Sonntag, 20. Februar 2011

Vor langer Zeit und heute

Gestern war es den ganzen Tag draußen so ruhig als wäre ich der einzigste Mensch hier in dieser kleinen Welt. Nur einmal am Abend - ich denke so gegen 19.00 Uhr nachdem es bereits dunkel geworden war, wurde die Stille von lauter Musik - insbesonderem dem Donnern von Bässen zerrissen. Gegenüber das Gelände der Dorfgrundschule scheint soetwas wie ein Treffpunkt für Jugendliche zu sein. Immer wieder habe ich sie in der Vergangenheit dort schon nach Einbruch der Dunkelheit stehen gesehen, gehört wie sie redeten, lachten...
Es hat mich an meine Zeit als Teenie erinnert. Da gab es diese Treffpunkte auch schon - damals waren es in den kleinen Dörfern oft Kinderspielplätze oder Bushaltestellenhäuschen die abends nicht mehr angefahren wurden - und in der Kleinstadt in der ich mal wohnte war es der Jugendtreffpunkt oder die Sitzbänke auf dem Marktplatz.

Ich wundere mich immer wieder wie verklärt ich auf jene Tage zurück schaue - obwohl ich besser weiß das sie nicht so unbeschwert waren wie sie sich heute in der Erinnerung anfühlen. Gestern als ich die Jugendlichen und ihre Musik hörte, da war ich wieder einmal versucht zu denken das das eine schöne Zeit war... aber das einzigste was vielleicht in der Zeit für mich wirklich schön war - mich in das Leben in Büchern zu verkriechen, dort ganz tief einzutauchen bis ich mich selber als Teil eines Romans fühlte... Und da wo ich keine "neuen" Bücher hatte, keine neuen Geschichten die ich auf diese seltsame Weise miterleben konnte, habe ich mir das Leben einfach geträumt von dem ich dachte das es irgendwo da draußen auf mich wartet - später - wenn ich erst einmal groß bin.
In gewisser Weise bin ich in diesem "Später" angekommen. Manches ist so geworden wie ich es mir gewünscht habe, manches von dem habe ich heute - anderes nicht... Aber was ich immer damit verbunden habe, das was es mir zu versprechen schien - in weiten Teilen hat das Leben das nicht gehalten.

Das was der Zeit heute fehlt - einfach die Perspektive, die Zukunft die ich anstreben kann mit dem festen Glauben das darin Lebensfreude und Glück liegt. Was immer ich anstrebe - es ist wie eine Art zweite Wahl weil ich vergessen habe was meine erste Wahl ist, sein sollte oder sein müßte.
Es ist wie etwas suchen, wissen das etwas fehlt - aber vergessen zu haben was es ist - und somit es auch gar nicht finden können...

Draußen ist es schon wieder grau, trüb, kalt - und sehr still, menschenleer.

Gestern abend bin ich wieder auf meine neue Teichalternative gestoßen... wieder einmal bedeutet - eigentlich - schon vor dem Studium - hatte ich mir dieses Unternehmen als potentiellen Arbeitgeber ausgesucht - und irgendwie - früher oder sptäer lande ich da immer wieder neu. Ich muss nur noch einmal darüber nachdenken, ob das in meine Weiterentwicklungslinie passt oder ein Abstecher vom Weg ist der mich nicht weiter bringt.


19.31 Uhr:
Und wieder geht ein Tag mit großen Schritten seinem Ende entgegen. Draußen ist es längst dunkel - und kalt. Irgendwann heute vormittag habe ich beschlossen hier ein bisschen weiter für all die Dinge ihr Plätzchen zu suchen, die noch in irgendeiner Ecke genauso liegen oder stehen wie sie beim Umzug abgestellt wurden. Früher habe ich solche Aktivitäten als "rumreuseln" bezeichnet - und rum gereuselt habe ich oft. Einfach irgendwelche Schubladen, Schachteln und Dosen "aufgeräumt, aussortiert, neu geordnet, umdekoriert... Heute gehörte zu diesen Aktivitäten das Aufräumen bzw. das Ausrangieren meines alten Nähkörbchens. Als ich es heute so sah, da konnte ich mich noch genau daran erinnern wie ich es gekauft hatte. Das ist schon so lange her... Damals gab es noch eine Kaufhauskette die heute so auch schon längst nicht mehr existiert.
Als ich all die Sachen die sich darin angesammelt haben in andere Schächtelchen und Döschen umräumte, wie z.B. auch die vielen vielen Knöpfe, da fiel mir wieder die Knopftasche meiner Oma ein. Es war eine wirklich große - und häßliche Tasche - aber voll mit vielen, vielen mitunter sehr schönen Knöpfen. Es gab in dieser Tasche Knöpfe in allen Größen und Farben, manche verziert mit Glitzersteinchen, andere perlmuttig schimmernd, manche glänzend, andere matt... Ich habe es geliebt die Hand in die Knöpfe zu stecken - so als wären sie Wasser - nur das sie nicht plätscherten sondern andere Geräusche machten wenn ich dann die Hand dadurch zog.
Vorhin schrieb ich von den vielen Knöpfen die in meinem Nähkästchen waren - gemessen an Omas Knopftasche waren es nur sehr wenige. Mir kam die Frage in den Sinn wo Oma all die Knöpfe her gehabt hat... Ich sammel jetzt auch schon über 20 Jahre Knöpfe - Ersatzknöpfe aus neu gekauften Kleidungsstücken, Knöpfe die irgendwo abgehen, die ich in der Waschmaschine finde, hab auch schon einige gekauft für Kleidungsstücke - gleich mit dem einen oder anderen Ersatzknopf. Für meinen Sohn habe ich mal eine Jeanshose genäht als er noch ganz klein war und sie mit Motivknöpfen verziert - z.B. waren weiße Flugzeuge dabei. Eines dieser weißen Knopfflugzeuge habe ich heute auch wiederentdeckt... Tja, ich sammel also nun schon sehr lange alle einsamen Knöpfe - aber die Mengen die meine Oma in ihrer Tasche hatte - die werde ich nie erreichen... Also wo kamen all die Knöpfe in Omas Knopftasche her??

23.30 Uhr:
Ich sollte öfter Knöpfchen und Nadeln sortieren, in Schächtelchen räumen... scheint irgendwie sehr viel Abstand zwischen mich und den Teich zu bringen - und besser noch... Es sorgt dafür das sich das Leben wieder anders - besser - anfühlt... Und es setzt neue Energien frei auch noch einmal wieder andere - schöne Dinge - zu machen.
Eins was immer gleich bleibt - egal ob ich erschöpft bin oder voller Tatendrang - die Sehnsucht nach dem Sternenmann ist unendlich.

Heute abend kam eine Reportage über z.B. schwarze Löcher, Komenteneinschläge, Teilchenbeschleuniger...