Donnerstag, 23. Juli 2015

Flashback

Seit Tagen zucken Bilder, Eindrücke, Erinnerungen wie aus dem Nichts aus. So fängt es vielleicht an wenn die Zeit gekommen ist die Lebensbilanz zu ziehen um sich neu zu sortieren für die Zeit die bleibt...

Ganz oft denke ich an meine Vater den ich viel zu früh verloren habe. Ich war damals mal gerade 20 und steckte noch mitten in der Ausbildung. Er war 45 Jahre alt. Das war kein Alter um zu sterben! Der Verlust wog in den ersten Monaten und Jahren schwer, aber dann ging das Leben einfach weiter. Irgendwann stand dieser Verlust nicht mehr im Mittelpunkt meines Lebens, meines Empfindens. Aber in letzter Zeit frage ich mich oft, was anders geworden wäre, wie anders sich an manchen Stellen das Leben hätte anfühlen können, wenn er nicht so früh gegangen wäre...
Das sind manchmal soviele kleine alltägliche Dinge bei denen ich denke das es gut gewesen wäre, ihn da noch zu haben, mit Rat und Tat zur Seite stehend. Er war so unglaublich groß, stark - irgendwie zumindest - und er konnte einfach alles... am Auto schrauben, Stromkabel verlegen, fliesen, tapezieren, Außenwände verputzen, tropfende Wasserhähne reparieren, natürlich Autofahren - das hat er sogar ganz besonders geliebt...
Manchmal wenn mir Freundinnen oder Bekannte erzählen: "... das macht mein Vater..."... dann wird mir bewusst wieviel ich irgendwie selber regeln musste, irgendwie meistern auch wenn ich mehr als einmal nicht einmal den Hauch einer Ahnung davon hatte wie diese oder jene Sache überhaupt funktioniert...

Ich sehe diesen kleinen niedlichen Kerl mit den großen Augen, ein Sonnenschein... lebhaft, wissbegierig... und frage mich an welcher Stelle es anfing anders zu werden... die Lebhaftigkeit zu ziellosem, antriebslosen durch die Zeit treiben wurde... Wo war die Stelle an der ich eine Weiche hätte anders stellen können? anders hätte stellen müssen?... Ich weiß es nicht. Letztlich weiß ich nicht einmal ob es für alle Entwicklungen einen Knopf gibt den man von außen überhaupt drücken kann. Wenn es ihn gibt - egal wieviel ich bislang darüber nachgedacht habe - ich kann ihn einfach nicht finden. Und würde ich ihn finden - dann würde es mir vermutlich auch nicht wirklich besser damit gehen das es jetzt ist wie es ist...
Und jetzt gibt es ohnehin nichts was ich tun kann. Ab einer bestimmten Stelle muss jeder Mensch vermutlich seinen eigenen Weg finden, suchen, ihn gehen wollen... ihn von außen darauf schubsen zu wollen ist dann einfach nicht mehr zielführend...

Und wenn ich mein berufliches Umfeld betrachte - dann finde ich das auch mehr als frustrierend. Aber letztlich ist dort auch nur das vorzufinden was sich in jedem anderen Berufsfeld vermutlich auch finden lässt... Es gibt viele wohlklingende Worte... aber auf Wahrhaftigkeit sollte man die besser nicht überprüfen. Mir fällt da sehr oft mein Spruch ein - ich muss nicht hören was du sagst wenn ich sehe was du tust...
Ich wünschte, es würden sich mehr Menschen in ihrem beruflichen Umfeld weiterentwickeln um weiter "nach oben" zu kommen um Dinge im Sinne der Menschen, der Zukunft, der Umwelt zu bewegen. Aber bei den meisten höre ich als Grund für ihre Weiterentwicklung / Weiterbildung immer nur: ... ich will nicht mehr Fußvolkarbeiten machen, bessere Arbeitszeiten mit mehr Geld... Wenn überhaupt, kommt etwas mit - ich will etwas bewegen - gaaaaaaaaaaaaaanz weit hinten...

Der Mensch nimmt sich selber so unheimlich wichtig und mit seiner Wichtigkeit scheint er alles zu tun, um den Menschen ihre Wichtigkeit so völlig zu nehmen... Am Ende ist immer alles wichtig - nur nicht mehr der Mensch... Menschen sind eine merkwürdige Erfindung...