Sonntag, 29. Juli 2012

Heimweh nach den Sternen...

Sonntagmorgen - dabei ist der Samstagabend noch nicht "abgehakt". 

Ich hatte wohl angenommen die paar Tage Urlaub würde ich nutzen können um mich körperlich zu regenerieren... Seit gestern abend bin ich mir ganz sicher - wenn das überhaupt noch geht und nicht die Ursachen viel tiefer liegen - dann werden ein paar Tage mit Sicherheit nicht reichen.

Vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es ist als würde es kaum noch einen Muskel oder Knochen geben den ich nicht spüren kann... ganz schlimm die Halswirbelsäule, die Schultern und Oberarme. Der Schmerz  wie nach einer totalen Überanstrengung, wo es einfach nicht mehr gelingt eine schmerzfreie Position zu finden und man einfach warten muss bis er von alleine nach einer gefühlten Ewigkeit nachlässt.
Dazu dieser wahnsinnige Druck - oder wie immer man es nennen müsste hinter dem Brustbein... vermutlich der Magen... auch wenn ich schon seit Jahren ein Medikament einnehme um das sonst heftige Sodbrennen in Schach zu halten... 

Und gestern abend war das alles schlagartig besonders schlimm... dann kamen noch die ersten Mückenstiche hinzu die bei mir riesige Quaddeln produzieren und auch nicht einfach nur Juckreiz sondern einen ausstrahlenden Schmerz dessen Herd ich nur sehen und weil dick fühlen kann - ansonsten überhaupt nicht ausmachen... Dann war es warm, Panik vor dem nächsten Stich von einer Mücke die irgendwo im Dunkel auf mich lauerte... Das Ende vom Lied... totmüde bin ich wieder aufgestanden weil schlafen nicht gegangen wäre - nicht wegen derSchmerzen, nicht wegen der Panik vor dem nächsten Mückenstich.

Manchmal denke ich, es ist die momentane Doppel - oder Dreifachbelastung die die Reserven derart angreift und mich mitunter in absolute Panik versetzt... die schlimmsten Krankheiten hinter den "Unpässlichkeiten" vermuten lässt... Und dann wieder scheint es mir eine gute Idee zu sein mal zum Arzt zu gehen, all das abklären zu lassen oder gar eine Kur zu machen... 

Ich glaube das was mich im Moment so kirre macht, sind die vielen Paralellen zu meiner Engelfreundin... Es waren auch nur Schultern, Nacken, Oberarme, gelegentlich Kopfschmerzen, das Gefühl das mit den Augen etwas nicht stimmt... und drei Monate später war sie tot... 
Dann denke ich - die Ausgangssituationen sind ganz andere... Sie hatte damit noch nie Probleme während bei mir eine Abnutzung, Verschleiß, Überanstrengung u.ä. in dem Bereich schon lange bekannt sind... Ich weiß wie stark ich körperlich auf Stress reagiere, den ich noch nicht einmal als solchen fühle. Andere sind immer gleich wegen alles und jedem gestresst, fühlen das, tun das lauthals kund... ich fühle das nicht, ich mache und irgendwann habe ich körperliche Symptome... Urlaub, längere freie Zeit sind schon seit Jahren die Tage und Nächte die ich auf der einen Seite immer kaum erwarten kann weil ich damit für mich ganz viele positive Dinge verbinde... aber gleichzeitig sind es auch schon immer die gewesen, in denen es mir auf die eine oder andere Art richtig schlecht geht... ein bisschen so als könnte ich es mir in dieser Zeit "leisten" nicht leistungsfähig zu sein und in den Seilen zu hängen... 

... und das Wetter macht es auch nicht grad besser... Der Blitz-kurz-Sommer ist vorbei... Es ist zwar noch warm - aber grau, windig... immer wieder Regenschauer... alles in allem sieht es mehr nach Herbst denn nach Sommer aus... und dementsprechend schlägt es auf die Stimmung... 

Tja - und Heimweh nach den Sternen... das war der Titel einer Reportage die ich letzte Nacht sah. Sie war genau nach meinem Geschmack... Bilderrückschau dazu in erzählendem Ton eine Stimme die von dem Leben in Chile in den frühen 1900 Jahren entdeckte... In der Bilderrückschau wurde zuerst ein gigantisches, uraltes Teleskop ausgefahren... viele Rädchen, Schräubchen die es bewegten gab es als Großaufnahme... am Anfang waren da nur die Großaufnahmen und Geräusche die es machte und es war ein bisschen wie raten was das wohl sein mag... Irgendwie bin ich die Elektronik schon so gewöhnt in all den alltäglichen Dingen, dass ich völlig vergessen habe welche Faszination von der Mechanik ausgehen kann... Da gerät etwas in Bewegung und man kann sehen wie es funktioniert... wie das eine kleine Rädchen anfängt ein oder mehrere größere Rädchen zu drehen und die dann ein noch größeres... und dann gerät so langsam etwas in Bewegung... Und dann führte die Erzählung in die Astronomie mit phantastischen Bildern der Galaxien, den Nebeln als Geburtsstätten neuer Sterne...  über den hauchdünnen Strich der Gegenwart der so dünn ist das er sich einfach davon pusten lässt... Immer dann wenn wir etwas sehen, hören, empfinden - ist es schon nicht mehr die Gegenwart sondern längst Vergangenheit - wenngleich mitunter auch eine die erst Bruchteile von Sekunden in der Vergangenheit liegt... Es wurde von einer Wüste in Chile erzählt in der die größten Sternwarten der Erde gebaut wurden weil man von dort den klarsten Blick in die Sterne - und damit in die Vergangenheit hat... und gleichzeitig ist es der Ort der für Geologen sehr spannend ist weil sich dort soviel aus allerfrühsten Zeiten, gut erhalten finden lässt - also auf eine andere Art wieder ein Blick weit in die Vergangenheit... Und so wurde erzählt und verschiedenste Wissenschaften verbanden sich miteinander... Es war unterhaltsam, unaufgeregt, spannend - und irgendwie auch wie eine beruhigende Gute-Nacht-Geschichte... 

An einer Stelle hat es mir leid getan, wirklich richtig leid getan - das ich in Physik einen so wirklich schlechten Lehrer hatte. Schlecht deswegen weil er es einfach nicht verstanden hat die Bedeutung der Physik, das was sie kann, das was man durch sie begreifen kann darzustellen. Er war unfähig Begeisterung für dieses Fach zu wecken. Physik war mir ein Greuel weil ic h eigentlich überhaupt gar nicht verstanden habe wofür das gut sein soll. Das was mir aus dem Unterricht am Besten in Erinnerung geblieben ist - ein Versuchsaufbau mit einem Stativrahmen an dem wir Steckverbindungen anbringen mussten... alles andere ist vergessen... Das war und blieb für mich bis zum Ende etwas von dem ich nie begriffen habe worum es überhaupt geht... Worum es überhaupt geht - das zu wissen ist für mich aber immer ganz wichtig um Einzelinformationen aufnehmen und abspeichern zu können um sie in einen Zusammenhang mit all dem anderen das mich umgibt, setzen zu können.
Hätte er mich für Physik begeistern können - und inzwischen weiß ich das es eine Wissenschaft ist, die für mich durchaus Begeisterungspotential hat - wer weiß... vielleicht wäre ich dann längst eine Sternenguckerin...