tun habe... und das war eben in all diesen Nächten einfach Nichts...

Auf das scheinbar Unvermeidliche zugehen - ich denke das ist meine Art mit "Problemen" umzugehen. Ich will wissen womit ich es zu tun haben, gucken wie ich es aus der Welt schaffen kann oder es einfach nur hinter mich bringen um dann wieder zur Normalität zurückzufinden. Aus dem Weg gehen, verleugnen, hoffen das es irgendwie an mir vorrüberzieht, immer mit dem Gefühl das da noch irgendetwas Unheilvolles über meinem Kopf schwebt... das scheint mir immer die schlechtere Wahl.

Es ist wie es ist - da habe ich selten die Wahl... Wie ich dann mit den Dingen umgehe - da bleibt mir die Wahl...


15.54 Uhr: Frühlingslüftchen
Draußen ist es wunderschön - der Himmel strahlend blau, direkt in der Sonne angenehm war, jenseits der Sonnenstrahlen allerdings noch kühl... ein laues Frühlingslüftchen weht... Diese lauen Lüftchen die einen Duft, eine Erinnerung, eine Hoffnung mit sich tragen - die mag ich sehr gerne. Und wenn ich - aus wenlchen Gründen auch immer - den Weg nach draußen schon nicht finde - dann mache ich die Fenster und Türen weit auf bis ein Hauch von all dem mich im Haus umgibt. Dieses Fenster und Türen aufreißen hat nicht den Zweck zu lüften, nicht einen überheizten Raum abzukühlen - sondern einfach nur das Lüftchen herein zu lassen das die Magie hat etwas mit sich zu tragen das sich gut anfühlt ohne das ich es näher beschreiben, benennen könnte. So gesehen ist für mich manche Technik völlig überflüssig.
Da fällt mir der eine Hochhausturm in der Glasturmstadt ein. Dort habe ich mich häufig im 14. Stock aufgehalten. Ein Ringsumblick auf die Glasturmstadt - wunderschön... Aber diese Fensterglasfassade ließ sich an keiner Stelle öffnen, ringsum Klimatisierung... Es gab nie verbrauchte Luft, war nie zu kalt oder warm... aber auch nie lag etwas in der "schönes, gutes, hoffnungsvolles, inspirierendes" in der Luft.

Hier zuhause gibt es ein Warm-Kalt-Lufttauschsystem... Keine Ahnung wie das richtig heißt. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird aus den Räumen die verbrauchte Luft abgesaugt und angewärmte Frischluft zugeführt. Auf jeden Fall ist es rein theoretisch unnötig die Fenster zum Lüften zu öffnen. Im Winter als es wirklich bitterkalt war, habe ich festgestellt das es tatsächlich eine gute Sache ist. Aber jetzt wo es nicht nur einfach kühl oder gar kalt ist - sondern diese Frühlingslüftchen wehen, käme ich niemals auf die Idee Fenster und Türen geschlossen zu halten... Ich will den Duft des Lebens, der Jahreszeiten, des Augenblicks, der Erinnerung einfach hin und wieder mit geschlossenen Augen ganz tief einatmen.