Traumtänzerin
Seit ich denken kann, bin ich mit den Füßen fest auf
dem Boden durch die Welt gelaufen…
aber der Kopf und das Herz hingen immer
irgendwie in den Wolken, über den Wolken, gingen ihre eigenen Wege…
Das
hat es so leicht gemacht
die spitzen Steine auf dem Weg nicht zu spüren wenn
sie sich in die Füße pieksten,
die zurückschnellenden Zeige die gegen die
Beine peitschten…
die Angst die am Weitergehen gehindert hätte und den
Untergang besiegelt…
Es hat mir soviel Spaß gemacht Träumen hinterher zu
jagen,
sie einzufangen und sie mir abends vor dem Einschlafen noch einmal in
die Gedanken zu rufen…
immer in der Hoffnung das sie sich im Schlaf von ganz
alleine weiter spinnen...
Manchmal wenn ich morgens aufgewacht bin hat es
sich angefühlt,
hab ich mich gefühlt,
als hätte ich was Wunderschönes
erlebt und ich saß, meinen Kaffeebecher mit beiden Händen haltend da und hab
versucht mich zu erinnern –
an das was dieses Gefühl gemacht hat,
an den
Traum der letzten Nacht der mich so hoffnungvoll aufwachen und vergnügt in den
Tag starten ließ…
In meinen Gedanken habe ich mir bunte Bilder vom Leben
gemalt wie es mir gefallen würde…
nein, wie ich dachte zu wissen das es
irgendwann so sein würde,
Bild für Bild erlebbar –
irgendwann…
und ich
hab mich so darauf gefreut...
Ich muss lachen wenn ich daran denke wie
oft der eine oder andere Mensch sich berufen fühlte mir etwas darüber zu
erzählen wie das Leben funktioniert,
das man irgendwann doch erwachsen werden
muss,
hab schnell auf meine Füße gezeigt die ganz fest auf dem Boden stehen
und ihren Weg gehen und dann wieder schnell den Kopf in die Wolken über mir
gestreckt…
Und jetzt?
Ich weiß nicht wirklich was passiert ist und
auch nicht genau wann,
vielleicht hat die Zeit mich klein gekriegt…
mit
den Füßen bin ich noch immer fest auf dem Boden,
aber die Wolken erreiche ich
nicht mehr…
Früher musste ich nur die Augen oder Ohren weit aufsperren
und schon hab ich einen Traum entdeckt den ich einfangen konnte,
heute blicke
ich suchend umher und kann keinen entdecken,
lausche in die Stille aber höre
nichts…
Die Farben mit denen ich meine Lebensbilder gemalt habe sind mir
ausgegangen und ich hab keine Ahnung wo ich neue her bekommen könnte um weiter
zu malen…
Das alles ist gar nicht so schlimm –
wenn ich doch nur
sicher wüßte das alles wieder kommt,
wieder so sein wird wie es war seit ich
denken kann –
traumreich, hoffnungsvoll, irgendwann…
Meine
Wirklichkeit hat sich nicht geändert,
wie ich sie wahrnehme,
wie sie sich
für mich anfühlt aber schon sehr
und das macht mir Angst…
Ich hab viel
gelernt im Leben, viel gemacht, viel erlebt…
nur wie man ohne Träume lebt als
Hoffnung und Ziel für das Morgen –
das weiß ich nicht,
hab ich nie
gelernt,
hat mir nie jemand erklärt...
vielleicht kann man sich daran
gewöhnen traumlos zu leben,
aber vielleicht lebt man wenn man erst traumlos
ist auch schon gar nicht mehr…
Wenn ich doch nur wüßte wo die Träume
verloren gingen,
wo ich sie suchen könnte
um endlich wieder eine
hoffnungsvolle Traumtänzerin zu sein,
mit all den Farben die es braucht um
den grauen Alltag bunt zu malen…
vielleicht fällt es mir noch ein -
irgendwann...