Mittwoch, 30. Juli 2014

Keine Verwendung für die Vergangenheit?



"Wer vor seiner Vergangenheit flieht, verliert immer das Rennen." (Thomas Stearns Eliot)

Gestern sagte mir jemand im Gespräch: "Für die Vergangeneit habe ich keine Verwendung. Sie ist halt vergangen."

Ist sie das wirklich? 
Was wäre ich ohne meine Vergangenheit?

Ich weiß nicht wie das bei anderen Menschen ist, aber meine Vergangenheit hat im Guten wie im Schlechten tiefe Spuren in die Gegenwart gezogen. Erst als ich erkannte, dass die Vergangenheit der Schlüssel in der Gegenwart ist um der Zukunft die Türen zu öffnen, konnte ich anfangen diese Spuren zu verlassen um meinen Weg zu gehen. Sie sind noch immer da - aber ich folge ihnen nicht mehr zwangsläufig.

Irgendwann einmal als Tränen flossen aus Traurigkeit oder vor lachen, da schien mir so manches nicht zu verstehen, zufällig, als unabänderlicher Lauf der Dinge. Erst als ich aufgehört habe der Vergangenheit davon rennen zu wollen, mich ihrem lieblichen Duft der Erinnerung gestellt habe - aber auch dem Teil der zum Himmel stinkt, konnte ich anfangen zu verstehen warum alles genau so kommen musste wie es gekommen ist. Ich konnte meinen Anteil am Verlauf meiner Geschichte erkennen, wie alles zusammenhängt - und auch was ich verändern muss, verändern kann, wenn die Zukunft nicht mehr als scheinbar unabänderliches Schicksal erleben will.

Es war wichtig zu erkennen, dass ich in der Gegenwart gesucht und nicht gefunden habe, was ich in der Vergangenehit vermisst habe. Es war wichtig zu erkennen, dass es Dinge im Leben gibt die man nachholen kann - aber eben auch jene, die ihre Zeit haben - und wenn diese Zeit vorbei ist, dann sind sie einfach in diesem Leben nicht mehr nachholbar. 
Hätte ich das nicht für mich erkannt, würde ich vermutlich noch immer suchend umher irren ohne sagen zu können was ich suche... wäre ich vielleicht verbittert und würde mit dem Gefühl das mir das Leben, die Menschen oder was oder wer auch immer, noch irgendetwas schulden.
Im Laufe meines Lebens bin ich vielen mißmutigen Menschen begegnet, die anscheinend genau mit diesem Gefühl durchs Leben gingen - das ihnen irgendetwas vorenthalten wurde, das ihnen noch etwas zusteht... 

"Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart." (Richard von Weizsäcker)