Donnerstag, 3. Februar 2011

Ausnahmezustand als Normalzustand

Der Tag fing mit einer Rutschpartie an... gestern Schnee und heute wieder eine spiegelglatte Welt... jeder Schritt möglicherweise der Falsche und man liegt auf der Nase. Als ich zum Teich ging, waren die Schulkinder unterwegs zur Schule - und während ich ganz bedächtig einen Schritt vor den anderen machte, ganz vorsichtig, zaghaft - sind sie auf dem Eis gerutscht und beherzt gelaufen - und mehr als eines der Kinder sah ich auf dem Hosenboden landen - und sie lachten. Für sie schien es nichts zu sein was sie ängstlich oder zaghaft machte sondern ein riesengroßer Spaß... Abgesehen davon das ich mich nicht mehr daran erinnern kann ob ich je - abgesehen von diesem Jahr - je auf solchen Eisflächen gelaufen bin - bin ich irgendwann bestimmt mal ebenso unbefangen durch die Eiswelt gelaufen oder? Wann fängt man an so ängstlich zu sein? Sich vor dem Fallen so sehr zu fürchten...
Irgendwann viel früher im Leben gab es eine Zeit - da brauchte es Warnungen vor Gefahren, die Warnung nicht auf Bäume zu klettern...

Im Teich angekommen -   einer unserer Schlüssellieferanten ist ausgefallen - um es genauer zu sagen - ein Totalausfall... Aus dem Nichts muss diese Lücke zeitnah, sehr zeitnah, am besten auf der Stelle geschlossen werden... Krisensitzung...

Es kehrt einfach kein Alltag ein... es kommt einfach keine Ruhe in das Teichsystem und damit auch nicht in meinen Teich...

Mittags als ich dann von der Krisensitzung zurück kam, war eine der Mitarbeiterin sehr auffällig ruhig, lächelfrei... und das obwohl sie eigentlich ein kleiner Hans-Dampf in allen Gassen ist... Keine Ahnung warum ich immer diese Schwingungen aufnehme...
Ihr Mann - der mir immer eher wie ihr Kind vorkam -
hat wohl das gesamte gemeinsame Geld geschnappt - wieviel das auch immer gewesen sein mag und hat sich - ihrer Aussage nach ohne erkennbaren Grund von jetzt auf gleich aus dem Staub gemacht -
und sie würde jetzt da sitzen - ohne Geld, jede Menge Schulden,
versteht die Welt nicht mehr, weiß nicht wo er hin ist...
Also keine Ahnung wo da genau die Wahrheit steckt...
Man ist geneigt zu denken das dieses von jetzt auf gleich nicht sein kann, das dem immer etwas voraus gegangen ist, das es immer Zeichen gab und gibt...
Aber das es manchmal eben nicht so ist - davon kann ich aus eigener Erfahrung ein Lied singen... Und im Grunde spielt es auch keine Rolle. Sie tut mir da schon sehr leid... Zu gut kenne ich diese Abstürze ins Bodenlose... Und ich hasse diese Hilflosigkeit in mir... wenn ich selber abstürze, ...wenn ich den Absturz von Menschen die mir am Herzen liegen, nicht abmildern kann.

Das war schon der dritte Ausnahmezustand des Tages der an mir vorüber gesaust ist...

Dann kam mein 13.00 Uhr-Termin erst um 14.00 Uhr - und das obwohl ich für halb 3 schon wieder einen anderen Termin hatte - endlich das letzte Zeug aus der alten Wohnung holen... Ich wollte ja schon auf meine innere Stimme hören und meiner Unlust nachgeben - die Reise zur alten Wohnung verschieben... Manchmal ist es richtig gut wenn man Freunde hat die einem einen Tritt in den Hintern geben... Hat meine Freundin gemacht - und es war gut so... Jetzt sind in der alten Wohnung nur noch jede Menge alte große Pappkartons die zum Wertstoffhof müssen, meine Sonnenliege und ein PC sowie ein Fernseher die ebenfalls zum Elektroschrottplatz müssen - und das war es dann... Ich bin froh das es soweit geschafft ist - und es war nicht nur ein "froh-sein" vom Kopf her - es hat sich wirklich wie eine riesige Erleichterung angefühlt... Ich hab es richtig gemerkt wie ein Stein von meiner Seele fiel...

Tja und die Überschrift des Tages - wenn jeder Tag ein Ausnahmezustand ist - dann wird der Ausnahmezustand wohl zum Normalzustand... Ich werde aufhören müssen zu erwarten das die Dinge anfangen ihren Gang zu gehen, aufhören zu denken das sie nach Plan laufen, vielleicht auch ein bisschen weg vom Planen... irgendwann macht das einfach keinen Sinn mehr. Vielleicht nimmt es ein bisschen Druck aus den Dingen wenn man weiß das jeden Tag neu, ganz spontan entschieden werden muss was zu tun ist...

21.43 Uhr:
Ein Tag an dem ein Ausnahmezustand den anderen gejagt hat... und trotzdem fühlt es sich an als wäre es ein guter Tag gewesen... war es auch - weil jetzt das alte zuhause fast abgehakt ist :-)