Samstag, 29. Januar 2011

Sternenmann

Habe lange geschlafen, bestimmt auch irgendetwas geträumt - aber als ich wach wurde konnte ich mich nicht mehr daran erinnern.
Draußen scheint die Sonne auf eine dunstige, angezuckerte, frostige Welt - und es sieht richtig schön aus... So wie tief Luft holen, durchatmen, alles vergessen... zumindest für einen Augenblick.

Keine Ahnung was mir mal daran so gut gefallen hat in der Stadt zu leben wo in alle Richtungen der Blick auf die Welt begrenzt wurde, es gab keine Weite und vor allem auch immer nur ein ganz kleines Stück vom Himmel. Die letzten Abende wenn ich auf dem Balkon stand und den Sternenhimmel bewundert habe, da konnte ich mir gut vorstellen das ich an warmen Sommerabenden auf dem Balkon liegen werde und einfach nur zu den Sternen sehen...

Gestern habe ich es endlich geschafft - stand ursprünglich schon gleich für Anfang des Jahres auf dem Programm - meine Steuererklärung zu machen... ach ja - und ich hab endlich mal angefangen mein Theoriebuch für den Führerschein in Arbeit zu nehmen.

Ich weiß nicht ob es eine Ahnung oder eine Befürchtung ist - aber der  Führerschein muss einfach her - weil uns früher oder später der Teich um die Ohren fliegen... schon alleine aufgrund der strukturellen Probleme die sich so nicht lösen lassen... Ich wäre dann ungerne noch da wenn das passiert... und schon gar nicht möchte ich dann die Verantwortung dafür übernehmen. Und die Zeit die ich brauche um diese für mich so wichtige Sache durchzuziehen, die muss ich mir jetzt einfach nehmen - soviel muss einfach vom Ende eines jeden Tages übrig bleiben.







13.26 Uhr:
Gestern abend beim Surfen bin ich auf eines dieser Bilder gestoßen in denen man zwei völlig verschiedene Dinge sehen kann - z.B. eine junge oder eine alte Frau. Gestern das Bild hatte ich noch nie vorher gesehen - aber darin sowohl die alte als auch die junge Frau erkannt. Ich habe das angeklickt und wurde weiter geleitet... Und das fand ich dann ja ganz schön gruselig, unheimlich, geschmacklos... keine Ahnung. Man wurde aufgefordert seinen Geburtstag einzugeben, keine Ahnung was sonst noch - und daraus würde dann der eigene Todestag errechnet... 
Natürlich glaube ich nicht an so einen Mumpitz...

aber ich hätte da auch um nichts in der Welt mein Geburtsdatum eingegeben...  und die Seite ganz schnell weggeklickt... 
Will man wirklich wissen wann der eigene Todestag sein wird??? Ich will es sicher nicht wissen... 

15.54 Uhr:
Vorhin habe ich in meinen alten Blogs gestöbert... Fast jedes Foto mit einem Text versehen... Wenige Jahre - eine gefühlte Ewigkeit - ist es her das ich diese Fotos machte - aber bei jedem konnte ich mich noch genau daran erinnern wie ich es gemacht habe, wie es sich angefühlt hat... Es war mehr als den Knipsi drauf halten und abdrücken... Es war ein Gefühl formen, herstellen, modellieren, arrangieren um es dann einzufangen... Und das Gefühl war immer dasselbe - Liebe, Sehnsucht, Glück... Und wenn das Bild an sich das vielleicht mal nicht für jeden verständlich zeigte - dann haben die Worte die darauf gestanden haben.
Es gibt vermutlich eine Million Arten zu sagen "ich liebe Dich" - oder vielleicht noch viel mehr - und mir scheint als hätte ich sie damals alle gekannt... 
Als die Liebe verloren ging, da gingen anscheinend auch all die Worte verloren die sie beschreiben konnten...
Vorhin fiel mir auf - ich lese die Worte aus diesen vergangenen Tagen und weiß noch genau wie es sich angefühlt hat... 

Ich lese sie und erinnere mich daran, dass die Liebe völlig unerwartet aus dem Nichts an meine Tür klopfte. Sie ar auf einmal einfach da... Ein unverbindliches und belangloses "hallo" wurde zu einem Gefühl das ich bis dahin so nicht kannte. So vieles jener Tage war nicht das erstemal und doch wie das allererstemal... 
Keine Ahnung wieso ich mir so sicher bin das es nie wieder so sein kann... Eigentlich müßte mir das Beweis sein das im Leben alles jederzeit passieren kann - mehr, anders, größer als ich es je für möglich halte... 
Aber statt dessen denke und fühle ich nur das es so einmalig war, dass eine Wiederholung völlig ausgeschlossen ist.

Na ja, vielleicht werde ich eines Tages hier sitzen, wieder tippen - und all die Worte für die Liebe sind wieder da - weil die Liebe kommt und geht wie sie will - und nicht wie wir es uns ausrechnen...

17.10 Uhr:
Draußen wird es heute nacht wieder bitterkalt - der Himmel ist wolkenlos - und auch wenn es jetzt draußen noch hell ist - ich kann schon die Sterne erahnen die ich irgendwann heute abend in die dunkle Nacht leuchten sehen werde. Gestern abend fiel mir der Sternenmann ein - und ich musste daran denken das ich jetzt sehe was ich solange nicht mehr sah - und er sie mit seinem wahrgewordenen Traum so nah wie er es sich immer gewünscht hat... Komischer Zufall - oder?

21.23 Uhr:
Vorhin habe ich in die Sterne gesehen und daran gedacht das er sie vielleicht genau in diesem Augenblick auch sieht... Ich weiß das es nicht so ist - aber trotzdem fühlte es sich an wie eine noch immer bestehende Verbundenheit... So als wäre längst nicht vorbei was schon vor so langer Zeit sein Ende fand... Träume sind eine wirklich merkwürdige Sache - sie halten sich selbst dann noch hartnäckig wenn sie längst ausgeträumt sind... Keine Aussage von mir - aber eine die ich so jederzeit unterschreiben würde. 
Ich denke an das was ich zu Beginn des Jahres über "dasselbe Gesicht" schrieb... es war einmal Liebe - und ist es längst nicht mehr... aber es ist auch nicht Gleichgültigkeit, nicht egal, nicht gleichgültig, nicht unwichtig - und ganz bestimmt nicht vergessen... Und obwohl ich weiß das es keine Liebe mehr ist, obwohl ich es nicht mehr als Liebe in mir fühle... da ist noch immer etwas das mich an ihm kleben lässt... Vielleicht ist es Liebe - weil das was einmal war und nicht mehr ist einfach nur Verliebtheit war... Na ja, aber darüber muss ich nicht nachdenken weil ich die Antwort nicht in mir finden kann... 
Ich glaube ich werde jetzt jeden Abend in den Himmel sehen und dann diesen einen einzigen kurzen Augenblick einfangen, darin eintauchen, daraus Kraft ziehen - das es sich anfühlt als wäre er noch immer da, ganz nah...