Dienstag, 16. September 2014

Traumtänzerin

Traumtänzerin

Seit ich denken kann, bin ich mit den Füßen fest auf dem Boden durch die Welt gelaufen…
aber der Kopf und das Herz hingen immer irgendwie in den Wolken, über den Wolken, gingen ihre eigenen Wege…

Das hat es so leicht gemacht
die spitzen Steine auf dem Weg nicht zu spüren wenn sie sich in die Füße pieksten,
die zurückschnellenden Zeige die gegen die Beine peitschten…
die Angst die am Weitergehen gehindert hätte und den Untergang besiegelt…

Es hat mir soviel Spaß gemacht Träumen hinterher zu jagen,
sie einzufangen und sie mir abends vor dem Einschlafen noch einmal in die Gedanken zu rufen…
immer in der Hoffnung das sie sich im Schlaf von ganz alleine weiter spinnen...

Manchmal wenn ich morgens aufgewacht bin hat es sich angefühlt,
hab ich mich gefühlt,
als hätte ich was Wunderschönes erlebt und ich saß, meinen Kaffeebecher mit beiden Händen haltend da und hab versucht mich zu erinnern –
an das was dieses Gefühl gemacht hat,
an den Traum der letzten Nacht der mich so hoffnungvoll aufwachen und vergnügt in den Tag starten ließ…

In meinen Gedanken habe ich mir bunte Bilder vom Leben gemalt wie es mir gefallen würde…
nein, wie ich dachte zu wissen das es irgendwann so sein würde,
Bild für Bild erlebbar –
irgendwann…
und ich hab mich so darauf gefreut...

Ich muss lachen wenn ich daran denke wie oft der eine oder andere Mensch sich berufen fühlte mir etwas darüber zu erzählen wie das Leben funktioniert,
das man irgendwann doch erwachsen werden muss,
hab schnell auf meine Füße gezeigt die ganz fest auf dem Boden stehen und ihren Weg gehen und dann wieder schnell den Kopf in die Wolken über mir gestreckt…

Und jetzt?

Ich weiß nicht wirklich was passiert ist und auch nicht genau wann,
vielleicht hat die Zeit mich klein gekriegt…
mit den Füßen bin ich noch immer fest auf dem Boden,
aber die Wolken erreiche ich nicht mehr…

Früher musste ich nur die Augen oder Ohren weit aufsperren und schon hab ich einen Traum entdeckt den ich einfangen konnte,
heute blicke ich suchend umher und kann keinen entdecken,
lausche in die Stille aber höre nichts…

Die Farben mit denen ich meine Lebensbilder gemalt habe sind mir ausgegangen und ich hab keine Ahnung wo ich neue her bekommen könnte um weiter zu malen…

Das alles ist gar nicht so schlimm –
wenn ich doch nur sicher wüßte das alles wieder kommt,
wieder so sein wird wie es war seit ich denken kann –
traumreich, hoffnungsvoll, irgendwann…

Meine Wirklichkeit hat sich nicht geändert,
wie ich sie wahrnehme,
wie sie sich für mich anfühlt aber schon sehr
und das macht mir Angst…

Ich hab viel gelernt im Leben, viel gemacht, viel erlebt…
nur wie man ohne Träume lebt als Hoffnung und Ziel für das Morgen –
das weiß ich nicht,
hab ich nie gelernt,
hat mir nie jemand erklärt...

vielleicht kann man sich daran gewöhnen traumlos zu leben,
aber vielleicht lebt man wenn man erst traumlos ist auch schon gar nicht mehr…

Wenn ich doch nur wüßte wo die Träume verloren gingen,
wo ich sie suchen könnte
um endlich wieder eine hoffnungsvolle Traumtänzerin zu sein,
mit all den Farben die es braucht um den grauen Alltag bunt zu malen…

vielleicht fällt es mir noch ein - irgendwann...