Sonntag, 15. November 2015

Beschleunigung in den Untergang???...

Eben noch Pläne für das Wochenende geschmiedet, Kataloge gestöbert, Alltäglichkeiten ein enormes Gewicht verliehen...  Eben noch eine gute Disskusion verfolgt die den eigenen Standpunkt noch einmal geklärt hat in Flüchtlingsfragen, Integration, Ursachenbekämpfung...

... und im nächsten Augenblick ist das alles schon wieder unwichtig, überholt, der Gedanke noch nicht zu Ende gedacht, da muss er schon wieder ganz anderen weichen... Das eine Gefühl noch nicht abschließend einsortiert, da schwappen mit Wucht ganz andere, verstörende, beänstigende, entsetzende heran...

Für mich fühlt es sich an als wäre die ganze Welt durcheinander geraten, eine längere Zeit ganz normalen Alltag - vielleicht auch langweiliger Alltag der einfach vor sich hin plätschert, scheint es einfach nicht mehr zu geben.
Eine Krise jagt die andere, eine Katastrophe die andere und irgendwie scheint kein Winkel der Welt mehr weit weg genug zu sein, als das es nicht auch irgendetwas in nächster Nähe macht und dort alles durcheinander wirbelt.

Vorgestern abend hat es verherrende terroristische Anschläge in Paris gegeben mit so unglaublich vielen Toten...
Die Meldungen von dem ersten Anschlag mit Toten war schon erschreckend... Neben dem Stadion in Paris, in welchem sich 80.000 Menschen aufhielten um ein Freundschaftsspiel zwischen der französischen und deutschen Fußballnationalmannschaft zu sehen, hat es eine oder 2 Bombenexplosionen gegeben und vier Toten.
Aber dann kamen im Minutentakt immer neue Anschlagsereignisse mit immer mehr Toten hinzu... Irgendwie wurde ziemlich schnell klar - das was die Katastrophe des Abends schien, war fast schon nur soetwas wie ein Nebenschauplatz. Unendlich mehr Tote an vielen anderen Schauplätzen...
Auf einmal hat es sich wieder so angefühlt wie damals am 11.September - Schock, unfähig die immer neuen und immer schlimmeren Informationen zu verarbeiten, einzusortieren. Hilfslos - was ist da los? ist es jetzt vorbei oder erst der Anfang... was kommt noch?...

Ich glaube, ich fühle mich im Augenblick von der Welt in der ich leben, überfordert.

Das war etwas was mir erst einen Tag zuvor, scheinbar "grundlos"  in den Sinn kam... es gibt seit Monaten so unglaublich viel außen, ich turne auf zuviele Baustellen rum, völlig verschiedene Aufgaben, ständig unterwegs...alles im Umbruch, immer neue unbegreifliche Meldungen aus aller Welt -  eine Krise nach der anderen donnert vom Bildschirm direkt in mein Wohnzimmer und mir vor die Füße, bis am Ende kein Zeit mehr für innen bleibt... Funktionieren - aber nicht mehr das Gefühl noch wirklich zu leben... Standortbestimmung fast nicht mehr möglich, geschweige denn die Idee eines Weges oder einer Lösung zu entwickeln...

Und dann das...

Als ich am Morgen "danach" den Fernseher angemacht habe auf der Suche nach aktuellen Informationen und vor allem Hintergrundinfos, war ich fast schon entgeistert - ohne genau sagen zu können warum. Vermutlich habe ich etwas anderes erwartet...
Unbewusst hatte ich mir möglicherweise eingebildet - egal welchen Sender ich nach dem Einschalten erwische - mein Infobedürfnis wird gestillt - und sei es nur über ein Laufband am Bildschirmrand. Statt dessen war das erste was ich sah, penetrant grinsende Moderatoren in Bestlaune, als ginge es im Leben zu jeder Zeit nur darum "dabei zu sein" und sich eine der noch vorhandenen Kauf"möglichkeiten" zu sichern...

Vielleicht würde es uns Menschen ganz gut tun, wenn hin und wieder die Welt für einen Augenblick still steht, ruhiger wird, um überhaupt mal wieder in die Konzentration zu kommen, statt nur getrieben von der Expansion nach mehr, mehr, mehr zu sein.