Sonntag, 2. Dezember 2012

Schnee

Die Welt liegt weiß und angezuckert vor mir, zumindest der Teil der Welt den ich von meinem Fenster aus sehen kann. 
Und sonst? - Alles beim Alten... Sonntagmorgen und noch ist alles ruhig. Später am Tag wird das schon wieder ganz anders sein... 

... und es wird nicht nur ganz anders sein... es wird nichts vom Tag übrig bleiben... auch nicht der Schnee. 
Noch während ich hier sitze, schreibe und gelegentlich aus dem Fenster sehe, beginnt der Schnee zuerst das Grau der Straße, das Rot der Dächer und dann auch das erste Braun der Felder wieder freizugeben. 
Und irgendwie wirklich lustig - ein Nachbar lässt kraftvoll den Besen über den Gehsteig sausen... Wenn man ihn beobachtet, dann sieht er aus, als würde er gegen mächtige Schneestürme anfegen oder soetwas ähnliches. 
Tatsächlich versucht er mit vollem Einsatz die letzten Quadratzentimeter Weiß von seinem Gehweg zu verbannen, als wäre nicht klar das sie auch ohne seinen Anstrengung spätestens in einigen Minuten verschwunden sein würden. 

Das sind die kurzen Augenblicke in denen es für mich ist, als würde die Gegenwart der Zukunft trotzen - oder gar die Vergangenheit sich an der Gegenwart festklammern. 
Keine Ahnung wer den Menschen das mit der Verkehrssicherungspflicht mal so beigebracht hat... 
Schneeflöcken bedeutet unverzüglich mit voller Ausrüstung auf dem Bürgersteig aufschlagen... und damals - in der guten alten Zeit als Winter noch Winter waren und Schnee viele Zentimeter hoch über Wochen lag... da war das keine schlechte Idee und zeitgemäß... 
Aber ich sehe wenig Sinn darin jede Schneeflocke einzeln zu jagen von der ich weiß, das sie innerhalb von einer halben Stunden sowie so dem Klimawandel, oder was immer den richtig weißen Winter verjagt hat - zum Opfer fällt.

Neulich Samstags war ich nachmittags im Städtchen. 
Ich glaube davor ist es Jahre her gewesen. Damals gab es nur ein einziges kleines, fast schon schäbiges Einkaufszentrum und eine Altstadt mit schnuckeligen kleinen Lädchen. Aber sowohl die schnuckeligen Lädchen als auch das "Einkaufszentrum" brauchte man nach 14 Uhr am Samstagnachmittag gar nicht mehr aufsuchen... es sei denn man hatte eine Vorliebe dafür, vor verschlossenen Türen zu sehen. 
Samstags mittags wurden die Bürgersteige im Städtchen hochgeklappt und es wirkte wie ausgestorben. Ich denke das ist jetzt vielleicht 8 oder 10 Jahre her.

Inzwischen gibt es ein neues modernes Einkaufszentrum und das alte ist auch völlig umgebaut worden und neu gestylt. Zeitenwende?
 Wie ich feststellen musste - nicht wirklich. 

Die beiden Einkaufszentren haben jetzt Samstagnachmittags noch auf und dort brummt das Einkaufsleben... aber der Rest der Stadt klappt noch immer kurz nach dem Mittagessen am Samstag die Bürgersteige hoch. 
Eine merkwürdig zweigeteilte Stadt - in der auf der einen Seite alles in einen kollektiven Wochenendschlaf gefallen scheint, während auf der anderen Seite Unmengen Menschen umher wuseln.