Samstag, 20. Oktober 2012

Guten Morgen

Die Welt ist eingehüllt in ein fast schon warmes Nebelkleid. Das Licht der Straßenlaternen welches durch den Nebel scheint sieht schon ein bisschen gespenstig, fast unheimlich aus. 
Ich kann mich an meinen Herbst hier erinnern. Damals wohnte ich noch hier und kam jeden Morgen in aller Frühe aus der Stadt angereist. Oben an der Hauptstraße - muss man rechts abbiegen, dann geht es leicht bergab und leicht kurvig weiter auf der Landstraße. Rechts und links ist sie eingerahmt von Wiesen und Feldern und sich dahinter anhebenden Hügeln. Ein bisschen ist es als würde man von der Hauptstraße aus in einen ausgedehnteren Krater fahren. Und an dessen Grund sammelt sich im Herbst der Nebel, steigt in den Wiesen auf und verschluckt den Grund des Kraters. In jenem Herbst ragten über einen Teil dieser Wiesen ein paar wenige Holzpfähle aus dem Nebel. Irgendwann waren sie wohl man Teil einer Umzäunung. Jetzt standen da nur noch die vereinzelten Pfähle - und auf einem kurz vor dem Orteingang saß an vielen Morgenden hintereinander ein dicker schwarzer Vogel - ich schätze eine Krähe... Dieser dicke aufsteigende Nebel, dieser Pfahl mit der Krähe, das Ortsschild welches von dem gespenstischen Licht der Straßenlaterne angeleuchtet und dem Nebel so entrissen wurde... eine Szenerie wie sie am Anfang eines Gruselfilms zu sehen sein könnte... 
Das war auch damals mein erster Gedanke - ein Bild wie aus einem Gruselfilm ABER trotzdem hat es sich nicht gruselig angefühlt - sondern wie abgelegen, Zufluchtsort, abgeschieden von der Welt, Ruhe, Stille... zuhause... Sonst wäre ich vermutlich auch nie auf die Idee gekommen das ich hier gerne hinziehen möchte... 

Draußen ist es nicht nur nebelig, sondern auch noch ziemlich dunkel. Der Horizont ist noch mit der Nachtschwärze eng umschlungen und von ihr nicht zu unterscheiden. Das müsste sich aber ziemlich bald ändern - und dann möchte ich mit meinem Fotoapparat auf der Anhöhe - jenseits des Kraters vor dem Ort stehen und zusehen wie die Sonne am Himmel auftaucht. 
Am besten marschiere ich jetzt gleich mal langsam los damit ich nicht die schönsten Augenblicke des Morgens verpasse...