Sonntag, 9. Januar 2011

Ausnahmezustand

Ausnahmezustand als Dauerzustand -
das ist genau die richtige Beschreibung für das wie sich Leben nun schon seit einer ganzen Weile anfühlt.

Gestern hat sich der Teich in mein Leben gedrängt...
und heute als ich noch dem morgen entgegen schlummerte, klingelte bereits schon wieder das Telefon. Ich bin nicht dran gegangen - wollte nichts wissen, nichts hören... wer da dran sein würde war klar - die Teichmitarbeiter...
Aber mit weiter schlummern, innerer Ruhe oder gar entspannen war es da natürlich vorbei. Statt dessen Gedanken die sich im Kreis drehten welche Katastrophe wohl ausgebrochen sein könnte - und wie ich die beherrschen kann ohne schon wieder mich selber auf den Weg zu machen...
Um 8.00 Uhr klingelte das Telefon erneut... bekam die Katastrophe gemeldet - und nach einer kurzen bangen Zeit das ich jetzt selber los muss und ganz viel denken, gucken, rum telefonieren - eine andere Lösung gefunden...
Aber wie schon gestern geschrieben - freie Tage fühlen sich anders an...

Draußen sind die letzten Reste von Schnee verschwunden und der Himmel grau, grau, regnerisch, windig... Wie schon gestern frage ich mich ob ich mich freuen soll wenn das der Winter gewesen sein soll - oder mir lieber noch einmal die Schneewolken zurück wünschen.
Auf jeden Fall ist heute so ein Tag, von dem ich mir den ganzen Sommer vorgestellt hatte, dass ich die Gummistiefel anziehen würde und durch die Weltgeschichte - genauer gesagt über regenaufgeweichte Feld- und Waldwege laufen würde und ganz viele Blicke in die Weite einfangen und fotografieren...
Statt dessen bin ich bislang noch nicht einmal mehr in die Nähe eines Schuhgeschäftes gekommen um mir die dafür notwendigen Gummistiefel zu kaufen... und Zeit dafür habe ich auch nicht... Heute muss ich ganz unbedingt meinen Unterricht für Dienstag vorbereiten...
Meinen freien Tag morgen habe ich ja auch schon wieder verloren... da muss ich jetzt präsent sein weil eine potentielle neue Mitarbeiterin zum Probearbeiten kommt.

... und dann türmt sich meine Bügelwäsche... da kann ich mindestens 3 Stunden das Bügeleisen schwingen bis dieser Berg wieder glatt im Schrank verschwunden ist...

Ich hätte so gerne mal wieder ein oder zwei Tage an denen ich gar nichts machen muss, die ich wirklich guten Gewissens - wenn ich es denn will - einfach verbummeln kann... den Pinsel oder die Stricknadel schwingen, in Papieren rumkramen oder einfach kreuz und quer rumlesen und neue Ideen sammeln... Aber so schnell wird es solche Tage für mich wohl nicht wieder geben... Die Operation Führerschein liegt jetzt schon auf Eis :-(... Mein Wunsch:

Einmal richtig loslassen können - alles, alles...

Gestern morgen hatte ich, während ich hier den Putzlappen geschwungen habe, Radio FFH an. Im großen und ganzen haben die die Musik die mich gedanklich in eine andere, frühere Zeit entführt - ohne das ich genau sagen könnte woran es liegt.
Es sind nicht unbedingt die Lieder die in jenen längst vergangenen Zeiten gespielt wurden - aber es sind Lieder und Musikstücke in denen genau dieses Zeitgefühl liegt... Aufbruchstimmung, Ungeduld...

16.50 Uhr:
Die Abenddämmerung setzt ein... und wieder geht ein Tag zu Ende... einer an dem ich nicht sonderlich viel auf die Reihe bekommen habe - oder um es anders zu sagen - an dem ich meinen eigenen Zielen weit hinterher hinke... Es hat die innere Ruhe für alles gefehlt... Manchmal denke ich, ich bin eine Meisterin darin geworden alles vor mir her zuschieben - und verstehe es nicht einmal. Manche dieser Dinge sind so schnell zu erledigen, keine große Sachen, ein paar wenige Handgriffe, ein kurzes Telefonat, eine kurze email... aber anfühlen tut es sich als müßte ich Mammutprojekte bewältigen zu denen mir die Kraft fehlt.

