Donnerstag, 20. Februar 2014

Misstrauen

Am Ende der Mail waren es 2 oder 3 Sätze, an sich völlig harmlose Sätze und auf einmal war es da - Misstrauen... und die Frage - was für eine Art von Beziehung unterhalte ich eigentlich zu diesem Menschen??? 

Bislang habe ich die Beziehung zu diesem Menschen nie in Frage gestellt. Vielleicht weil es keinen Grund dazu gab, vielleicht weil ich zu blauäugig war? 
Was ist jetzt anders?

Am Ende waren es dann vielleicht wirklich diese 2 oder 3 Sätze die alles verändert haben... mich misstrauisch machen und völlig neue Fragen aufwerfen, die ich bislang nicht hatte. 

Sie kennt Schmierläppchen auch und ich ich habe ihr meine Sorgen  mitgeteilt. Wir haben uns schon oft ausgetauscht über Sorgen und Gedanken die wir uns um den einen oder anderen Menschen machen. 
Heute ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass sie zwar irgendwie die Meisterin der Worte ist, erst einmal durchaus soetwas wie Mitgefühl und Anteilnahme, Wertschätzung vermitteln transportieren kann... aber heute ich hatte zum ersten Mal das Gefühl - vielleicht aus der ganz besonderen eigenen Betroffenheit heraus - dass es tatsächlich nur Worte sind. 
Worte die die gewünschte Wirkung zwar grundsätzlich beim Gegenüber erzeugen können - das sie aber nicht "echt" sind. 

Anteilnahme vermitteln und wirklich Anteil nehmen sind eben zwei völlig verschiedene Dinge. 
Sie fand wertschätzende Worte für Schmierläppchen - aber irgendwie war mir auf einmal klar - es ist ihr im Grunde scheißegal wie es ihm geht. Sie würde zwar nie etwas tun was ihn verletzt oder Probleme bereitet - aber sie würde sich auch nie für ihn stark machen.
Vielleicht fiel mir heute auf, dass es wieder irgendwie die gleichen Sätze sind wie schon unzählige Male zuvor, inflationär verwendet fällt auf, dass es "Standardsprüche" zu sein sind - zumindest der Verdacht liegt nahe. Leerformeln ohne Inhalt...

Und komischerweise fielen mir auf einmal sehr viele vergleichbare Fälle ein, Gespräche die wir miteinander führten, wo ich schon zu einem ähnlichen Schluss hätte kommen können - es aber nicht tat, vielleicht weil mir in diesen Fällen ein stückweit die Betroffenheit bzw. der notwendige Bezug zu diesem Menschen gefehlt hat oder aber ich tatsächlich zu blauäugig war um merken zu können oder merken zu wollen - das da eine geballte Ladung Kommunikationsgeschick - aber eben keine echten Emotionen - am Werk sind. 

Der Mensch kann so schrecklich viel sagen, ohne etwas zu sagen, soviele wohlklingende Worthülsen ausstoßen, ohne das jemand sofort und zwangsläufig merkt das sie leer sind. 
Grad weiß ich überhaupt gar nicht mehr mit was ich es zu tun habe... außer Kommunikationstalent...

Auf einmal kommt mir nichts mehr echt vor... und am wenigsten unsere Beziehung. 
Ich frage mich, was von dem was ich je gesagt habe - was zugegebenerweise viele Menschen nicht unbedingt verstehen - hat auch sie nie wirklich verstanden, wenngleich die Rückmeldung eine gänzlich andere war?

Und noch eine Frage kommt mir auch in den Sinn, nämlich nach der Basis zu fragen auf der unsere "Freundschaft" beruht... Schon "Freundschaft" scheint mir auf einmal nicht mehr der richtige Begriff - vielleicht eher Zweckgemeinschaft... 
Und wenn es das ist, dann ist es wohl an der Zeit zu fragen wer was einbringt und ob die Anteile gleichwertig sind und damit gerecht verteilt. 

Ich muss die Beziehung erst einmal auf Eis legen und neu darüber nachdenken mit was ich es überhaupt zu tun habe... Hier und jetzt fühlt es sich an wie eine Kommunikationsfalle. 

Erst letzte Woche - in einem völlig anderem Zusammenhang - habe ich mit einer anderer Person mich über Kommunikation und die Kommunikationswissenschaften unterhalten. Da gibt es ja so einige schlaue Regeln die man beachten soll - z.B. den Gegenüber spiegeln blabalba... 
In bestimmten Situationen mag das sowohl richtig sein als auch seine Berechtigung haben. In meinen privaten Beziehungen will ich es "echt" und "lebendig" - und wenn es sein muss, dann auch mal "nicht richtig". Dieser Bekannten habe ich gesagt - wenn ich merken würde, dass mich jemand mit diesen Kommunikationsweisheiten "abfertigt" und ich das merke - dann wäre ich stocksauer.

Ich denke das Misstrauen das genau das irgendwie - an der einen oder anderen Stelle - mit dieser Person mir passiert ist - das ist da... Und irgendwie sauer bin hier und jetzt auch erst einmal.

Anteilnahme will ich in meinem privaten Umfeld echt - und das heißt im Zweifelsfall auch immer sich für den Menschen um den es geht, sich stark zu machen. Nette Worte und sich dann davon schleichen das passt nicht zu mir - und solche Menschen will ich auch nicht in meinem Privatleben haben... 

Ist es nicht seltsam wie wenig, manchmal soviel machen kann? Es waren wirklich nur eigentlich 2-3 harmlose Sätze - aber eigentlich haben sie alles in Frage gestellt... 

Ich muss wirklich jetzt erst einmal in aller Ruhe für mich darüber nachdenken was ich davon zu halten haben, was ich von diesem Menschen zu halten habe, was ich von dieser Beziehung zu halten habe...