Samstag, 27. September 2014

Der Engel an meiner Seite

In den letzten Monaten hatte ich es mit reichlich vielen Menschen zu tun, denen es geradezu ins Gesicht geschrieben stand - Stimme und Körperhaltung taten ihr übriges damit unzweifelhaft klar war - sie haben keine Lust auf ihren Job, er interessiert sie nicht, es macht ihnen keinen Spaß... Und so waren auch die Arbeitsergebnisse - oder das Gefühl das man als Kunde bzw. Leistungsempfänger mit von dannen nahm...


Mit ihm war das anders - voll Elan und nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen... Vielleicht hat mir das am Anfang ein bisschen das Gefühl gegeben er könnte möglicherweise nicht mit der notwendigen Konzentration und Aufmerksamkeit bei der Sache sein... noch ein bisschen unreif für diese verantwortungsvolle Aufgabe... nimmt alles noch ein bisschen auf die leichte Schulter...
Aber dann wurde mir ziemlich schnell klar - er hat die Dinge jederzeit unter Kontrolle, auch wenn er leichtfüßig unterwegs zu sein scheint - er ist auf Zack... Und so kommt es nun, das ein eigentlich noch ziemlich junger Mann mein vollstes Vertrauen hat. Mit ihm an meiner Seite fühle ich mich sicher in aller Unsicherheit...

Mein größtes Hindernis bei der Operation Auto fahren war ich mir selber... Ich glaube da gab es nichts was mir keine Angst gemacht hat... Angefangen bei der Vorstellung ein paar Tonnen- Gefährt durch die Welt zu bewegen, Abstände einschätzen, GEschwindigkeiten einschätzen, die richtigen Schalter und Hebel finden... irgendwie alles ein großes Problem in meinem Kopf... Alleine die Vorstellung so einen großen Drachen in Bewegung zu setzen hat bei mir schon Panik ausgelöst... Keine guten Voraussetzungen um überhaupt in Erwägung zu ziehen den Führerschein zu machen. Letztlich habe ich ja auch aus gutem Grund Jahrzehnte damit zugebracht mich davor zu drücken.
Die ersten 2 Stunden waren für mich ein mehr als langsames Herantasten, langsam sich trauen das Auto überhaupt in Bewegung zu setzen, es rollen lassen... Die Begeisterung über diese zaghaften Annäherungsversuche hielten sich bei ihm schwer in Grenzen...  Als er beim drittenmal einen Gang zulegen wollte, hat es für mich in einer emotionalen Katastrophe geendet - völliger Blackout und nur noch funktionsfähige Nebelwolken in meinem Kopf...
Seitdem geht es... er weiß wie er mich an die Dinge heranführen muss, wie reagieren, reden, eingreifen oder auch nicht um die Bälle flach zu halten und jede aufsteigende Panik im Keim zu ersticken.

Die ersten drei Stunden hat es bestenfalls eine Viertelstunde gedauert und mein Gehirn brauchte ein paar Minuten Auszeit... Einfach zuviele bis dahin völlig unbekannte Informationen die es abzuspeichern gab, zu beachten, einzusortieren...

Von selber fahren - und er ist nur dabei - bin ich immer noch weit entfernt... Aber die übergroße Angst ist weg... Irgendwo in meinem Kopf fängt es an Ideen zu geben was wann zu tun sein könnte wenn es eng wird... Für Panik gibt es keinen Grund - im Zweifelsfall sieht er das was ich noch übersehe, macht was ich noch nicht schnell genug hinbekomme...
Heute waren wir 2 Stunden unterwegs... Einmal von meinem Zuhause über Land in die Stadt ins Übungsgebiet... durch die Stadt... über die Autobahn zurück nach hause... Und sieh da - ich habs überlebt und "pausenfrei" diese lange Zeit gemeistert.

Nach der dritten Stunde an dessen Ende der völlige Blackout stand, hab ich überlegt wie ich diplomatisch einen anderen Fahrlehrer anfordern soll... einer der ruhiger ist, geduldiger... Jetzt kann ich mir für mich überhaupt keinen besseren mehr vorstellen als ihn... Wenn er übermütig wird, ungeduldig... dann kriege ich ihn ganz schnell dazu sich wieder auf mich einzupendeln... wenn ich hektisch werde, kriegt er mich ganz schnell wieder ruhig... besser geht nicht - oder?