Freitag, 31. Mai 2013

Der Krieg der lange so nicht genannt werden durfte...

Noch eine Reportage - und um die persönliche Erkenntnis reicher, dass ich mich noch immer zu schnell abspeisen lasse und urteile ohne überhaupt nur annährend genügend Fakten zu kennen um das wirklich tun zu können.

Man nehme den Millitäreinsatz in Afghanistan unter deutscher Beteiligung... Ich habe mich nicht genügend über den Sinn oder Unsinn dieses Einsatzes informiert als das ich irgendetwas dazu sagen könnte... Aber Afghanistan ist weit weg, sehr weit - aber warum?

Ich kann mich noch Anfang der 90iger Jahren an "den Golfkrieg" erinnern. Damals habe ich häufig noch nachts gearbeitet und wenn ich morgens dann endlich in meinem Bett gelandet bin, habe ich zuerst den Fernseher angeschaltet um mich zu informieren. Die Berichterstattung jener Zeit war schon sehr neuartig - und vermutlich rückblickend betrachtet alles andere als seriös. Ein bisschen war es wie live dabei sein und trotzdem in Sicherheit. Krieg aufbereitet fast schon wie ein Computerspiel... Es entstand der Eindruck von Zielgenauigkeit... 
Aber wenn man mal außer acht lässt, dass das wahreWesen des Krieges nicht einmal ansatzweise erkennbar wurde, dann war er zumindest doch im täglichen Leben sehr präsent und den Menschen damit bewusst - wir , bzw. in diesem Fall damals unsere Verbündeten" befinden sich im Krieg. 

Das war mit dem AfghanistanEinsatz von Anfang an ganz anders. Zuerst einmal durfte der Krieg nicht Krieg genannt werden - er lief unter dem Namen "humanitärer Einsatz", vielleicht gab es auch noch ein paar andere - aber eben nicht Krieg. 
Ich glaube wir als Volk haben alle überhaupt gar nicht wirklich wahrgenommen und damit eben auch nicht verstanden - was da tatsächlich passiert. 
Ich auf jeden Fall habe mir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht - und es gab auch in den Medien wenig  zu erfahren was mir Grund gegeben hätte darüber nachzudenken. Afghanistan blieb weit weg - auch als der Krieg dann wirklich Krieg genannt wurde... 
Ein paar wenige Bilder haben den Blick auf die Wirklichkeit verzerrt oder gar nicht erst zugelassen. Da war einmal die Talkshow direkt aus Afghanistan mit unserem damaligen Verteidigungsminister... (und vermutlich der unbewusste Gedanke - wie sehr kann Krieg schon Krieg sein, wie gefährlich kann schon der Krieg sein - wenn dort Talkshows stattfinden??? diverse Politiker dorthin Sightseeing-Touren unternehmen???)  Die Reportage gestern oder vorgestern dazu sah, hat mich die Dinge noch einmal von einer ganz anderen Seite sehen lassen. Ich denke das ich die Wirklichkeit immer noch nicht kenne - aber auf jeden Fall scheint sie wirklich ganz anders zu sein als in dem öffentlichen oder allgemeinen Bewusstsein verankert.

Aber jetzt wüsste ich doch mal gerne was wir überhaupt am Hindukusch zu suchen haben???!!! 

Wer meint er müsse die Welt in "gut" und "böse" aufteilen und gegen das Böse - in diesem Falle die Taliban- in die Schlacht ziehen, der wäre gut beraten sich vorher genau zu überlegen was ihn das kosten wird - in Euro und Dollar - und an Menschenleben - und ob er bereit ist diesen Preis dann dafür auch zu bezahlen. Kommt er zu der Erkenntnis das er das nicht ist und den Kampf gegen das Böse "billig" haben will - dann sollte er zuhause bleiben!!! 
Die billige - sprich halbherzige Variante die dann Krieg ist, ohne so genannt werden zu dürfen, ist mit größter Wahrscheinlichkeit sehr teuer, weil es genau die stärkt, die man bekämpfen wollte. Wieder einmal ist es dann nämlich eine kleine handvoll "Schurken", die für die militärisch weit überlegenen Gegner dennoch unbesiegbar bleibt. Das wird sie bei zukünftigem Säbelrasseln der Großen dann keinesfalls in die Schranken verweisen, sondern sie lassen es erst recht darauf ankommen...