Donnerstag, 16. April 2015

Verbindlichkeit und Führung

Gewusst habe ich es schon sehr lange... als Chef kann man nicht der Liebling von allen sein. Wie fatal sich jeder Versuch in diese Richtung auswirkt, stelle ich jetzt jeden Tag neu fest. Und es ist wieder einmal mehr wie gegen eine Wand rennen müssen, will ich daran etwas ändern. Will ich? Nein, ich denke nicht. Das früher für mich Unvorstellbare ist passiert - ich bin ruhiger geworden. Nicht meine Verantwortung.. also einfach laufen lassen...

In meinem Teil des Teichs bekommt der Begriff "gleitende Arbeitszeit" eine ganz neue Bedeutung. Da gibt es keinen Zeitbereich mehr in dem geglitten wird - sondern völlig flexibel und spontan kann jeder kommen und gehen so wie es ihm beliebt. Und das nicht nur auf den Tag bezogen sondern gleich den ganzen Monat. Es kann also sein das es Tage gibt an dem sich die Leute fast tot treten weil alle da sind - oder aber es ist so gut wie niemand da und der Betrieb wird dann von den verbliebenen Hansels irgendwie aufrecht erhalten. Mitarbeiterorientierung und Flexibilität sind gut - aber das eigentliche Unternehmensziel sollte auch noch irgendwie eine Rolle spielen - oder?

Innerlich habe ich mich kringelig gelacht als ich die fadenscheinigen, an den Haaren herbei gezogenen Argumente gehört habe, warum es anders nicht geht...

Und Führung? Die wird immer mehr zu Führung durch die Geführten, gepaart mit maximaler Unverbindlichkeit.
Vermutlich weil Verbindlichkeit Sympathiepunkte kosten könnte.

Lexion 1: "Das kriegen wir schon..."
- ist keineswegs gedacht um Zuversicht zu verbreiten sondern eine Formulierung die jede Verbindlichkeit und sich festlegen ausschließen soll... Und so ist der Tag... das was morgens gültig war, ist es mittags nicht mehr unbedingt.
Die Verdienstkronen werden mit vollen Händen unters Volk geworfen - auch wenn für mich völlig unklar bleibt worin nun genau der bejubelte Verdienst besteht. Aber sie werden auch schnell wieder vom Kopf gerissen - ohne das der Grund dafür ein neuer wäre - sondern eigentlich ein "Schönheitsfehler" der schon immer da war, den man schon immer hätte sehen können, wenn man denn hätte sehen wollen... Die Helden des einen Tages sind die Verlierer des nächsten und umgekehrt. Was jeweils dazu geführt hat? - keine Ahnung. Ich finde das alles schon sehr merkwürdig - und interessant...

Interessant vor allem dem Umstand das die maximale, unkontrolliere Flexibilität der Mitarbeiter keineswegs auch nur annähernd zur Zufriedenheit führt. Die wollen offensichtlich gerne ihre Rosinen behalten - wollen aber auch geordnete Abläufe und Verbindlichkeit. Nur wie soll das nun wieder zusammen gehen?