Donnerstag, 20. Februar 2014

Schmierläppchen 1

Das Bild, der Eindruck von ihm lässt mich gar nicht mehr los. Wenn ich eines nicht glaube, dann dass mit der Reha alles gut ist und wieder "der Alte" zum Vorschein kommt. 
Ich fürchte, wenn er erst einmal anfängt abzuschalten, zur Ruhe zu kommen, dann wird es ihm richtig schlecht gehen - zuerst einmal zumindest, entweder emotional in Richtung Depression, Burn-out... oder aber die nachlassende Gedächtnisleistung - sofern es so ist und jetzt nicht nur stressbedingt so scheint - wird richtig offenbar. 
Wie dumm Menschen doch sind - auch das weiß ich aus eigener Erfahrung. Sie merken das etwas nicht stimmt, ihnen etwas nicht gut tut - und versuchen das zu kompensieren indem sie in ihrem Rad immer schneller rennen... Alle Bedenken von außen werden abgetan... Bis man stürzt... 

Es hört sich wie eine Klischee an, ein bisschen schwer zu glauben... aber dieses Teichsystem hat sie alle auf dem Gewissen und aus dem ganzen dann letztlich auch wieder nur eine Person - das Raubtier. Das Klima der Angst, des Misstrauens das sie schürt, aufrecht erhält, immer weiter anfeuert - das können Menschen nicht dauerhaft aushalten. Und das sie umkippen wie die Fliegen, nimmt sie vielleicht wahr, aber im Grunde scheint es ihr nicht im Mindesten zu denken zu geben.
Wie eine derart zerstörende Persönlichkeit so ungestört ihr Unwesen treiben kann, wird mir für immer ein Rätsel bleiben. Aber die Liste der Opfer ist lang, sehr lang.
Ich für mich habe zum Glück die Kurve bekommen, bevor ich endgültig zum Opfer wurde... Und selbst das hat ja noch lange genug gedauert - vielleicht weil die Hoffnung das alles gut wird - immer zuletzt stirbt.

Dieser Mann ist auf jeden Fall nur noch ein Schatten seiner selbst. Er war fachlich sicherlich nicht die hellste Kerze auf der Geburtstagstorte, aber das hat ihr nicht das Recht gegeben ihn systematisch zu zerlegen. Und ich denke genau das ist passiert. Ein Mensch der sich zwar sehr selbstbewusst gibt, bei dem man aber kein Psychologe sein muss um zu erkennen das er vom positiven Feedback und der Selbstbestätigung lebt, den kann man nicht systematisch von der Rückmeldung abschneiden oder gar noch einen Schritt weiter gehen und ihn demontieren. Und genau das hat sie getan. Ihn verunsichert und je mehr er sich um Anerkennung bemüht hat, desto weniger hat er sie bekommen - und umso unsicher wurde er. 
Und er ist nicht der Einzigste - andere haben dann nur irgendwann - sowie ich - irgendwann für sich die Reißleine gezogen und sind gegangen. Teilweise waren das Menschen die über Jahrzehnte im Teich gearbeitet haben und eigentlich schon zum Inventar gehörten, von denen man niemals ernstlich geglaubt hatte das die sich noch einmal umorientieren würden... Alleine das sie es dann doch taten, war für viele die zurückblieben wie eine Schockwelle... Nur das Raubtier hat es abgetan und statt zu fragen was da los ist, denjenigen noch ein Haufen Steine hinterher geworfen.
Und niemand hat es bereut gegangen zu sein - hinterher ging es - soweit ich weiß - allen besser als vorher. Eingeschlossen mir selber. 

In der Zwischenzeit hatte ich ja auch einige unerfreuliche Vorgänge zu bewältigen, die so nicht entstanden wären, wäre ich im Teich geblieben. Aber das was an Unerfreulichem auf mich zukam, stand in keiner Relation zu dem was mir bei einem Verbleib im Teich gedroht hätte. So gesehen habe auch ich alles richtig gemacht und es hat mir nicht einen Augenblick leid getan - ganz im Gegenteil. Noch heute fühle ich mich zumindest soweit traumatisiert, dass die Vorstellung an ein Angestelltenverhältnis mich aus der Spur bringt. Es mag sich im Laufe der Zeit ändern, ich meine Einstellung dazu - aber im Augenblick verweile ich lieber in der unsicheren Selbständigkeit. 

Seltsamerweise bringt die viele Probleme und Aufgaben mit sich, die ich so als Angestellte nicht hatte... z.B. die ganze Einnahmeseite, Buchhaltung, Kontaktpflege... und andere unter denen ich als Angestellte in einer Führungspostion "litt", habe ich jetzt auch wieder - diese umfassende, rund-um-die-Uhr- Zuständigkeit. Aber jetzt ist es dennoch etwas ganz anderes, es fühlt sich anders an, der Handlungsrahmen ist ein anderer. Jetzt weiß ich was ich will und kann gucken ob ich es mit meinen Mitteln und Möglichkeiten so hinbekomme - und wenn nein - dann ist eben leider nein. Aber es ist nicht mehr so das ich aus Nix alles raußholen soll - und wehe ich kriege es nicht hin...