Samstag, 5. Februar 2011

Stürmische Nacht

Es stürmt draußen. Der Wind jagt die dicken grauen Regenwolken über den Himmel - und dafür das noch vor Tagen Schnee und eine dicke Eisschicht auf der Welt lag, ist es jetzt mild.
Irgendwo klingt ein helles Glöcken von einem Windspiel.

Anfühlen tut es sich nicht wie frei... weil ich nicht weiß ob heute nachmittag der Dienst besetzt ist oder ob ich am Ende da noch hinreisen muss... Es ist einfach nur ganz furchtbar.Das es kein Spaziergang werden würde, hatte ich vorher schon gewußt... Aber habe ich es mir so schlimm vorgestellt??? Ich glaube nicht... Würde ich es noch einmal machen und mich in diesen Teich versetzen lassen??? Ohne diese Versetzung wäre ich sicherlich niemals auf die Idee gekommen irgendwo in ein Nestchen zu ziehen, vielleicht nicht einmal überhaupt umzuziehen - so gesehen würde ich es wohl wieder machen - weil diese Entscheidung für mich mehr als richtig war... Aber davon isoliert betrachtet - nein, ich würde es nicht noch einmal machen, kann ich mir nicht vorstellen.

Das ganze Teichsystem funktioniert nicht mehr... Weil ich soviel arbeite, soviel Zeit und Energie investiere, mir in einem zu Gedanken mache und mich selber - selbst an freien Tagen nicht aus der Verantwortung nehme - habe ich das Gefühl voll dabei zu sein... Aber im Grunde ist es wohl doch so, dass ich eigentlich schon nicht mehr da bin. Ich glaube nicht mehr an das Teichsystem... zu groß die Altlasten die es zu beseitigen gibt, zu gering die Mittel dies zu erledigen. Und inzwischen wohl auch zu überforderte Menschen an der Spitze, die zu schnell, zu erschreckend ausrasten.
Für mich ist es auf jeden Fall immer sehr erschreckend wenn Menschen ihre Stimmungen von einer Sekunde auf die andere an- und ausziehen können, die Beherrschung von jetzt auf gleich verlieren und im nächsten Augenblick lächeln als wäre nichts gewesen... Für mein Empfinden tickt da etwas nicht ganz richtig bei denen.... Ich schätze es wenn sich Stimmungen aus einer Situation heraus aufbauen und entsprechend auch wieder langsam abfluten - immer so das man dem - angepasst auf die jeweilige Situation auch noch folgen kann. Da fällt mir gerade ein - mit diesem explodieren und im nächsten Augenblick freundlichen smal talk - damit kann das Gehirn vermutlich auch gar nicht umgehen und irritiert es.. Insofern ist es - nehme ich mal an - nicht nur etwas was ich nicht mag und erschreckend finde, sondern etwas wo man auch gar nicht mit umgehen kann...

11.09 Uhr: 
Es fühlt sich noch immer nicht an wie frei haben... Es ist frei haben und innerlich trotzdem nicht zur Ruhe kommen. Manchmal frage ich mich - was tun wir uns da an - und wofür???
Es gibt soviel was man kaufen kann... soviele wunderschöne Dinge... es gibt soviele spannende Dinge die man machen kann... - fragt sich nur ob irgendetwas davon oder was davon wirklich notwendig macht und was davon das Leben wirklich wertvoller, lebens- und liebenswerter... Und vermutlich - bei genauer Betrachtung wird es nicht viel sein.
Die vermeintliche Lebensqualität bezahlen wir mit Leben... scheint mir ein reichlich schlechtes Geschäft zu sein. Hätte ich diesen Monat 100 Euro weniger verdient - dafür dieses Wochenende aber seit gestern mittag - auch innerlich gefühlt - frei - davon hätte ich mehr gehabt, viel mehr...

18.03 Uhr:
Das Telefon hat nicht geklingelt - Entspannung hat aber dennoch nicht eingesetzt. Das Schlimme ist - die setzt überhaupt nicht mehr ein - so oder so nicht... nicht wenn ich da bin, nicht wenn ich weg bin...

Draußen stürmt es noch immer - oder gar noch viel mehr als heute morgen, die Wolken sind auch viel dicker und grauer... Kein Herbst könnte herbstlicher sein.
Weiß auch nicht warum mir das ausgerechnet jetzt gerade einfällt - aber damals als ich von der Stadt mit den meisten Sonnenstunden im Jahr zuürck in dieses andere Bundesland zog - da war es in meinem Gefühl als würde ich von einem sonnenhellen Land zurück in ein sehr dunkles ziehen. An Tagen wie diesen kann man sich nicht einmal mehr wirklich vorstellen wie hell die Sonne sein kann, das sie Unmengen dunkler Wolken vom Himmel verschwinden könnten.