Ein bisschen war es heute aber dann doch Sonntag... Kurz vor 9 haben die Kirchenglocken lange und laut geläutet, eine Voxreportage nach meinem Geschmack - über die Kennedys...
Bilder aus einer längst vergangenen Zeit - einer in der ich noch nicht einmal geboren war - aber anfühlen tut es sich ein bisschen wie die Erinnerung an die "gute alte Zeit". Das geht mir seltsamerweise oft auch so mit der Musik aus den sechzigern... Wie kann sich etwas aus der Zeit vor der eigenen Geburt wie "Erinnerung" anfühlen?

Was mir bei der Reportage - besonders dann eben den alten Filmausschnitten auffiel - irgendwie war es eine ganz andere Zeit als die, in der wir heute leben. Und es ist mir ein Rätsel wie manche Menschen es schaffen soviel Leben in die Zeit zu packen.
Der amerikanische Präsident - kann ja nicht wirklich sein das der weniger zu arbeiten, entscheiden, regeln, verantworten hatte als ich heute... Aber wie hat er es geschafft soviele Wochenenden frei zu haben um mit der Familie auf einem Wochenendsitz zu verbringen??? Ich bekomme das nicht hin... Da war auch von so vielen Affairen die Rede die er neben seinem Amt und der Familie gehabt haben soll... ich finde seit Wochen und Monaten nicht einmal annähernd genug Zeit für die kleine Maus... In den Filmausschnitten gab es große Weltpolitik, reiten, segeln, Privathubschrauber, Konzerte, Staatsempfänge, einfache Hosen und Pullis und festliche Kleider, immer Tip-top-Frisuren... alle möglichen Schmerz- und Schlafmittel und Antidepressiva... Also wirklich - keine Ahnung wie das alles in ein Leben passt...
Neulich hat mir der Dr. ein Mittel zur Muskelentspannung verschrieben - selbst das nehme ich nicht einmal im Ansatz so ein wie ich soll - macht zu schlapp und dann kriege ich noch weniger geregelt... und andere Menschen scheinen sich ganze Apotheken rein zuziehen... Na egal... die Antwort werde ich ohnehin nicht finden...

Morgen gehe ich erst Arbeiten, eine Dame kommt zum Probearbeiten, dann muss ich den Bericht darüber über die obersten Teichherren durchgeben, dann kommt eine Ex-kollegin die mit mir ihrer Hausarbeit besprechen will, d.h. Hilfe dabei braucht - und mit der werde ich dann auch mal schnell einkaufen fahren - dann muss ich wenigstens nicht alles nach hause schleppen... und dann ist der Tag auch schon wieder rum...
Dienstag gehe ich wieder arbeiten - muss frühzeitig und überstürzt aufbrechen weil dann die Unterrichtsstunden anstehen, danach werde ich mich mit der Maus und ihren Eltern in der Stadt treffen - bis ich wieder zurück sein werde, wird es wieder abend sein...
Mittwoch wieder arbeiten - und im übrigen habe ich mich immer noch nicht umgemeldet. Wenn ich jetzt sage seit wann ich wirklich hier wohne, ist der Ärger auf dem Amt wieder vorprogrammiert... und dabei hab ich es vorher wirklich nicht geschafft... Also werde ich mal lieber lügen... aber das kann ich frühstens am Mittwoch tun - wenn ich erst später zur Arbeit gehe - und vorher aufs Amt... Und zu meinem Doktor müßte ich auch mir ein paar Spritzen holen... und das alte zuhause ist ja auch noch nicht bis auf die letzte Brocke leer geräumt... da ist noch mein Balkontisch und die Sonnenliege, der Ventilor, ein paar Balkonpflanzen...
Also keine Ahnung wann ich das alles machen soll - und die Sache mit dem Fühererschein ist dringlicher als je zuvor...

22.12 Uhr:
Der ganze Himmel hängt voller leuchtender Sterne - es sind soviele das es gar nicht möglich wäre sie zu zählen - und durch die leuchtenden Sterne fliegen die blinkenden Flugzeuge... Wenn ich mir jetzt was wünschen könnte, dann würde ich mir wünschen das mein Dach ein riesiges Fenster wäre und ich direkt vom Bett aus in den Sternenhimmel sehen könnte...