Dienstag, 28. Mai 2013

Grabesstille

Die gute Nachricht des Tages - heute sollen die Regentiefs Pause machen und ein zumeist sonniger und warmer Tag auf uns warten... Jetzt morgens um kurz vor 8 hängt eine dicke Nebelsuppe in der Luft...


Gestern nachmittag war ich noch einmal in meinem ehemaligen Teich. Wenn alles gut geht, dann bin ich schon Ende der Woche richtig aus der Nummer rauß. Ob es dann wirklich besser wird, werden wir sehen. Aber jetzt wäre ich erst einmal heilfroh wenn das hinter mir läge... 
Es war schauerlich. Ich weiß noch genau wie es war als ich dort angefangen habe. Voller Tatendrang und mit einem ganz hohen persönlichen Einsatz habe ich dort versucht zu retten was vielleicht von Anfang an nicht wirklich zu retten war. Damals hat es nicht lange gedauert bis sich in mir das Gefühl breit gemacht hat, das ich da gegen irgendeinen bösen Geist kämpfe den ich aber nicht wirklich erkennen kann. Das Haus betreten war zu oft wie ein Überfall auf mich mit lauter schlechten Neuigkeiten und Katastrophenmeldungen. Irgendwann haben sich die Dinge dann zwar eingespielt, es wurde ruhiger, es hat mich nicht mehr alles mit voller Wucht getroffen... aber einfacher wurde es nicht.
Aber jetzt ist es fast schon als würde man einen Friedhof betreten. Es herrscht eine Grabesstille. Meine Mitarbeiter hängen alle in den Seilen. Da gibt es kein Lachen mehr, die manchmal doch vorhandene Leichtigkeit, Fröhligkeit, Tratschen auf den Gängen... alles weg. Ich habe nur mit einigen wenigen sprechen können - und aus ihren Wort klang als wären sie alle im Vorraum der Hölle gelandet. Dünne Personaldecke und die Notwendigkeit von Überstunden war schon immer das Thema das verärgert hat... Aber ich habe immer alles getan - auch oder vor allem unter einem hohen persönlichen Einsatz - um die Belastungen für alle so gering wie möglich zu halten - und um sie so gerecht wie möglich zu verteilen... Ein ganz fester Blick immer auf die arbeitsvertraglichen Vereinbarungen der Einzelnen. 
All das scheint heute keine Rolle mehr zu spielen. Mein Nachfolger ist wohl einfach "nur Chef" und delegiert immer mehr von dem was ich seinerzeit selber gemacht habe, an die ohnehin schon völlig überlasteten Mitarbeiter. Sein persönlicher  Einsatz scheint aus "anwesend sein" zu bestehen und das war es. So wie mir gestern erzählt wurde, kommen die Mitarbeiter jetzt wohl zur Arbeit und müssen erst einmal recherchieren mit wem sie an diesem Tag arbeiten und dann auch noch ausmachen wer in welchem Bereich arbeitet. Und da kommen dann mitunter wohl abenteuerliche Konstellationen rauß... Die Verträge der Mitarbeiter spielen anscheinend keine Rolle - Überstunden werden einfach so reingedrückt und das Arbeitszeitgesetz scheint auch nicht die ganz große Rolle zu spielen.


Ich für mich bin froh das ich aus der Nummer jetzt schon fast ganz rauß bin - aus der Teilnummer Teich auf jeden Fall... aber es gab da auch den Anflug von "schlechtem Gewissen" das ich die Mitarbeiter "im Stich" gelassen habe. Das mein Nachfolger aus verschiedensten Gründen die Dinge nicht so hinbekommt wie ich - da war ich mir schon von Anfang an sehr sicher. Ein bisschen wurde da ein Bock zum Gärtner gemacht weil ihm die wichtigsten Kernkompetenzen gefehlt haben die es für den speziellen Bereich braucht. Das jetzt aber alles derart aus dem Ruder läuft - das hätte ich mir nicht träumen lassen.
Nachdem ich die Atmosphäre gestern gespürt habe, die ein vielfaches düsterer ist als noch zu meiner Zeit, kann ich verstehen warum inzwischen Sprüche durch das Teichsystem wabern wie - ich wäre cool gewesen, mit mir wäre xy leichter gegangen... Vermutlich greift da eines der Lebensgesetze - man merkt erst was man an einem Menschen hatte wenn man ihn nicht mehr hat....