Samstag, 31. Dezember 2011

... das Jahr der verlorenen Zeit...

Es gibt diese Tage, denen der Zauber etwas Unvergesslichen, ganz Besonderem anhaftet. Es ist als läge etwas in der Luft das sich noch nicht fassen lässt... 

So ein Tag ist heute - einfach weil er der letzte des Jahres ist. Vielleicht fühlt sich das für mich einfach nur so an weil ich auf "happy end" gepolt bin - am Ende muss einfach alles gut werden, gut sein... dieser letzte Tag alles raußreißen - noch das bringen was den letzten 364 Tagen fehlte, das nehmen wovon sie zuviel hatten... Dieser letzte Tag soll perfekt sein, alles zu einem guten Abschluss bringen, der Grundstein für eine andere, bessere Zeit sein... 
Aber so funktioniert es nicht - hat es noch nie. Der letzte Tag des Jahres ist einfach nur der 365zigste des Jahres, nicht mehr und nicht weniger. Am Ende wird es ein Tag gewesen sein wie schon so viele waren, wie noch so viele kommen werden... der Zauber verfliegt... einfach so...

In den letzten Jahren hatte ich mir unbewusst angewöhnt nicht mehr auf den letzten Tag des Jahres zu schauen - sondern für das zurückliegende eine "Überschrift" zu finden... z.B. eines war das Jahr in dem alles in der Schwebe blieb... ein anderes das, in welchem alle Weichen neu gestellt wurden... Es gab ein Jahr des Aufbruchs..., eines der Erkenntnisse... Nur für dieses 2011 habe ich bislang noch keine passende Überschrift finden können.  Es gab mitunter tränenreiche Abschiede von Menschen die mir am Herzen lagen - andere neue besondere Menschen sind mir wichtig geworden, es gab neue kleine Wege und im großen und ganzen habe ich meinen vorgezeichneten alten Weg nicht verlassen... Manches war sehr mühsam und anstrengend und oft habe ich es mir einfach einfach gemacht. Im Grunde wenn ich so zurück denke, dann war es das Jahr in dem mir die Zeit einfach durch die Finger rann wie feiner Sand den man am Strand aufhebt, in die Hand nimmt und der dann einfach Sandkorn für Sandkorn, durch die leicht gespreizten Finger zurück auf den Boden rieselt. Vielleicht war es das Jahr der verlorenen Zeit - weil da soviel war und doch nichts, weil sich so manches geändert hat und unter dem Strich doch nichts, weil für alles Gewonnene etwas anderes im Gegenzug verloren ging, weil ich meinen eigenen Standort nicht wirklich gesucht und deshalb auch nicht gefunden habe... 

Vielleicht aber nahm auch in diesem Jahr etwas seinen Anfang und ich kann es nur noch nicht erkennen weil die Spur noch so winzig klein ist und sie erst in der Zukunft größer und unverkennbar wird... Vielleicht liegt in diesem Jahr auch von irgendeinem Ende der Anfang - was sich aber erst in der Zukunft zeigen wird... Wer weiß das schon?
Silvester bin ich immer sehr merkwürdig, ich gebe es zu. Gestern erzählten mir Menschen wie wichtig es ihnen sei Silvester zu feiern. Ich habe ein bisschen ratlos zugehört, kenne diese Bilder von den ausgelassenen Partys mit knallenden Sektkorken... Aber was genau wird da gefeiert? Dieser eine einzige Bruchteil einer Sekunde um Mitternacht, an dem man meint ab sofort wäre die Welt eine andere, man selber auch - weil man vollgestopft mit guten Vorsätzen ist? ... Sehr seltsam...

Schon wenn ich über all das nachdenke, verfliegt der Zauber des Besonderen der dem letzten Tag des Jahres anhaftet - es war schon immer ein Tag wie jeder andere - und das wird dieses Jahr nicht anders sein. Genau genommen hat er für mich längst begonnen ein Tag wie jeder andere zu sein - viel zu früh aufgewacht, vor mir ein anstrengender Arbeitstag, eine Menge Bügelwäsche schreit nach mir, ich bin unpässlich, die Spülmaschine muss noch ausgeräumt werden...